Balderschwang: Alpen, Gumpen und das Riedbergerhorn

Drei Familien-Touren in und um Balderschwang Für Familien mit Kindern gibt’s hier einfach zu besteigende, nicht allzu hohe Berge, Flüsse zum Baden und urige Alpen für die Brotzeit zwischendurch. Ideal für ein verlängertes Wochenende oder eine ganze Urlaubswoche.

Veröffentlicht am Kategorisiert in Berge, Berge mit Kindern, Reisen mit Kindern, Wandern, Wohnmobiltouren

Für das lange Wochenende haben wir unser altes Wohnmobil aktiviert und eingeräumt und machen uns Donnerstag recht früh auf den Weg: 5:30 sagt die Uhr als wir aufbrechen. Die Kinder haben die Nacht schon im Wohnmobil verbracht und schlummern weiter, während wir uns über die Bundesstrassen dem Allgäu nähern. Unser Ziel diesmal: Über das Allgäu und den Riedbergpass hinauf nach Balderschwang und weiter über den Bregenzer Wald hinunter zum Bodensee.

Balderschwang:
Verstecktes Allgäuer Kleinod

Balderschwang ist eines der Hörnerdörfer und liegt etwas versteckt im Allgäu hinter dem Riedbergpass – mit 1.400 Höhenmetern Deutschlands höchstem Strassenpass – eigentlich schon im Bregenzer Wald. Wanderer zieht es eher weiter ins Kleinwalsertal oder in Richtung der höheren Berge rund um Oberstdorf. Für Familien mit Kindern gibt’s hier einfach zu besteigende, nicht allzu hohe Berge, Flüsse zum Baden und urige Alpen für die Brotzeit zwischendurch. Im Winter ein schönes Skigebiet für Familien.

Uns zieht es mit dem Wohnmobil auf den Stellplatz am Schwabenhof. Ein schöner, terrassierter Platz neben einem Gasthof mit Spielplatz und Badeteich, zwar direkt an der Strasse, aber mit sehr wenig Verkehr und sehr ruhig. Von hier aus geht’s drei Tage auf Tour.

Tour 1: Alpen und Gumpen (2h)

Am Anreisetag geht es auf eine kleine Runde hoch auf die Höflealpe, die noch geschlossen ist. Vom Schwabenhof vorbei an der schönen Lenzenalpe steil in mehreren Serpentinen hinauf in Richtung Schwarzenberg. Wir folgen aber nicht der Beschilderung zur Schwarzenberg-Alpe, sondern folgen dem Weg, der in einen Pfad übergeht unter dem Lift hindurch bis zur Höflealpe und der Marinekapelle.

Hier machen wir kurz Brotzeit mit den Kindern, bevor es über den »Kreuzweg« wieder hinunter in Richtung Balderschwand geht.

Im Tal queren wir die Brücke und biegen dann scharf links in Richtung Fluss ab. Die Bolgenache bietet sich hier mit Ihrem Flussbett und mehreren Gumpen zum Baden an. Das Wasser ist recht frisch, aber die Sonne heizt schnell wieder auf. Nach einer Stunde baden geht’s in 15 Minuten wieder zurück zum Schwabenhof.

Tour 2: Zur Scheuenalpe und zum Scheuenwasserfall (2,5h)

Am Freitag starten wir dem Fluss entlang in Richtung Scheuenalpe und an dieser vorbei durch den Wald hinauf zum Scheuen-Wasserfall. Eine schöne, nicht allzu lange Wanderung mit schöner Aussicht am Wasserfall. Ideal mit Kindern.

Bis zur Scheuenalpe auf einfachen Schotterwegen ohne große Steigung. Dann an der Scheuenalpe hinauf in Richtung Piesenkopf. Nach rund 300 Metern links in den Wald und noch eine viertel Stunde durch den Wald hinauf zum Wasserfall. Mit gutem Schuhwerk kann man auch zur Gumpe am Wasserfall hinuntersteigen. Auf dem Heimweg kehren wir auf der urigen Scheuenalpe ein, bevor wir in den Gumpen am Fluss mit den Kindern baden gehen.

Wer die Tour etwas verlängern will, kann von Scheuenwasserfall hinauf zum Scheuenpass und weiter zum Piesenkopf hinaufsteigen. Dann verlängert sich die Runde um rund 2 Stunden.

Tour 3: Der lange Weg auf der Riedbergerhorn (4h)

Das Riedbergerhorn, mit seinen 1.778m der höchste Gipfel der Hörnergruppe, erklimmt man normalerweise in rund einer Stunde von Grasgehren (1.447m) auf Höhe des Passscheitels der Riedbergpass-Strasse. Die 350m Höhe sind auf ausgetretenen Pfaden einfach erledigt. Die Aussicht auf das Allgäu, die Gipfel Oberstdorf, des Kleinwalsertals, des Allgäuer Hauptkamms und der Nagelfluhkette liegen um den Gipfel als einzigartiges Panorama verteilt. Allen voran natürlich die Gottesäckerwände vor dem Hohen Ifen, aktuell noch den Schneefeldern vorab Schatten spendend.

Nachdem der Busfahrplan für Samstag aber nur wenige Fahrten in unsere Richtung bietet, beschließen wir direkt vom Schwabenhof den Aufstieg zu starten. Zwei Stunden sind hier für den Aufstieg angeschrieben. Mit unseren kleinen (6 und 8 Jahre) planen wir etwas länger für den steilen Aufstieg und wissen eigentlich nicht so ganz, ob die hier wirklich mitspielen.

Wir steigen entlang der Piste in Serpentinen auf einem teils breit ausgefahrenen, teils weggeschwemmten Weg hinauf bis zu Bergstation des nur im Winter betriebenen Sessellifts. Hier ist nach rund 300 Höhenmetern das Tagesziel auch schon sichtbar, ebenso erste Wanderer, die schon am Ziel oben stehen. Die Kinder sind noch recht geduldig. Wir auch, als Käfer vor dem Ertrinken oder anderen Käfern gerettet werden müssen.

Nach einer kurzen Aussichts- und Keks-Pause wendet sich der Weg nach rechts und wir folgen einem Pfad in und durch den Wald hinauf. Nach einem kurzen flacheren Zwischenstück wird es ab ca. 1.600m wieder steiler. Die Kinder haben aber anscheinend die vorherigen 600 Höhenmeter Aufstieg vergessen und springen jetzt wir kleine Steinböcke die letzen 100 Höhenmeter den Berg hinauf. Die Aussicht hat sich mittlerweile von den grasigen Hügeln gewandelt und den Blick auf die nahen Gottesackerwände und den dahinter liegenden Hohen Ifen freigegeben.

Wir hören schon von oben verschiedene Stimmen und sehen als wir oben ankommen schon rund 20-25 Leute am Gipfel sitzen. Glück, dass der Gipfel eine geräumige Wiese ist, der sich wie ein römisches Forum öffnet und den Blick in  Richtung Kleinwalsertal, Bregenzer Wald bis hin zum Bodensee öffnet.

Der Blick in Richtung Oberstdorf und Grasgehren erklärt die Menge an Besuchern hier oben: Breite Wege und ein recht kurzer Aufstieg wird wohl doch von den meisten bevorzugt.

Für uns und die Kinder geht es nach kurzem Nase-Rümpfen auf der Südseite abwärts. Wir wollen auf dem Heimweg über die «Obere Mittelalpe» absteigen und hier noch unsere Wasser-Vorräte auffüllen, die langsam zur Neige gehen. Die knapp 28 Grad erfordern doch etwas mehr Wasser als der Rucksack hergeben kann.

Wir folgen dem Weg für rund 20 Minuten und biegen dann nach rechts in den Wald ab. Jetzt geht es mehrmals auf und ab und dann steil bergab zur Alpe hinab. Hier kurze Verschauf- und Trinkpause, bevor es in rund einer Stunde auf gut befestigten Wegen hinunter nach Balderschwang geht. Nur einmal muss man aufpassen: Rund 20 Minuten von der Hütte entfernt geht die Schotterstrasse steil links bergab, man muss aber geradeaus über die neu geschottertes Strasse queren und ein kleines Waldstück durchqueren, bevor es scharf rechts über eine Bachbett geht (ist aber mit eigentlich Beschildert). Sonst folgt man dem gut beschilderten Weg bis man wieder auf den Auftstiegspfad bzw. die Skipiste trifft.

Über den Bregenzer Wald zum Bodensee

Eigentlich wollten wir ja mehrere Campingplätze ausprobieren und letztendlich am Bodensee landen. Nach den arbeitsamen letzten Wochen, war uns das aber doch zu stressig, also sind wir in Balderschwang hängengeblieben. Den Kindern war aber der Bodensee versprochen, also haben wir den Heimreisetag zum Badetag gemacht: Von Balderschwang in rund einer Stunde über Hittisau und Alberschwende durch den Bregenzer Wald hinunter nach Bregenz und dann weiter auf der Landstrasse nach Lochau.

Hier kann man am Bahnhof gut parken (kostenpflichtig 1€ je Stunde bzw. 7€ für die Tageskarte) und ist nach der Unterführung schnell an einem recht schönen Strand mit Ausblick auf den See von Bregenz, Lindau bis Konstanz und auch die umliegenden Berge wie den Pfänder oder den Säntis. Es gibt auch ein Café/Bistro in der alten Fähre und auch die Möglichkeit Rundfahrten mit dem Boot zu machen.

Sonst bietet sich natürlich auch Lindau mit seiner Insel-Stadt zum Flanieren an.

Bodensee und Säntis von Lochau gesehen
Bodensee und Säntis von Lochau gesehen

Anreise

Balderschwang erreicht man von München über die A96 München – Lindau und die A7 Ulm-Füssen. Von Stuttgart über die A7 Ulm-Füssen. Beim Kreuz Allgäu in Richtung Kempten/Oberstdorf und dann weiter auf der B16 in Richtung Oberstdorf. In Fischen rechts in Richtung Balderschwang/Obermaiselstein. Über den Riedbergpass nach Balderschwang.

Mit Bus & Bahn: Per Bahn nach Oberstdorf und dann weiter mit dem Bus in Richtung Hittisau. Mehrere Haltestellen in Balderschwang, je nach gewählter Unterkunft. Vorher Verbindung prüfen, da nur weniges Fahrten täglich angeboten werden!

Übernachtung

Wir nächtigen mit unserem Wohnmobil auf dem Wohnmobilstellplatz am Gasthof Schwabenhof. Hier gibt es auch Hotelzimmer und Ferienwohnungen. Weitere Unterkünfte aller Preisklasse in Balderschwang, Obermaiselstein, Fischen oder Bolsterlang.

Reiseführer

Bergverlag Rother: Allgäu 1: Oberallgäu und Kleinwalsertal 
Bergverlag Rother: Bregenzer Wald

Von Thomas

Schon von klein auf viel in den Bergen unterwegs sind Wandern, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und alles rund um die Berge meine Hobbies. Vater von zwei nicht mehr ganz so kleinen Bergfexen und sozusagen der „Chef“ von mehr-berge.de ;-)