Wandern in Kroatien – Teil 2: Tour der 7 Wasserfälle

Kroatien ist für mehrere große Wasserfälle in den Nationalpärken bekannt, in Istrien kann man aber auch eher kleinere, ca. 4 Meter hohe Fälle erwandern. Ihren Charme haben kleine Wasserfälle genauso – wenn sie denn dann auch fallen würden … Denn…

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Kroatien ist für mehrere große Wasserfälle in den Nationalpärken bekannt, in Istrien kann man aber auch eher kleinere, ca. 4 Meter hohe Fälle erwandern. Ihren Charme haben kleine Wasserfälle genauso – wenn sie denn dann auch fallen würden… Denn wie in fast allen Wanderführern erwähnt, ist eben eher im Frühling oder im Herbst Wanderzeit in Kroatien und so kann man Ende Juni aufgrund der gestiegenen Temperaturen kaum noch mit reißenden Flüssen rechnen. Also eine Wasserfalltour ohne Wasserfälle? Ja, denn die Tour lohnt sich trotzdem, vor allem wegen der vielseitigen, zum Teil wilden Natur und der Einsamkeit. Für den Rest muss man dann eben ein bisschen Phantasie mitbringen.

Der “Weg der sieben Wasserfälle”

Los geht es in Buzet, einer kleinen Stadt im Norden Istriens. Dort läuft man von der Favorit-Brauerei und der Wasserfabrik im Stadtteil Sv. Ivan weg in Richtung des Flusses Mirna. Am Fluss bzw. im Sommer am Flussbett biegt man nach links ab und folgt der Mirna. Einige Bauern bestellen hier ihre kleinen Felder und schenken den Wanderern gerne einen freundlichen Gruß. Weiter am Fitnessweg und -platz vorbei beginnt an einem Waldstück der “Weg der sieben Wasserfälle” (“Staža 7 Slapova”).

Unbedingt vorher nochmal einen Blick zurück werfen, denn von hier aus hat man freie Sicht auf das auf einem Berg gelegene Buzet. Der Weg wird nun schmaler und man geht an Felsen entlang. Bald trifft man auf eine kleine Hängebrücke, die sogar im Sommer noch notwendig ist: Eine undurchsichtige, weiß-grau gefärbte Wasserlache erstreckt sich unterhalb der Brücke, in die man nicht unbedingt fallen möchte. Man kann sich aber vorstellen, wie der Fluss hier im Frühling erfrischend entlangfließt. Da die Mirna hier in einem Tal liegt und von Felsen umgeben ist, staut sich die feuchte Hitze und es wird tropisch warm. Umso schöner ist das Froschkonzert, das hier zu hören ist und durch die Felsen noch verstärkt wird. Zu sehen ist kein einziger Frosch, aber man hat den Eindruck, hier seien Hunderte am Quaken.

Von hier aus kommt man bereits zum ersten Wasserfall, jedenfalls auf den Schilder so beschrieben. Zu sehen bekommen wir eine große, hohe Felswand ohne Wasser und ein tiefes Wasserbecken, wo noch letzte Wasserstellen eine Herberge für Frösche bieten. Auch beim zweiten Wasserfall nur ein paar Minuten weiter ergibt sich ein ähnliches Bild. Beeindruckend aber sind die ausgewaschenen Felsen ohne Wasser allemal, denn so kommt man näher heran.

Vorbei an Kletterern und Schmetterlingen

Von dort aus geht es auf einem schmaleren, sehr steilen Pfad nach oben und passiert die an einer hohen Felswand hängenden Kletterer. Auch die sind von der feuchten Hitze etwas geschafft, aber der Ehrgeiz bleibt und so kann man ihnen beim freien Klettern ein bisschen zusehen, bevor man sich ein bisschen bergab zum dritten Wasserfall (“Vela peć”) begibt. Auch hier in einer steilen Felswand mit Überhang hängen Haken für die Kletterer in der Wand . Obwohl die Felsen imposant in den Fluss ragen, bekommen wir auch hier keinen Wasserfall zu sehen. Dafür aber fliegen unzählige Schmetterlinge an uns vorbei – in den verschiedensten Farben und Größen. Man fühlt sich – dank der Luftfeuchtigkeit – ein wenig wie im Schmetterlingshaus, nur das man für die Besichtigung keinen Eintritt bezahlt hat.

Nun folgt der steilste Teil des Wegs: Wir gehen an und über Felsen hinauf, um aus dem Mirnatal zum oberen Teil des Flusses über den Wasserfällen zu gelangen. Hier geht man an einigen Seilversicherungen sowie auf gut und neu befestigten Trittstufen nach oben. Dort angekommen lohnt sich die Atempause (die Luft wird wieder etwas kühler) – der Blick auf Buzet und das felsige Tal unter uns lässt einen fast schweben, und ist doch man froh um das seilartige Geländer.

Stille am Wasserbecken

Dann folgen wir dem nun wieder breiteren Weg und stoßen bald auf den 4. Wasserfall. Nach einer Steinbrücke muss man rechts abbiegen, um dorthin zu gelangen. Die dort installierten Bänke und Tische laden zum Verweilen ein; außerdem lassen sie vermuten, dass in der Wandersaison einige mehr die Tour probieren. Uns aber begegnet niemand und wir genießen die Stille, die hier am Wasserbecken unter den höhlenartigen Felswänden einen tiefen Eindruck hinterlässt. An den Felswänden schlängeln sich festverankert Wurzeln hinauf und erinnern an eine urwaldähnlichen Naturbelassenheit. Zurück auf unserem Weg (der Wasserfall liegt etwas abseits) können wir eine Abkürzung nehmen und lassen so das kleine Dorf Selca aus, das eigentlich auch auf der Route liegt. Aber der Waldkraxelpfad hat uns mehr angesprochen als der breite Forstweg.

Über den Waldkraxelpfad wieder bergab

Statt dann an der nächsten Gabelung den Biketrail zu nehmen, gehen wir rechts einen Pfad entlang, der wiederum durch einen Wald führt und markiert ist. Das immernoch dichte Blätterdach beherbergt erneut viele Schmetterlinge und auch viele unterschiedliche Pflanzen – bei der fehlenden Steigung bleibt Zeit zum genaueren Betrachten. Immer an die Markierung haltend gelangen wir zur Napoleonsbrücke – eine breite Steinbrücke, die über den Bach Draga führt. Die im 19. Jahrhundert erbaute Brücke wirkt nicht mehr sehr brückenähnlich, was nicht nur am fehlenden Bachwasser liegt, sondern an den verteilten Steinhäufchen um die Brücke herum. Der Weg führt zum verlassenen Ruinendorf Glistonja, von dem wirklich nur noch einzelne Steine stehen und die Mauern mit Gras überwachsen sind. Die verlassene Gegend beeindruckt auch deshalb, weil wir ganz alleine auf der Strecke sind. Einsamkeit und Einsiedlertum werden spürbar.

Ausblick auf den Vojak,
den höchsten Berg Istriens

Nun geht es lange durch Wald, an einer weiteren verwachsenen Ruine vorbei und über graue, karge Kies- und Asphaltplatten weiter nach Kuhari, wo wir nach einem kurzen Straßenabschnitt wieder in den Wald gelangen (bei der Kapelle rechts). Im dichtbewachsenen Wald staunen wir mal wieder über die Schmetterlingsvielfalt und kommen nach einigen Serpentinen an eine Lichtung, von wo aus wir den höchsten Berg Istriens, den Vojak, betrachten können. Über einen Kiesweg stoßen wir wieder auf den Biketrail (Nr. 509), der uns zur Gaststätte in Kotli und zum 5. Wasserfall führt. Nach 3 Stunden Wanderung ist die Rast verdient, dort gibt es auch hausgemachte Speisen.

Hier in Kotli führt eine für Autos befahrbare Straße herauf, sodass man auf mehrere Leute trifft, die sich den Wasserfall anschauen wollen, der aber leider wieder ein “Nicht-Wasserfall” ist, obwohl noch ein wenig Flusswasser entlang der weißen Steine fließt. Eine Erfrischung im kühlen Wasserbecken blieb uns somit auch verwehrt. Die Aussicht ist aber trotzdem lohnenswert, da die Felsen eine besonders runde Form angenommen haben und das wenige Wasser trotzdem seine türkise Farbe behält. Frisch gestärkt begeben wir uns wieder zurück auf den Biketrail rechts über der Mirna entlang, der durch das häuserartige Blätterdach schon bald zum sechsten Wasserfall führen soll. Aber auch hier: Ausgewaschene Steine, man kann die Region des Wasserfalls ohne Probleme erkunden und sich vorstellen, wie hier das Wasser normalerweise plätschert.

Wasserfall Nummer 7: endlich Wasser

Weiter auf dem Weg kommen wir zur nächsten Abzweigung, die zu Wasserfall Nummer 7 führen soll. Auch hier muss man ein paar Minuten vom Weg ab, um dort nochmal einen Blick auf einen höhlenartig geformtes Wasserbecken zu blicken. Und hier ist die Überraschung: Etwas Wasser tröpfelt von den Steinen herab in das Becken, unser minimaler und erster Wasserfall also. Beobachten kann man hier aber vor allem die vielen Fische, die sich in dem kleinen Wasserbecken gesammelt und eingepfercht haben.

Nach diesem Erfolgserlebnis geht es nun also zurück Richtung Buzet, wir überqueren die Mirna einige Male (bei dem sommerlichen Flussstand kein Problem) und schauen uns dabei in der felsigen, aber oft sehr saftig grünen Landschaft und am etwas mystischen Flussbett um – fast erinnert man sich schon an Karl Mays Winnetou, der aber noch weiter südlich gedreht wurde. Vorbei an einigen Feldern und Gärten geht es nochmal etwas nach oben, bevor wir dann auf einem breiten, aber sehr steilen Pfad nach unten Richtung Ausgangspunkt wandern. An den canyonartigen Felsen ist zu erkennen, wie hoch der Fluss im Winter fließen muss. Beeindruckend ragen die Felsen über das Flusstal auf. Über eine neue gebuate Brücke kommen wir nun immer näher an Buzet heran – auch von hier hat man wieder einen schönen Blick auf die Stadt. Schließlich erreichen wir das Flussbett und den Fitnessweg und haben nur noch die kleine Strecke zur Favorit-Brauerei vor uns.

Auch wenn uns der Blick auf die meisten Wasserfälle verwehrt blieb (womit wir aber gerechnet hatten), so hat man auch im Sommer etwas von der Tour zu den sieben Wasserfällen fenab von der Adriaküste: Die Flora und Fauna ist so vielfältig wie man sie sonst wenig kennt, die Felsen und das Flussbett mit den vielen grünen Wäldern entrücken die einsamen Pfade und lassen uns die Touristen, die sich gerade am Meer tummeln, schnell vergessen.

Infos

Wanderzeit: ca. 5 Stunden

Kondition: Ausdauer aufgrund der Weglänge, aber auch für weniger Geübte machbar (solange man sich mit leichten Seilversicherungen wohlfühlt)

Anfahrt: Mit dem Auto nach Buzet, Parkplatz vor der Brauerei kostenfrei

Markierungen: rot-blau, teilweise Biketrail 509

Karte: Istrien / Istra / Istria: Wanderkarte mit Kurzführer, Radrouten und Ortsplänen. 1:75000

Buch: Istrien: mit Kvarner-Bucht, Krk, Cres und Losinj. 50 Touren. Mit GPS-Tracks.

Ausrüstung: Viel Wasser, lange Hosen sind aufgrund der Pflanzen im Wald angenehmer, Sonnenschutz (trotz langer Waldpassagen notwendig)

Abstecher: Von Kotli aus kann man noch die kleinste Stadt der Welt besuchen: Hum. Hier sollte man jedoch Zeit und Ausdauer mitbringen, da der Abstecher die Strecke deutlich verlängert

Beste Wanderzeit: Frühling, aber auch der Sommer hat seinen Charme (vor allem aufgrund der wenigen bis nicht vorhandenen Touristen)

Von Stefanie Singer

Bergwandern hab ich in der Schule für mich entdeckt: Mit dem Schullandheim in Berchtesgaden und dann bei der Abifahrt auf dem Sentiero della Pace (Friedensweg). Von Konstanz aus war ich in den Schweizer Bergen unterwegs und ein Freund hat meine Liebe zu den östlichen Gebirgen geweckt: Hohe und Niedrige Tatra, Beskiden etc. Ansonsten fahr ich zum Wandern gern nach Norwegen, Irland und Schottland. An den Wochenenden genieß ich, was die Alpen in Deutschland, Österreich und Südtirol zu bieten haben.