Zugegeben – Einsamkeit und schottische „Wanderweglosigkeit“ darf man beim angeblich beliebtesten Berg der Schotten nicht erwarten, trotzdem lohnt sich die Tour auf den Ben Lomond: Als Einstieg und Gewöhnung an das schottische Terrain und Wetter zum Beispiel, aber auch, weil der Ausblick auf die vielen Lochs und Bens sehr beeindruckend ist.
Los geht die Tour am Meml Pier, dort endet auch die Straße, auf der man mit dem Auto auf den großen Parkplatz (gebührenpflichtig) fahren kann. Um das Info-Häuschen herum stößt man auf einen Wegweiser Richtung Ben Lomond. Ab hier sind die Wege nicht mehr markiert, jedoch ist der Wanderweg immer eindeutig zu erkennen.
An die fehlende Markierung kann man sich somit schon langsam gewöhnen – für den Fall, dass man noch weitere Touren im einsameren Schottland plant. Gleich am Anfang stößt man auf mehrere schlammige Wegstrecken, über die einige Holzstämme hinweghelfen. Manchmal muss man jedoch auch einfach durch.
Durch Farn, noch ein wenig Wald und über einige kleine Felsen wird der Weg nach oben von feuchter schwüler Luft begleitet. Schaut man zum Himmel, will man die Regenjacke trotzdem nicht so unbedingt ausziehen. Ein Dilemma, das einen noch den ganzen Weg nach oben begleitet. Immer wieder an einigen Wandergruppen vorbei, erreicht man ein kleines Holzgatter, das die Wanderer nochmal willkommen heißt und auf den Nationalpark Ben Lomond hinweist.
Bereits in der Nähe des Gatters werden die ersten Blicke auf Loch Lomond, den größten See Schottlands, und vor allem auch auf grüne Hügel frei. Der Weg führt weiter nach oben – ein nicht zu übersehender Pfad durch die grünen Wiesen. Immer wieder reißt der Himmel auf; soll man die Regenjacke also doch ausziehen?Was solls.
Der Weg führt relativ geradlinig weiter nach oben, dreht man sich um, wird der Ausblick noch schöner: Immer mehr Lochs und viele Bens erstrecken sich vor den Augen der Wanderer. Blickt man nach oben, denkt man, es ist bald geschafft. Doch der Schein trügt, wie oft in Schottland ist der zweite Hügel hinter dem ersten nie der letzte. Dahinter wartet noch ein höherer und dann vielleicht noch ein weiterer kleiner Anstieg. Das mag für die einen positiv für die anderen eher negativ sein: Manche schon müde Wanderer kann man fragen hören: „Sind wir denn jetzt bald oben? Das kann doch nicht sein.“ Andererseits hat man nicht die ganze Zeit die erdrückende Höhe des Berges vor sich und man kann sich immer wieder einen großzügigen Blick auf die Landschaft gönnen.
Dann ist es fast geschafft: Der letzte Anstieg steht bevor, doch der ist dann auch nochmal etwas anstrengender und vor allem steiler. Deshalb vielleicht noch kurz das Panorama genießen und dann am Berg einsteigen. Serpentinen schlängeln sich am Bergrücken nach oben, der Wind nimmt zu, die Wolken leider auch. Hier sind dann auch Handschuhe gefragt, die Luft wird deutlich kühler. Nach vielen Kehren wird die Freude noch einmal kurz getrübt: Man ist immer noch nicht oben. Fast auf der Höhe von Ben Lomond muss man noch einmal an einem Kamm entlang (hier zieht es sehr) und ein bisschen am Fels gehen (nie ausgesetzt, gut machbar), um schließlich die letzten Meter auf Wiese und Fels Ben Lomond zu erklimmen.
Damit man auch merkt, das man am Gipfel ist, gibt es einen Steinberg und eine kleine Steintafel. Der Blick auf den 974 Metern ist einzigartig – das Panorama der Highlands und der vielen Seen ist rundum ungetrübt – wenn da nicht die Wolken wären, die sich wieder am Himmel zusammenziehen.
Fünf Minuten später ist die Sicht vorbei, man kann gerade noch den Nachbarn erkennen. Glücklicherweise ist der Weg so deutlich, dass man den Rückweg gut in Kauf nehmen kann. Auch sind die Wolken an diesem Tag sehr launisch und ziehen schnell wieder weiter. Die Sicht kehrt zurück, aber unterschätzen sollte man das Wetter nicht. Trotz allem bleibt die Wanderung noch entspannt. Zurück geht es auf dem gleichen Weg, um das Panorama nun noch einmal richtig auszuschöpfen. Oder aber man geht den zweiten Wanderweg Richtung Südwest zurück, um nicht die gleiche Strecke erneut zu laufen.
Angegeben ist die Tour mit fünf bis sechs Stunden – das ist aber wohl den vielen Touristen geschuldet, die sich nicht überschätzen sollten. Für geübte Wanderer ist die Tour auch in vier Stunden zu machen. Insgesamt also eine schöne Tour zum Einsteigen fürs Wandern in Schottland – oder aber auch für Familien.
Tipps:
Ausrüstung: unbedingt wasserdichte Wanderschuhe, Gamaschen sind beim Schlamm auch hilfreich, Mütze und Handschuhe, Stöcke, regenfeste Kleidung versteht sich von selbst
Karte: Ordnance Survey 56, Loch Lomond & Inveraray (gibt es sogar in Supermärkten zu kaufen, Maßstäbe 1:50 000 und 1:25 000)
Anfahrt: Mit dem Auto auf der kleinen Straße am Loch Lomond entlang, kostenpflichtiger Parkplatz, an der Straße gibt es zwei Campingplätze und eine Jugendherberge
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