Die Kampen-Überschreitung am Tegernsee – nicht zu verwechseln mit der berühmten Kampenwand im Chiemgau – führt wahlweise vom Tegernsee oder von Lenggries über die den Grat der drei Kampen Ochsenkamp, Auerkamp und Spitzkamp. Idealerweise nimmt man die Verlängerung über den Brandkopf und das Seekarkreuz bis hinüber zur Lenggries Hütte mit, bevor man wieder ins Tal absteigt. Mit dem Grasleitenkopf und dem Grasleitenstein kann man so insgesamt sogar sieben Gipfel auf einmal sammeln.
Durch den langen Zustieg auf dem breiten Weg zum Hirschtalsattel eignet sich die Tour, wie in unserem Fall, auch ideal als Sonnenaufgangstour. Mit gesamt 16 km und rund 1200 Höhenmetern als Tagestour aber durchaus fordernd. Einkehrmöglichkeit auf der Lenggrieser Hütte.
Durch das Hirschbachtal zum Sonnenaufgang auf dem Ochsenkamp
Sonnenaufgangstouren haben natürlich ihren Preis: Sonnenaufgang ist Mitte Juli um ca. 5:30. Uhr, vom Wanderparkplatz in Lenggries Hohenburg braucht man rund anderthalb Stunden auf den Gipfel, vom Altmühltal (wo wir wohnen) nach Lenggries stehen rund zwei Stunden Autobahn und Landstraße auf dem Plan. Also: Aufstehen um 2 Uhr und ab auf die Autobahn… 4 Uhr los am Parkplatz…
Zuerst geht es auf dem Weg durch das Hirschbachtal aufwärts zum Hirschbachsattel. Begleitet wird der Aufstieg vom ständigen Rauschen und Gurgeln des Hirschbachs. Der Weg ist als Alm- und Fortstraße gut ausgebaut und somit ideal für die Tour durch die Nacht. Nur das laute „Schuhuh“ einer Eule reißt nicht aus dem Takt und sorgt dafür, dass ich mich doch mal umblicke, ob mich nicht ein paar Tiere durch die Nacht verfolgen. Doch ich bin allein unterwegs…
Als eine Dreiviertel Stunde später die Dämmerung einsetzt, kommt auch schon der Ochsenkamp in Sicht. Noch eine Doppelkurve und schon stehe ich vor dem Abzweig. Links ginge es zum Fockenstein, rechts weiter ohne Grat und Gipfel zur Lenggries Hütte. Auf der Almwiese sind Spuren erkennbar, die in den Bergwald führen und zufälligerweise auch der Richtung meines GPS-Tracks entsprechen. Allzu stark begangen scheint der Ochsenkamp hier schonmal nicht.
Im Bergwald führt der Weg in ausgewaschenen Rinnen schnell und steil bergauf. Mir ist das Recht, auch wenn mir der Schweiß von der Stirn rinnt, will ich doch in einer halben Stunde zum Sonnenaufgang am Gipfel stehen… doch noch trennen mich knapp 300 Höhenmeter von der ersehnten Aussicht…
Am Vortag hatte es bis Abends noch geregnet. Das merke ich an den mittlerweile nassen Füßen, fallen doch bei jeder Berührung Wassertropfen auf den Boden… und meine Beine. Doch die Wolken scheinen sich rund um mich aufzulösen. Zwischendrin gilt es natürlich immer wieder Fotos zu machen, dennoch komme ich gut voran. Pünktlich zum Sonnenaufgang mache ich die letzten Schritte von Grat zum Gipfel hinauf. Vor mir liegt das Alpenvorland unter Wolken. Der Tegernsee scheint genau die Wolkengrenze zu sein, denn er spitzt unter den Wolken hervor.
Während ich in der Sonne am Gipfel stehe und mein Glück gar nicht fassen kann, wallen unten in den Tälern die Wolken umher. Rund um mich wiegen sich die Blumen und Gräser im leichten Wind. Ein perfekter Moment. Dafür war es die Reise durch die Nacht definitiv wert!
Aussichtsreiche Gratwanderung über die drei Kampen
Nach einem ersten Frühstück mit unfassbarer Aussicht auf das Alpenvorland, die kleinen Voralpengipfel um mich und das mittlerweile in sanftes Morgenlicht getauchte Karwendel hinter mir mache ich mich auf den Weg: Der Ochsenkamp soll ja nur der erste Gipfel des Tages sein. Sechs weitere Gipfel warten noch auf mich.
Zurück am Grat folgt man den Wegspuren immer rechts des Grats und gelangt so schnell und umschwierig, ja fast unbemerkt auf den „Gipfel“ des Auerkamps, den höchsten der drei Kampen.
Von hier gehts weiter auf den Spitzkamp, wo man von Norden kommend schon mal die Hände für den Aufstieg benötigt. Spannend wird’s allerdings beim Abstieg: Eine rutschige Rinne will mit Vorsicht begangen werden. Hier gilt es, im abschüssigen und steilen Gelände geschickt die Hände und Füße einzusetzen. Spätestens hier gilt absolute Trittsicherheit!
Nach dem doch etwas unschönen Abstieg trifft man nach einer kurzen Querung auf den Forstweg, der vom Hirschtalsattel zur Mühltal-Alm führt. Hier muss man sich rechts halten.
Über den Brandkopf zum Seekarkreuz
Nun folgt man entweder dem Fahrweg ein Stück bis zur Abzweigung in Richtung Seekarkreuz und Lenggrieser Hütte oder folgt nach ein paar Metern gleich links einem unscheinbaren Pfad hinauf zum Brandkopf. Der Weg über den Brandkopf ist weitgehend weglos. Da der Brandkopf das Rückzugsgebiet der bedrohten Auerhühner ist, empfehle ich eher, den Brandkopf auszulassen und die Hühner nicht aufzuschrecken. Im Frühsommer bis um den 15. Juli brüten die Hühner.
Als nächstes Etappenziel steht der nächste Gipfel nun schon direkt vor uns: Das Seekarkreuz ist ein beliebter Müncher Hausberg. Er ist jedoch nicht nur bei Wanderern beliebt, sondern auch bei den Kühen, die hier bis zum Gipfel grasen und weiden. Deshalb ist der Aufstieg oftmals auch eher eine Schlammschlacht als reines Vergnügen. Teilweise bis über die Knöchel sinke ich beim Aufstieg immer wieder im Matsch ein. Vielleicht wären die hohen Wanderstiefel doch die bessere Wahl gewesen als die niedrigen Zustiegsschuhe?
Der Gipfel ist schnell erreicht und gibt nun auch den Blick auf die Lenggrieser Hütte etwas unterhalb frei. Dahinter ist schon mein nächster Gipfel zu sehen: Der Grasleitenkopf erhebt sich etwa 100 Höhenmeter hinter der Hütte. Doch zuerst wartet der unschwer Abstieg hinunter zur Hütte…
Zuerst noch durch die teilweise matschigen Weiden, dann durch den Bergwald bis man Praktischerweise direkt vor der Hütte landet. Eine Einkehr zum Frühstück habe ich nicht eingeplant, so folge ich für rund fünfzig Meter dem Fahrweg in Richtung Seekar-Alm bevor links eine Fahrspur abzweigt. Dieser bis zu einem Zaun folgen und dann recht matschig hinauf zu einer kleinen Berghütte im Wald. Hier rechts hinauf zum Grasleitenkopf mit seinem Gipfelkreuz in Miniatur-Version.
Mit Gegenanstieg über den aussichtsreichen Grasleitengrat ins Tal
Über den Grat geht es jetzt ein gutes Stück immer entlang bis zur Grasleitenspitze. Eine schöne Gratwanderung, aber durchaus immer wieder mit spannenden Tiefblicken garniert. Auf der sogenannten „Grasleite“ wartet ein Gipfelkreuz und ein wunderbarer Ausblick auf die Isar und Lenggries. Eine Sitzbank lädt zum Verweilen ein.
Allzu lange verweile ich aber nicht, warten doch immer noch 450 Höhenmeter Abstieg… zuerst noch steil, dann zunehmend flacher geht es durch den Bergwald hinab bis man auf einen Almweg trifft. Auf rund 800 Metern gibt es dann die Möglichkeit, über eine Wiese hinüber zum Grasleitensteig zu wechseln. Das hat den Vorteil, dass man am Ende der Strecke nicht mitten durch einen Bauernhof queren muss. Außerdem kann man dann beim Bauern in Mühlbach am Automaten noch ein paar lokale Spezialitäten einkaufen.
Informationen: Kampen-Überschreitung von Lenggries
16,3 km, 6:00 h, 1.226 hm Auf-/Abstieg
Höchster Punkt: 1.606 m, Tiefster Punkt: 11 m
Strecke
Lenggries Hohenburg – Hirschtalsattel – Ochsenkamp – Auerkamp – Spitzkamp – Brandkopf – Seekarkreuz – Lenggries Hütte – Grasleitenkopf – Grasleitenstein – Lenggries Hohenburg
Anfahrt
Lenggries ist in jeweils rund 30 Minuten von der A95 München – Garmisch und der A8 München – Salzburg entfernt.
A95 München – Garmisch: Ausfahrt Nr. 9 „Sindelsdorf“ und f auf der B472 Richtung Bad Tölz. In Bad Tölz rechts auf die B13 Richtung Lenggries. Von der B13 in die Waldfriedhofstraße abbiegen und weiter in die Hohenburgstraße.
A8 München – Salzburg: Ausfahrt Nr. 97 „Holzkirchen“ und B318 bis zur Abzweigung „Holzkirchen“. Durch Holzkirchen der Beschilderung zur B13 nach Bad Tölz folgen. B13 durch Bad Tölz weiter bis Lenggries. Von der B13 in die Waldfriedhofstraße abbiegen und weiter in die Hohenburgstraße.
Parken:
Am Wanderparkplatz in Lenggries Hohenburg. Am öffentlichen Parkplatz noch rechts über die Brücke und beim Bauern für 2 Euro/Tag parken. Übernachtung mit dem Wohnmobil möglich (Campen: 5 Euro/Nacht)
Anreise mit Bus und Bahn:
Von München mit der Bayerische Regionalbahn direkt zum Bahnhof Lenggries. Vom Bahnhof Lenggries in rund 30 Minuten zum Schloss Hohenburg und nach der Tour wieder in rund 30 Minuten retour zum Bahnhof. Bus nur vereinzelt an Schultagen!
Tipp: Mit Bahn und Bus nach Bad Wiessee und Überschreitung der Kampen vom Tegernsee nach Lenggries.
Einkehr & Übernachtung
Mit einer Übernachtung auf der Lenggrieser Hütte lässt sich die Tour gut auch auf zwei Tage aufteilen.
Mit Kindern sollte man die Tour aber evtl. umdrehen und mit dem Aufstieg über Grasleitenstein und dem Grasleitenkopf beginnen. Am zweiten Tag dann Aufstieg zum Seekarkreuz und anschließend Abstieg hinunter zum Hirschtalsattel – oder mit trittsicheren und schwindelfreien Kindern eben über die drei Kampen. Bei der veränderten Richtung liegen die schwierigen Abschnitte im Aufstieg.
Lenggrieser Hütte (1338 m). Ganzjährig geöffnet (Dienstag Ruhetag), Tel. +49 8042 5633096
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