Skitourenparadies in den Kitzbüheler Alpen: Die Neue Bamberger Hütte

Manchmal braucht es mehrere Anläufe bis man eine Umgebung richtig kennen- und schätzen lernt. Manchmal passen die Umstände nicht zum Vorhaben und vernebeln im wahrsten Sinne des Wortes des Geist. Und manchmal klappt es beim zweiten Mal…

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Skitour: Zu Füßen der Aleitenspitze
Skitour: Zu Füßen der Aleitenspitze

Sonne und Schnee satt statt Stochern im Nebel

Uns ging es letzte Jahr bei einem Skitourenwochenende auf der Neuen Bamberger Hütte oberhalb von Kelchsau in den Kitzbühler Alpen so: Aufstieg im Schneefall bei eiskalten Temperaturen am Freitagabend mit zugegeben sehr sehr später Ankunft auf der Hütte (und somit dank zu später und durch Stau verzögerter Anreise einem verpassten gemütlichen Hüttenabend). 

Am Samstag stochern im Nebel, als Ersatz für eine Tour etwas LVS-Training und einer verzweifelten Abfahrt auf dem Fahrweg hinunter ins Tal, um ein paar Höhenmeter zu sammeln und nicht den ganzen Tag auf der Hütte Uno spielen zu müssen. 

Dafür am Sonntag endlich ein Bluebird-Day mit einem Meter Neuschnee unter strahlend-blauem Himmel. Aber halt mit einem Meter Neuschnee und entsprechend defensivem Verhalten dank einer hohen Lawinengefahr. Bei einem Aufstieg in Richtung Schafsiedel mit anschließender Abfahrt ins Tal lernten wir endlich ein bisschen das Gelände um die Hüte kennen – und waren angefixt auf einen weiteren Versuch.

Beim Aufstieg zum Schwebenkopf: Links im Hintergrund der Tristkopf

Aller guten Skitourengipfel sind Drei

…heißt es so schön. Und so gab es diesmal statt keinem Gipfel wie im letzten Jahr gleich drei erreichte Höhepunkte. Nach einem diesmal etwas früheren Hüttenzustieg -man lernt ja dazu- und einer Nacht im gemütlichen Matratzenlager mitsamt Schnarcheinlage diverser beteiligter Begleiter, erwarteten uns am Samstag bei strahlendem Sonnenschein rund 30 Zentimeter Neuschnee. Der auch eisige Temperaturen um 20 Grad Minus vor der im Schatten liegenden Hütte. 

Doch mit etwas Bewegung und dank der aufsteigenden Sonne wird es uns bald warm. Als Tagesziel haben wir uns den Schwebenkopf ausgesucht, der von der Neuen Bamberger Hütte in knapp 2 Stunden und rund 600 Höhenmetern zu erreichen ist. Schritt für Schritt ziehen wir die Tourenski zuerst mit den Schafsiedel-Gipfelaspiranten am westlichen Talrand bergauf, lassen die Seitentäler aber erstmal rechts liegen und queren bis über unseren sichtbaren Horizont. Nach den Ausläufern der Aleitenspitze haben wir das richtige Seitental erreicht und folgen den Spuren nach Westen.

Perfekte Verhältnisse. Schnee und Sonne satt
Perfekte Verhältnisse. Schnee und Sonne satt

Perfektes Skitourenduo: Schwebenkopf und Aleitenspitze

Aus dem Becken verteilen sich die Skitourengeher nach links in Richtung Schwebenkopf (2.354 m) und rechts in Richtung Aleitenspitze. Wir wählen zum Einstieg und zur Eingewöhnung erst einmal den einfacheren Gipfel und queren die restlichen rund 300 Meter des Gipfelhangs aus der Senke unterhalb hinauf. Auf dem letzten Stück wird es nochmal etwas steiler bevor man dann den aussichtsreichen Gipfel erreicht. Hier bietet sich ein perfekter Ausblick auf die nahen Gipfel der Aleitenspitze, die beiden Salzachgeier, den Tristopf, die zahlreichen Gipfel der Kitzbühler Alpen und auch hinüber in den Wilden Kaiser.

Nach einer ersten traumhaften Tiefschnee-Abfahrt bis in die Senke vor dem Gipfelhang zieht es uns doch nochmal hinauf. Die Aleitenspitze (2.449 m) mit ihrem fast unverspurten Südhang leuchtet prachtvoll vor uns und wirkt wie magnetisch anziehend auf unsere Tourenski. Wir folgen willig bergauf, wo sich nach einem kurzen Aufstieg in eine Scharte die Aufstiegsspur im perfekten Zickzack über den imposanten Grat zieht. Nach kurzer zugiger Gipfelrast mit Ausblick auf die steile Abfahrt in Richtung Norden lockt uns der Tiefschnee der perfekt geneigten Südabfahrt. Wir lassen die Ski hinabgleitend und den Schnee in der Mittagssonne stauben. Wahrhaft ein Traumtagerl…

Kulinarischer Ausklang: Hüttenabend auf der Neuen Bamberger Hütte

Es ist zwar erst früher  Nachmittag und es wäre noch Zeit, den einen oder anderen Gipfel im Talbecken der Roßwildalm zu besuchen. Uns zieht es jedoch in Richtung Hütte. Unsere jugendlichen Begleiter sind nach einer Schulwoche und der Nacht im Matratzenlager müde. Und auch unser splitboardender Kollege hat nach einer längeren Tragepassage die Schnauze für heute gestrichen voll. Mit einem leckeren Kuchen, Kaiserschmarrn und auch etwas Salzigem vom sehr gutem Hüttenessen lassen wir den Tourentag ausklingen.

Die meisten Gipfel wie der Tristkopf, die Salzachgeier oder der Schafsiedel sind von der Hütte in unter zwei Stunden Gehzeit zu erreichen und können je nach Kondition und Begleitern sehr gut kombiniert werden. Auch mit Abfahrten in die angrenzenden Täler… Oder man genießt den Nachmittag auf der Hütte und lässt sich von den netten Hüttenwirten Martin & Edith Aschauer bewirten. 

Aufstiegs- und Abfahrtskombi: Stanglhöhe und Manzenkar

Statt wie im letzten Jahr auf den Schafsiedel mit anschließender Abfahrt über den Fahrweg, wollen wir dieses Jahr endlich dem berühmt-berüchtigten Manzenkar mit seiner 1.200 Meter-Abfahrt einen Besuch abstatten: Der wohl schönsten (Tal-)Abfahrt im Gebiet der Neuen Bamberger Hütte. Und zwar mit einem Abstecher auf die Stanglhöhe (2.267 m) als drittem Gipfelziel unseres Tourenwochendes.

Mit vollem Rucksack geht es zuerst hinauf in Richtung Schafsiedel, um dann über den zugefrorenen Unteren Wildalmsee hinüber in Richtung der Manzenalm zu queren. Wer den Gipfel scheut und nur eine schnell Rückkehr ins Tal sucht (z.B. bei schlechtem Wetter), kann hier direkt abfahren. Wir folgen den Spuren sanft ansteigend über kupiertes Gelände hinüber unter den Gipfelhang. Dieser steilt zum Gipfel hin nochmal richtig auf und fordert sichere Spitzkehrentechnik. 

Doch der Aufstieg lohnt: Aussicht satt und mehrere perfekte Abfahrtsmöglichkeiten. Entweder nahe der Aufstiegsspur (falls man noch weiter auf den Schafsiedel will), direkt vom Gipfel südlich ins Manzenkar oder indem man den Gipfel auf Ski oder zu Fuß nach Norden überquert (bei sicheren Verhältnissen).

Nach wohlverdienter Gipfelbrotzeit geht es für uns endlich bergab. Wir entscheiden uns für den dann doch schon stark verspurten Südost-Hang, weiter unter bietet das Manzenkar aber genügend Platz für eigene Spuren im Tiefschnee.

Am Ende des Manzenkars geht die Tiefschneeabfahrt dann eher in leichten Harsch und einen wilden Ritt auf einer huppeligen „Spaßpiste“ durch den Wald über. Die letzten Kilometer geht es dann auf dem Forstweg bergab und zurück zum Berggasthof Wegscheid, der übrigens auch immer eine Einkehr wert ist!

Aufstieg zum Schwebenkopf
Aufstieg zum Schwebenkopf

Tourenparadies Neue Bamberger Hütte: Die Touren

Schafsiedel

Der Schafsiedel ist der Hüttengipfel der Neuen Bamberger Hütte und auch eine ideale Option für den letzten Hüttentag, da man vom Schafsiedel bei guten Verhältnissen auch direkt ins Manzenkar abfahren kann. Eine der schönsten Abfahrten im Umfeld der Hütten.

Von der Hütte steigt zuerst südlich, dann stets westlich haltend durch eine Mule in Kehren hinauf. An den drei im Winter unter Schnee versteckten Seen vorbei wechselnd über steilere und flachere Passagen hinauf zum Gipfel. 800 Hm, 2,5 Std. Aufstieg.

Die Aleitenspitze vom Schwebenkopf fotografiert
Die Aleitenspitze vom Schwebenkopf fotografiert

Aleitenspitze

Die Aleitenspitze ist nach dem Schafsiedel der nächste Gipfel im Kamm zwischen Schafsiedel und Salzachgeier. Von der Hütte mit rund 850 Höhenmetern und in 3 Stunden zu erreichen. Der Gipfel wird zumeist aber nicht von der steilen Schafsiedel-Seite bestiegen, sondern vom nächsten Seitental, von dem man auch den Zustieg zum Schwebenkopf angeht. Hierfür folgt man von der Hütte den Spuren südlich zu einer Almhütte. Vor ihr geht es über eine Brücke über den Bach. Dann auf einen kleinen Rücken und von diesem rechts hinauf in den Kessel zwischen Schwebenkopf und Aleitenspitze. Aus dem Kessel geht es zuerst nach rechts in eine Scharte und dann entlang des Grats hinauf zum Gipfel.

Aleitenspitze und Schwebenkopf lassen sich ideal kombinieren. Fährt man die steilere Abfahrt nach Nordwesten ab, kann man auch noch den Schafsiedel anhängen. Bei guten Verhältnissen bietet sich die weitläufige Südost-Abfahrt an.

Auf Tour zum Schwebenkopf
Auf Tour zum Schwebenkopf

Schwebenkopf

Der Schwebenkopf ist 200 Höhenmeter weniger hoch als die Aleitenspitze und von der Neuen Bamberger Hütte in 700 Höhenmetern und rund 2 Stunden erreichbar.

Bis unter den langen Gipfelhang entspricht die Tour der auf die Aleitenspitze. Im Kessel unterhalb von Schwebenkopf und Aleitenspitze biegt man links ab und quert den langen Hang hinauf. Kurz unterhalb des Gipfels steilt die Tour nochmal etwas auf.

Östlicher Salzachgeier

Für die Tour auf den Östlichen Salzachgeier muss man noch etwas weiter: 4 Stunden und rund 1.000 Höhenmeter investiert man in den Aufstieg auf den Gipfel. den man über den Westgrat erreicht.

Wie bei der Tour auf den Schwebenkopf folgen wir den Spuren von der Hütte nach Süden über den Bach und auf den Rücken. Hier geht es allerdings immer geradeaus (rechts des Talgrundes) bis zum Salzbachjoch mit dem Markbachkirchl. gleichzeitig der Grenze zwischen Tirol und dem Salzburger Land.

Vom Salzbachjoch ein Stück hinab und über hügeliges Gelände hinauf bis zum Gipfelaufbau. Die letzten Meter geht es zu Fuß.

Tristkopf

Für den Aufstieg auf den Tristkopf hält man sich von der Hütte aus eher links und steuert südlich auf die kleine Almhütte zu. Hier überquert man auf einer Brücke den Bach und nimmt dann den ersten Anstieg in Angriff. Hier sind links schon die schönen Hänge hinauf zum Nadernachjoch und auch der Gipfel des Tristkopf im Blick. Für die etwa 850 Höhenmeter benötigt man in etwa 3,5 Stunden.

Skitourengebiet Neue Bamberger Hütte: Die Infos

Anfahrt & Parken

Von Süddeutschland erreicht man Kelchsau über die A8 München-Salzburg, die A93 in Richtung Kufstein und A12 in Richtung Innsbruck. Auf der Autobahn mautfrei bis Kufstein-Süd und dann der Beschilderung folgend nach Kelchsau. Auf der kostenpflichtigen Mautstraße (4 Euro) in den Kurzen Grund bis zum Berggasthof Wegscheid.

Aufstieg zur Hütte

Vom Berggasthof Wegscheid gibt es zwei Möglichkeiten, zur Neuen Bamberger Hütte aufzusteigen:

  1. Entlang des Sommerwegs: Am obersten Parkplatz des Berggasthofs entlang des Sommerwegs links des Bachs hinauf (Achtung: oftmals vereist) bis zu einem Waldweg. Diesem links in Serpentinen und mit Abkürzungen durch den Bergwald hinauf folgen. Eine lange Hangquerung oberhalb des Waldes führt uns ins Almgelände. Oberhalb der Alm rückt schon die Hütte als Ziel in den Blick.
  2. Entlang des Winterwegs: Am obersten Parkplatz des Berggasthofs entlang des Sommerwegs links des Bachs hinauf (Achtung: oftmals vereist) bis zu einem Waldweg. Dem Weg nach rechts folgen bis dieser auf einen weiteren Weg trifft, dem wir nach links folgen. Durch Wald und einige Lichtungen bis zur Materialseilbahn. Steil um einen Felsabbruch und anschließend weiter steil hinauf bis zu einer Mulde. Durch eine Latschenrücken ins Almgelände und hinauf zur Hütte.

Hütte und Hüttenwirte

Die Kitzbüheler Alpen in Österreich bieten Skitourenliebhabern eine atemberaubende Kulisse, und die Neue Bamberger Hütte ist der ideale Ausgangspunkt für unvergessliche Abenteuer.

Die Hüttenwirte Edith & Martin Aschauer kümmern wirklich sich mit Leib und Seele um die Gäste und verwöhnen mit leckerem Essen und kalten und heißen Getränken. Eine wirklich gemütliche Hütte und eine perfekte Basis auch für Skitouren-Einsteiger.

Gesamt 56 Betten, 18 Bettenlager, Reservierung online über Alpsonline.

Die Packliste

Alles was ihr auf Skitour mit Hüttenübernachtung benötigt, findet ihr in unserer Skitouren-Packliste.

Literatur

Skitourenführer Kitzbüheler Alpen, Panico Alpinverlag

Kitzbüheler Alpen: Tuxer und Zillertaler Alpen. 50 Skitouren (Rother Skitourenführer)

Von Thomas

Schon von klein auf viel in den Bergen unterwegs sind Wandern, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und alles rund um die Berge meine Hobbies. Vater von zwei nicht mehr ganz so kleinen Bergfexen und sozusagen der „Chef“ von mehr-berge.de ;-)