Winterräume wie der des Kärlingerhaus machen es einem einfach: Gut ausgestattet mit Herd, Sitzgelegenheiten und fast 20 Betten mit Decken und Kissen findet man hier zumeist einen Platz. Wer allerdings volle Bewirtung oder Komfort irgendeiner Art erwartet, ist in einem Hotel im Tal oder in einer ganzjährig bewirteten Hütte wie der Albert-Link-Hütte, der Schwarzwasserhütte oder der Lindauer Hütte besser aufgehoben. Im Winterraum ist Selbstversorgung angesagt! Duschen und fließend Wasser gibt es nicht, Speisen und Getränke muss man selbst mitbringen!
Vorher Informieren!
- Ist der Winterraum geöffnet?
- Ist eine Voranmeldung des Besuchs beim Eigentümer notwendig?
- Wird ein Alpenvereinsschlüssel benötigt (bei der lokalen Alpenvereinssektion erhältlich) oder muss vor Ort oder bei der Eigentümer-Sektion ein Schlüssel besorgt werden?
- Gibt es einen Ofen zum Heizen und Kochen?
Ist noch ausreichend Brennholz vorhanden? - Sind Decken, Kissen, etc. vor Ort?
- Wie sind die Verhältnisse vor Ort:
Schneehöhe, Wetter, Lawinengefahr?
Das Kärlingerhaus mit seinen 200 Betten steht heute allein für uns an seinem einsamen Aussichtspunkt. Rund fünf Stunden sind wir von St. Bartholomä zuerst auf verschneiten Wegen und dann nur noch den Spuren der Tiere im Schnee folgend aufgestiegen. Keinen einzigen Menschen haben wir heute getroffen.
Kein Wunder: Für eine Tour mit Übernachtung im Winterraum braucht es entsprechende Erfahrung und Ausrüstung, zudem ist der Aufstieg durch die verschneite Saugasse mit ihren 28 Kehren in steilem Gelände bei den aktuellen Verhältnissen nichts für jedermann.
Schnell haben wir den Winterraum gefunden, klopfen den Schnee von den Schuhen und machen es uns gemütlich: Fensterläden auf, den Ofen geschürt, Schnee zum Schmelzen aufgesetzt und eine erste schnelle Suppe auf dem mitgebrachten Gaskocher gekocht.
Verhalten im Winterraum, so geht‘s…
- Fenster öffnen und lüften
- Einheizen (falls vorhanden Wassergrand mit Wasser füllen), Holz vorher klein hacken.
- Wasser von vorhandener Quelle holen oder im Winter: Schnee schmelzen. (Schnee gut komprimiert in einen Topf und dann auf dem heißen Holzherd erhitzen).
- Häuslich einrichten, Daunenschlafsack ausbreiten, Kochen, Ratschen,…
- Schlafen
- Frühstück
- Aufräumen, Aschkasten vom Ofen leeren, zusammenkehren, Holzvorrat wieder auffüllen.
- Lichter aus, Fensterläden schließen, Türe schließen und falls verschlossen vorgefunden mit Schlüssel verschließen.
- Das Bezahlen (in die Kasse vor Ort oder per Überweisung) nicht vergessen!
- Falls es Probleme gab, ihr etwas defekt vorgefunden habt oder ihr etwas kaputt gemacht habt: Informiert bitte die Eigentümer(-sektion)!
Langsam kommt Wärme in den seit zwei Wochen leer dastehenden Raum. Wir machen es uns gemütlich, kochen Abendessen, trinken noch etwas selbst mitgebrachtes Bier und freuen uns darüber, wie wenig man zum Glücklichsein braucht. Der Abend endet recht früh, aber gemütlich im Daunenschlafsack liegend…
Der nächste Morgen bringt die Aussicht auf 20 Zentimeter Neuschnee. Die gestern Abend noch sichtbaren Gipfel sind heute früh hinter Wolkenschwaden und Monster-Schneeflocken versteckt.
Nach einem ausführlichen Frühstück mit Kaffee, Tee, Kuchen und Müsli packen wir zusammen, machen im Winterraum klar Schiff. Wir schließen die Fensterläden und die Tür hinter uns und stapfen hinaus in den tiefen Schnee.
Bei jedem Schritt taucht man butterweich ein wie in eine weiße Bettdecke. Weich abgefedert jeder Schritt. Die Rucksäcke glücklicherweise auch leichter als gestern geht es heute nach einem kurzen ersten Aufstieg nur noch hinab. Auch die Saugasse hat heute ihren Frieden gefunden: Still und steil liegt sie vor uns. Einige Spuren von Gämsen führen steiler hinab, als wir mit unseren Schneeschuhen gehen wollen. Wir gehen die Kehren lieber aus und freuen uns über den Schnee, der alles bedeckt.
Am Ende der Saugasse werfen wir noch mal einen Blick hinauf. Für die nächsten Wochen waren wir wohl die letzten, die hier ihre Spuren hinterlassen haben.
Packliste Wanderung
mit Winterraum-Übernachtung
- AV-Schlüssel (falls Hütte verschlossen, bei deiner Alpenvereinssektion erhältlich)
- Softshell-Jacke/-Hose, Hardshell-Jacke/Hose, warme Daunenjacke, T-Shirt/Longsleeve, (Merino-)Unterwäsche, Wechselkleidung, Wandersocken, Hüttenschuhe
- Handschuhe, Mütze, Buff
- Feste, wasserdichte Berg-/Wanderschuhe (mindestens Knöchelhoch), Gamaschen
- Rucksack ca. 45l
- Hüttenschlafsack, Inlet oder besser Daunenschlafsack
- Gaskocher/Tasse/Teller/…
- Grillanzünder, Streichhölzer, Feuerzeug, Kerze(n), Müllbeutel
- Spültuch, Abtrockentuch, Spülmittel
- Verpflegung: gefriergetrocknete Nahrung zum Aufgießen mit heißem Wasser, Instant-Nudeln, aufwendigere Gerichte nach Geschmack und Lust zum Schleppen im Rucksack, etc., Brotzeit, Frühstück, Tee, Kaffee,…
- Wasser (falls keine Quelle oder Schnee zum Schmelzen vorhanden)
- Stirnlampe
- Zahnbürste, Zahncreme, Seife, Handtuch, Deo, Taschentücher, Ohropax,…
- Erste-Hilfe-Ausrüstung (Blasenpflaster, Fiebertabletten, Schmerzmittel, Signalpfeife, Sonnenbrandgel, Sportsalbe, Vitamin-/Mineralientabletten, Lippenpflegemittel, Gaffertape,…)
- Mobiltelefon, evtl. Zusatzakku
- Trekkingstöcke
- Karte in Papierform und als Offline-Karte in der Outdooractive App, GPS, Höhenmesser,…
- Bargeld, Ausweis, AV-Ausweis,…
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