Annecy: Französische Wander- & Radelwoche

Annecy und der gleichnamige See von Annecy waren für uns schon desöfteren ein willkommener Zwischenstopp auf der Heimreise von der Côte d`Azur. Diesmal haben wir uns etwas mehr Zeit genommen und waren eine Woche mit dem Mini-Camper unterwegs: Baden, Wandern & Radeln, denn dafür eignet sich die Gegend rund 50 Kilometer unterhalb des Genfer Sees ideal.

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Der See von Annecy (französisch Lac d`Annecy) ist für seinen vielfältigen Sportmöglichkeiten bekannt: Segeln, Surfen, SUPen und Baden im See; Radeln, Wandern und Gleitschirmfliegen rundherum. Für Camper wie uns gibt’s dazu noch eine Vielzahl an Camping- und Wohnmobilstellplätzen rund um den See. Perfekt also für eine aktive Familienwoche, bei der jedes Alter seinen Spaß hat.

Der See ist vor Allem aus dem deutschen Rheintal super zu erreichen: Über Basel und Bern nach Genf und dann noch 40 Kilometer Autobahn, schon wird man in Annecy ausgespuckt.

Mit dem Rad um den See von Annecy

Gerade an der Westküste entlang ist der See von Annecy ein wahrere Radeltraum: Auf der „voie verte“, der grünen Radspur, geht es flott dahin. Eine richtige Radautobahn, die auf einer ehemaligen Bahnstrecke von Annecy nach Doussard und eigentlich sogar bis nach Albertville führt.

Auf dem stark frequentieren Radweg hat man immer den See im Blick, im Hintergrund das geniale Bergpanorama mit Mont Veyrier, Mont Baron, Tournett und Taillefer samt hunderter Gleitschirmfliegen, die hier die Thermik für ihre Flüge nutzen.

In Duingt beobachten wir die Kletterer an der Kletterwand bevor wir den kleinen Bahntunnel durchqueren, ab dem es vom stark besiedelten Nordteil in den ruhigeren Südteil des Sees geht. Hier wird es etwas ruhiger und auch weniger Radler sind unterwegs.

Am Ende des Sees geht es dann über die Ostküste wieder zurück. Hier kämpfen wir etwas mit dm Gegenwind – und dem großen Aufstieg des Tages. Durch Verthier, Balmettes, Anton geht es auf dem mittlerweile fertiggestellten Radweg durchgehend am See entlang. Hier gibt es auch einige Bademöglichkeiten, sogar ein paar Stellen an denen man sich von Bäumen tief ins Wasser fallen lassen kann.

Etwas Erfrischung kann man auch brauchen, denn gleich geht’s aufwärts: Rund 100 Höhenmeter geht es in Talloires steil an der Strasse entlang hinauf. Am Ende des Aufstiegs kommen uns die Gleitschirmflieger ganz nah: Hier ist ein beliebter Landeplatz für Paragleiter, die am Col de la Forclaz starten. Zeit für eine Pause. Zu sehen gibt’s hier ja genug.

Ab Talloires geht es fast stetig bergab zurück bis nach Annecy. Zuerst auf dem Radweg entlang der Straße, dann durch Menthon-Saint-Bernard ohne separate Radspur. Ab Veyrier-du-Lac wieder auf dem Radweg entlang des Sees und unterhalb von Mont Veyrier und Mont Baron zurück nach Annecy und auf eine Eis in die Altstadt. Schließlich hat man auch 38 Kilometer, 200 Höhenmeter und knapp 3 Stunden Fahrtzeit in den Beinen.

Die Altstadt von Annecy: Vielle Ville

Die Altstadt von Annecy liegt am nördwestlichen Ende des Sees, wo der Lac d`Annecy in den Thiou mündet.

Besonders Sehenswert sind die verwinkelten Gassen, die sich durch die Altstadt schlängelnden Kanäle und die mittelalterlichen Häuser unter deren Vorbauten sich eine Vielzahl kleiner aber feiner Geschäfte, Restaurants und auch Eisdielen verstecken. Der Eispreis scheint übrigens Stadtweit abgesprochen zu sein… eine Kugel 3,50€, zwei Kugeln 5€, drei Kugeln 6€,…

Bei einem kleinen Rundgang lernt man die Gassen kennen und kann auch den kleinen Hügel hinauf zum „Château d`Annecy“, also zur Burg von Annecy, erklimmen. In der Burg – der ehemaligen Residenz der Grafen von Genf und der Herzöge von Nemours – befindet sich heute ein Museum.

Zurück zu Füßen der Burg loht sich die Einkehr in einer der Bars, einem Restaurant oder einer Crêperie. Idealerweise fährt man gleich mit dem Rad in die Stadt, denn Parkplätze sind rar. Von unserem Campingplatz, dem „Camping Les Rives du Lac“ in Sevrier sind es mit dem Fahrrad rund 20 Minuten auf der „voite verte“, dem Radweg entlang des Sees, in die Innenstadt.

Montagne d’Entrevernes: Über dem Lac d`Annecy und mit den Gleitschirmfliegern auf Augenhöhe

Wandertag Nr. 1: Montagne d’Entrevernes – Mit den Gleitschirmfliegern auf Augenhöhe

Für den nächsten Tag am See nehmen wir uns eine erste Wanderung vor. Mit den Kindern geht es heute auf den Montagne d`Entrevernes. Ein Gebirgszug, der von Annecy gesehen das Südufer des Sees dominiert.

Um die Tour etwas zu verkürzen fahren wir bis nach Entrevernes und parken kurz nach der Kirche. Ohne Kinder hätten wir unsere Fahrräder an der Kirche in Duingt geparkt und wären dem langen Grat des “Taillefer” nach oben gefolgt. Um die Nerven der Kinder nicht überzustrapazieren wählen wir den hohen Startpunkt, zumindest darf der Herr Papa dann heute noch ein paar Serpentinen in das Hochtal fahren.

Vom Startpunkt in Entrevernes folgen wir dem Wegweiser in Richtung Col de la Cochette durch den Buchenwald in unzähligen Serpentinen bergauf. Am Col auf 1298m angekommen geht es rechts noch ein Stück durch den jetzt lichteren Bergwald hinauf zum Aussichtsfelsen. Die letzten Meter hinauf zum Aussichtspunkt und zum metallenen Gipfelkreuz sind seilversichert und erfordern Schwindelfreiheit und Trittsicherheit, dafür wird man mit einem genialen Ausblick auf den Nordteil des Sees belohnt.

Bei der heutigen Thermik bieten auch die Gleitschirmflieger einen spannenden Anblick, denn die sind heute mit uns auf Augenhöhe unterwegs. Sie segeln direkt neben uns an der steilen Abrisskante entlang, steigen über uns hinweg, nur um wenige Minuten später nochmals an uns vorbeizusegeln. Ein imposantes Schauspiel, das uns und die Kinder die nächste halbe Stunde bei der Pause beschäftigt.

Beim langen Abstieg auf abschüssigen Pfaden durch den Wald gibt es immer wieder Aussichtspunkte in beide Richtungen des Sees, mal nach Norden, mal nach Süden, bei denen man das glitzernde Azurblau des Sees genießen kann.

Zurück im Tal füllen wir im kleinen Weiler „Les Maisons“ zuerst einmal unsere Wasservorräte an einem Brunnen auf, bevor wir den Rückweg nach Entrevernes antreten. Es stehen für den Rückweg nochmal rund 200 Höhenmeter Aufstieg auf dem Programm. Gerade für Kinder eine Herausforderung: Nach 2/3 des Wegs steht man wieder im Tal, aber muss nun noch einmal kräftig aufsteigen.

Für den Rückweg folgen wir dem Feldweg in Richtung Taillefer und laufen dann auf dem langen Grat hinauf fast bis nach Entrevernes. Die letzten Meter über blühende Wiesen wieder hinauf zu Ausgangspunkt. Zeit für ein Eis :-)

Toureninfo Montagne d’Entrevernes :
8,3 km, 3:45 h, 733 hm, tiefster Punkt: 660 m, höchster Punkt: 1.325 hm

Markttag in Annecy

Dienstag, Freitag und Sonntag gibt es im Herzen der Altstadt einen Markt. Hier flanieren man zwischen den Auslagen eines ganz typisch-französischen Wochenmarktes. Dienstags gibt es auf dem Lebensmittelmarkt Erzeugnisse aus der Region. Freitags und sonntags erweitert sich das Angebot um textile und handwerkliche Erzeugnisse.

Auch uns zieht es für den Markt zum Flanieren in die Innenstadt. Zwischen frischem Obst, lokalem Käse und Wurst aus den umliegenden Bergregionen gibt es natürlich den einen oder anderen Markt-Schnickschnack. Letztendlich bleiben wir bei einer Crêperie hängen, genießen einen leckeren Crêpe, Salat und einen erfrischenden Cidre bevor es auf dem Radweg wieder in Richtung Campingplatz geht.

500 Höhenmeter über dem Lac d`Annecy: Mont Veyrier und Mont Baron

Wandertag Nr. 2: Mont Veyrier und Mont Baron – Auf den Spuren der Trailrunner

Nach einem Tag am See, den wir mit Baden, Lesen und Ratschen verbringen, geht es an unseren letzten Tag am Lac d`Annecy nochmal auf Tour. Früh morgens radeln wir durch die Innenstadt von Annecy und parken am „Petit Port“ unsere Räder.

Gegenüber startet der Aufstieg zum Mont Veyrier und Mont Baron: Die beiden Gipfel grenzen aneinander und stellen die Flanke an der Nordseite des Sees direkt in Annecy dar. Sie erheben sich rund 800 Meter über den See und bieten eine wunderbare Aussicht hinunter auf den azurblauen See.

Annecy gilt auch als die französische Outdoor-Hauptstadt: Arc‘Teryx, Salomon, Millet, Mavic, Scott Sports, Eider, Lafuma, TSL, Arva, Picture Organic Clothing und viele weitere haben in Annecy ihren Hauptsitz. Dementsprechend sportlich sind auch viele Einwohner hier unterwegs. Die Tour auf den Mont Veyrier ist für viele lokale Trailrunner die tägliche Trainingsstrecke, dementsprechend hoch ist das Tempo, das viele hier vorgehen.

Wir sind in nicht ganz so zügigem Tempo unterwegs und kommen bei den warmen Temperaturen beim Aufstieg heute trotzdem ganz schön ins Schwitzen. Am den Col de Pré Vernet (917 m) hat man die ersten 500 Höhenmeter durch den Bergwald überwunden. Bis hierher könnte man auch mit dem Auto fahren und die Tour abkürzen. Nach weiteren 200 Höhenmeter auf steinigen Pfaden steht man über am Col des Sauts (1.170m) endlich über den Dingen: Der See funkelt unter uns in der Sonne. Am anderen Ufer erkennen wir unseren Campingplatz und dahinter das Ziel der letzten Tour: Den Montagne d`Entrevernes.

Für uns geht es entlang der Abrisskante weiter zuerst zum Mont Veyrier und zum Mont Baron. Ein bisschen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit hilft hier durchaus, wenn der Weg auch nicht schwierig ist.

Am Grat entlang zwischen Mont Veyrier und Mont Baron

Am Mont Baron kann man sich für den Rückweg für zwei verschiedene Varianten entscheiden:

  • Variante 1 führt auf der Nordseite des Berges auf einfachen Wegen zurück zum Col de Pré Vernet und auf den Anstiegsweg zurück nach Annecy (2 h).
  • Variante 2 führt über die ehemalige Bergstation zum Col de Contrebandiers, über die Felsen des „Chapeau de Napoléon“ und den Aussichtspunkt „Le Biclop“ zurück nach Annecy (3,5 h).

Wir entscheiden uns für Variante 1 und sind noch knapp vor dem einsetzenden Regen zurück in Annecy.

Toureninfo Wanderung auf den Mont Veyrier und Mont Baron:
9,2 km, 4,5h, 840 hm, tiefster Punkt: 449m, nächster Punkt: 1288 m

Info: Der See von Annecy/Lac d`Annecy

Anreise nach Annecy

Von Süddeutschland über Bodensee und Zürich oder über Basel und Bern nach Genf. Weiter nach Frankreich und dann noch rund 40 Kilometer auf der Autobahn bis nach Annecy.

Unterkünfte in Annecy

Am See gibt es Unterkünfte aller Preisklassen: vom Campingplatz über Mobile Homes und Ferienwohnungen bis hin zum 4****-Hotel.

Campingplätze am Lac d`Annecy

Am Lac d`Annecy gibt es eine Vielzahl an Campingplätzen. Unsere Empfehlung ist der Camping „Les Rives du Lac“ in Sevrier. Er liegt recht zentral am See, hat einen direkten Seezugang, saubere sanitäre Anlagen und mit die besten Aussicht am See: vom Steg am See blickt man direkt auf Mont Veyrier, Mont Baron, die „Dents de Lanfon“ und „La Tournette“ gegenüber. Reservierung empfohlen!

Wer einen ganz ruhigen Campingplatz etwas abseits des Rummels sucht, wird am „Camping Crêtoux“ in Saint Jorioz fündig. Etwa vier Kilometer vom See entfernt ist man hier komplett in der Natur und Ruhe.

Gleitschirmflieger werden weiter südlich fündig: Beim Camping La Nublière liegt der Landeplatz man praktisch direkt neben dem Campingplatz-Strand. Alternativ eignet sich für Gleitschirmflieger auch der „Camping du Lac“ oder der „Camping La Chapelle Saint-Claude“ in Talloires-Montmin.

Wanderziele rund um den Lac d`Annecy

Rund um den See bieten sich einige Wanderziele an: Mont Veyrier, Mont Baron, die „Dents de Lanfon“ und „La Tournette“, Kürzere Touren führen zum Wasserfall „La Cascade d`Angon“ oder zum „Roc de Chère“.

Die weitere Umgebung des Lac d`Annecy: Chamonix lässt grüßen

Die Umgebung verspricht natürlich noch weitere und weitaus höhere Ziele: Chamonix und der Mont Blanc liegen nur rund 1.5 Stunden von Annecy. Die umliegenden Berge bieten natürlich unendliche Hochtourenziele.

Nach Süden folgen mit Albertville und Grenoble weitere bekannte Outdoor-Destinationen. Mit dem Ecrins-Nationalpark ein weiteres Touren-Highlight – das mit Ailefroide einen genialen Campingplatz zur Füßen einiger 4.000er bietet.

Literatur: Wandern am Lac d`Annecy

Savoyen: Genf bis Grenoble – mit Chartreuse, Belledonne. 52 Touren. Mit GPS-Tracks (Rother Wanderführer) 

Von Thomas

Schon von klein auf viel in den Bergen unterwegs sind Wandern, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und alles rund um die Berge meine Hobbies. Vater von zwei nicht mehr ganz so kleinen Bergfexen und sozusagen der „Chef“ von mehr-berge.de ;-)