Radtour am Canal de Nivernais: Über die Schleusentreppe von Sardy zum Étang de Baye

Der Canal de Nivernais ist nicht nur ein Traum für Hausbootkapitäne, sondern auch für Radfahrer. Von Chaumot radeln wir entlang des Kanals bis zum „Étang de Baye“.

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Der Canal de Nivernais verbindet im französischen Burgund Loire und Seine miteinander und ist ein Traum für Hausbootfahrer: Neben dem 1.200 Meter langen Schiffstunnel von La Collancelle git es auch die 16 Schleusen der Schleusentreppe Sardy-lès-Épiry zu meistern. Wir erkunden die Gegend auf dem Weg an die Loire lieber mit dem Rad: Von Chaumot radeln wir entlang des Kanals bis zum „Étang de Baye“. [35km, 130hm, 2h Fahrzeit zzgl. Pausen]

Schleusenwärterhäuschen am Canal de Nivernais

Eher durch Zufall landen wir an unserem ersten Abend unseres diesjährigen Sommer- und Frankreichurlaubs in Chaumot im Burgund. Der Campingplatz, den wir eigentlich ansteuern wollten war entgegen vorherigen Aussagen voll. Und so werden wir an den kleinen Campingplatz „Camping de l’Ardan“ weiterverwiesen. Ein Glücksgriff wie sich herausstellt. 

Der Campingplatz liegt auf einer kleinen „Insel“ direkt am Canal de Nivernais. Neben einigen Mietbungalows gibt es vor allem zwei größere, unparzellierte Zelt- und Campingwiesen. Die Sanitären Einrichtungen sind sauber und am kleinen Bistro kann man abends gemütlich essen oder früh Croissants und Baguette abholen. Für die vielen Radfahrer gibt es Sitzgelegenheiten. Die Radfahrer bringen uns auch erst darauf, was es hier eigentlich zu erkunden gibt: Den Canal de Nivernais.

Der Canal de Nivernais

Der Nivernais-Kanal gilt als einer der landschaftlich schönsten Wasserwege Frankreichs. Für viele ist er auch der romantischste. Er führt durch das Burgund und verbindet auf 174 Kilometern das Loire- mit dem Seinetal und erstreckt sich von Decize im Süden bis nach Auxerre im Norden. Neben dem Kanal gibt es keine Straßen, sondern nur zu beiden Seiten einen Treidelweg. Und diese Treidelwege machen den Kanal zum idealen Terrain für Radfahrer. Entlang des Kanals geht es zumeist flach dahin. Die Steigungen an den vielen kleinen Schleusen sind nur moderat – und es gibt immer wieder etwas zu sehen: Die Hausboote an den Schleusen, die umliegende Natur, die kleinen Häuschen der Schleusenwärter und das eine oder andere kleine Café.

Hausboot in einer der vielen Schleusen am Canal de Nivernais

Gerade auf unserer Strecke von Chaumot bis zum Stausee „Étang de Baye“ liegt eines der Highlights am Fluß: Die Schleusentreppe von Sardy, bei der innerhalb von 3,5 Kilometern 16 Schleusen unmittelbar aufeinanderfolgen. Gefolgt von drei für den Radfahrer leider nicht einsehbaren Kanal-Tunnels.

So machen wir uns auf und folgen dem Treidelweg. Vorbei am kleinen Hafen und Wohnmobistellplatz von Chitry les Mines folgen wir dem geteerten Weg entlang des Kanals. Nach den ersten Schleusen überquert man den Kanal auf einer alten Brücke, kommt am kleinen, leeren Hausboothafen von Locaboat vorbei bevor in Sardy der interessante Teil der Strecke beginnt. 

Zwischen den Schleusen geht’s flach dahin…

Die Schleusentreppe von Sardy

Umrahmt von Wäldern schlängelt sich der Kanal hier von Schleuse zu Schleuse. Mit immer geringer werdenden Abständen. Den Hausboot-Kapitänen ist die Anspannung teilweise stark anzusehen, doch es geht alles gut und schon steuern sie auf die nächste Schleuse zu. Mit 16 Schleusen auf nur rund 3,5 Kilometern Wegstrecke ein anstrengender Tag auf dem Hausboot. Für uns auf dem Rad jedoch eine interessante Strecke mit viel Aktion für die ganze Familie.  

Mit dem kleinen Elektroboot kann man vom Étang de Baye die drei Tunnel La Collancelle, Mouas und Es Breuilles befahren. Die Richtung bestimmt eine Ampel.

Die Kanal-Tunnel und der Étang de Baye

Nach Port-Brûlé verschwindet der Kanal aus dem Blickfeld und geht unterirdisch in drei Tunneln (La Collancelle, 758 m, Mouas, 268 m und Les Breuilles, 212 m)) direkt in Richtung Étang de Baye. Die Tunnel sind vom See aus auch mit Mietbooten befahrbar, jeweils in einer Richtung als Einbahn. Die Richtung wird durch Ampeln geregelt. Für den Radler gilt es bis zum Stausee unterhalb einen kleinen Hügel zu überwinden, bevor am See Kiosks und Strände zum Verweilen einladen. 

Nach einer kurzen Rast am See strampeln wir die paar Höhenmeter wieder hinauf und machen uns an die Abfahrt in Richtung Heimathafen Chaumot. Es geht schneller bergab als gedacht. Bei der Hinfahrt ist es uns gar nicht aufgefallen, wieviel Höhenmeter man hier eigentlich macht. Die rund 100 Höhenmeter geben vor Allem unseren Kindern vollen Vortrieb und so geht es rasant heimwärts. 

Das Künstlercafé Isfahan am Canal de Nivernais

Motivation bringt natürlich auch der versprochene Zwischenstopp: Am kleinen Künstlercafé „Isfahan“ stoppen wir auf eine „Coca“ und einen Crêpe. Die bunt bemalte Schleuse vor uns sitzen wir gemütlich am Radweg, genießen den Ausblick auf den Kanal, die vorbeiziehenden Hausboote. 

Information

Der Canal de Nivernais

Der Kanal beginnt bei Saint-Léger-des-Vignes, nahe der Stadt Decize, wo er Anschluss an die Loire und nach deren Überquerung an den Canal latéral à la Loire (dt: Loire-Seitenkanal) hat. Er verläuft generell in nördlicher Richtung an den Ausläufern des Morvangebirges und mündet nach einer Länge von 174[1] Kilometern im Stadtgebiet von Auxerre in die Yonne. Über den schiffbaren Unterlauf der Yonne erreicht er einige Kilometer weiter, in Migennes, den Canal de Bourgogne (dt. Burgundkanal) und in weiterer Folge auch die Seine.

Er diente vor Allem der Holzflößerei nach Paris, später auch dem Warentransport. Die gewerbliche Schifffahrt auf dem Kanal endete in den 1970er Jahren. Der Kanal wird seit den 1970er Jahren zunehmend touristisch von Sport- und Hausbooten befahren. Den nördlichen Teil befahren etwa 4000 Boote pro Jahr; damit liegt der Canal du Nivernais hinter dem Canal du Midi auf dem zweiten Rang der französischen Binnengewässer. Zeit- und stellenweise werden die Schleusen im Hochsommer pro Tag von bis zu 40 Booten passiert. Fast alle Schleusen werden noch manuell bedient, und zwar zu einem großen Teil durch die Schiffsbesatzungen selber oder mit ihrer Hilfe, damit es schneller geht.

Schleusenwärterhäuschen am Canal de Nivernais

Anfahrt

Von Deutschland über Freiburg, Mühlhausen, Besancon, Dijon, Avallon nach Chaumot. Autobahnen kostenpflichtig, Mautgebühr Freiburg – Avallon 2020: 26,90€.

Unterkunft

Camping de l’Ardan in Chaumot

Die Campingplätze sind auf Radfahrer mit Zelt, Wohnmobilisten und Wohnwägen eingestellt. Wohnmobistellplatz in Chitry les mines.

Unterkünfte alles Preisklassen in den umliegenden Orten.

Einkehr

Mehrere Cafés direkt am Canal de Nivernais, Restaurants und Cafés in den angrenzenden Orten, z.B. in Corbigny.

Mehrere Supermärkte in Corbigny.

Port-Brûlé: Nach dem Ort verschwindet der Kanal aus dem Blickfeld der Radfahrer und führt durch drei Tunnel zum Étang de Baye.

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung

Parc naturel régional du Morvan: 
Angeln, Kanu und Kajak fahren, Wandern, etc. im regionalen Naturpark.

Vézelay:
Vézelay ist ein weit über Frankreich hinaus bekannter Wallfahrtsort und einer der Ausgangspunkte des Jakobswegs (Via Lemovicensis) und gilt als einer der schönsten Dörfer Frankreichs.

Von Thomas

Schon von klein auf viel in den Bergen unterwegs sind Wandern, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und alles rund um die Berge meine Hobbies. Vater von zwei nicht mehr ganz so kleinen Bergfexen und sozusagen der „Chef“ von mehr-berge.de ;-)