Wer einen Radurlaub für die ganze Familie sucht, wird mit dem Loire-Radweg fündig. Gerade die ersten Etappen der 900 Kilometer langen Radtour führen durch das ländliche Frankreich abseits belebter Strassen, entlang kleiner Kanäle und durch fast unberührte Flusslandschaften. In Kombination mit den kulturellen und sportlichen Sehenswürdigkeiten ergibt sich ein abwechslungsreiches Urlaubsprogramm für jedes Alter. Wir waren im letzten Sommer entlang der Loire mit Rad und Wohnmobil unterwegs und haben für euch etwas in den Loire-Radweg geschnuppert.
Der Loire-Radweg: Radurlaub für die ganze Familie
Der Loire-Radweg oder die „Loire à Vélo“ ist eine 900 km lange Radroute, die Cuffy (in der Nähe von Nevers) mit Saint-Brevin-les-Pins (an der französischen Atlantikküste) verbindet.
Die Route verläuft entlang der Loire, dem Loire-Seitenkanal und größtenteils auf Seitenstraßen. Gerade die ersten Etappen verlaufen fernab großer Städte auf ruhigen Wegen und eignen sich auch für junge Radfahrer und Familien. Die Strecken zwischen den Campingplätzen oder Städten mit Hotels hält sich mit 30-40 Kilometer Tagesetappen in Grenzen. Sportliche Fahrer können natürlich auch Etappen mit 100 Kilometern und mehr in Angriff nehmen (wie z.B. der Tom von allesnursport.de, der letztes Jahr Loire und Normandie mit dem Rad erkundet hat).
Das beste: Ob man sich auf dem Weg einzelne Etappen vornimmt, die Städte überspringt, mal einen Tag mit dem Kanu fährt ist einem komplett selbst überlassen. Die öffentlichen Verkehrsmittel (in Form der französischen Züge des SNCF) erleichtern zudem die An- und Abreise und das Überspringen einzelner Etappen.
Entlang der Loire, durch kleine Dörfer, Städte
Wir starten mit unserer Tour nach ein paar Tagen im Burgund (und einer Erkundung des Canal de Nivernais mit dem Rad) in Nevers direkt am Kilometer 0 des Loire-Radwegs. Ein paar Fotos später machen wir uns schon auf dem Weg: Die Loire wurde nie begradigt und für die Schifffahrt in ein Bett gepresst. Somit schlängeln wir uns zumeist am Damm des Seitenkanals durch kleine Dörfer, entlang des mäandernden Flusses mit Ausblick auf Uferwälder, Flussvögel und Sandbänke.
Wir genießen den Einblick in die kleinen Ortschaften, sprinten über kleine Brücken und genießen wie es in Richtung Meer fast stets abwärts geht. Auch unsere Kinder ziehen mit und freuen sich auf die Einkehr unterwegs: Bei der Erkundung der kleinen und großen Orte unterwegs gibt’s auch mal ein Eis oder eine „Coca“ zur Motivation.
Von Campingplatz zu Campingplatz oder von Hotel zu Hotel
Nach knapp 30 Kilometern haben wir unser Tagesziel erreicht und schlagen unser Lager am Campingplatz in La Charité-sur-Loire auf. An den Campingplätzen treffen sich jeden Abend die Radfahrer mit den Wohnmobilisten, die ebenfalls an der Loire entlang in Richtung Schlössern und Atlantikküste unterwegs sind. Wir sind mit zwei Familien und ebenfalls zwei Wohnmobilen unterwegs. Während zwei Erwachsene mit den Kindern die Tagesetappe in Angriff nehmen, bewegen die anderen zwei Erwachsenen die Wohnmobile in Richtung Tagesziel. Von dort wird dann jeweils dem Rest der Familie entgegen geradelt. Somit kommt jeder in etwa auf das gleiche Radpensum.
Die Campingplätze entlang der Loire sind auf Radler und Wohnmobilisten eingerichtet. Jeden Abend füllen sich die Campingplätze und leeren sich am nächsten Morgen wieder fast komplett. Eine Reservierung ist hier für eine Nacht normalerweise nicht notwendig – und oftmals für eine Nacht auch gar nicht möglich. An vielen Campingplätzen gibt es auch Sitzbänke für die Radler, sodass man zum Kochen und Essen nicht ständig am Boden sitzen muss.
Den Rest des ersten Tages verbringen wir damit, durch La Charité zu flanieren, die romanische Kirche Notre Dame und die Innenstadt zu besichtigen und uns neben der Kirche ein leckeres Eis zu gönnen. Abends kochen wir am belebten Campingplatz, lümmeln noch etwas in der Hängematte und trinken den einen oder anderen Rotwein.
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Alternativprogramm: Städte, Schlösser und Kanus
Am zweiten Tag an der Loire werden wir dem Rad gleich schon wieder untreu: Wir mieten uns Kanadier und legen die Strecke nach Pouilly-sur-Loire auf der Loire zurück. Zuerst gilt es aber, die imposante Steinbrücke an der passenden Stelle zu durchqueren, ohne zu kentern…
Auch wenn es eigentlich den ganzen Tag regnet, hinterlässt die Loire auch von auf dem Wasser einen ganz besonderen Eindruck: Wir paddeln einsam durch den Naturpark, erblicken springende Fische, Reiher und viele andere fischende Vögel, landen an kleinen und großen Sandbänken an und genießen die Zeit auf dem Fluß. Dörfer, einzelne Häuser und prächtige Schlösser ziehen an uns vorbei. Dass wir hinterher pitschnass sind, liegt aber weniger an Kenter-Aktionen, sondern eher an der Wasserschlacht, die unterwegs ausbricht.
In Pouilly erwartet uns neben der Sonne auch der Fahrer vom Kanuverleih, der uns in rund 15 Minuten wieder zurück zum Campingplatz bringt. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages und springen nochmal eine Runde in die Loire…
Über Saint-Satur nach Cosne-Cours-sur-Loire
Am dritten Tag warten wieder die Räder auf uns: Entlang der Loire und durch kilometerlange Alleen geht es weiter nach Saint-Thibault, wo wir die Sonne genießen und in der eiskalten Loire zuerst die Füße und letztendlich bei einem Bad den ganzen Körper abkühlen.
Die Schlösser der Loire
Die nächste Etappen und auch Orléans als erste Großstadt überspringen wir und fahren mit dem Wohnmobil direkt weiter nach Blois. Von hier wollen wir die Schlösser der Loire erkunden. Die Nacht verbringen wir am Camping „Val de Blois“, einem weitläufigen Campingplatz direkt an der Loire und knapp 5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.
Nach den obligatorischen Baguettes und Croissants zum Frühstück satteln wir wieder die Räder und machen uns auf den Weg zum größten und wohl bekanntesten Schloß der Loire: Chambord.
Es liegt ca. 15 Kilometer östlich von Blois in einem ausgedehnten früheren Jagdgebiet. Es wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter König Franz I. als Prunk- und Jagdschloss bei Chambord errichtet und gilt als das prächtigste aller Loireschlösser.
Vom Campingplatz geht es mit Blick auf das imposante „Château de Menars“ wieder flußaufwärts in Richtung Saint-Dyé-sur-Loire. Ab Saint-Dyé geht es auf kleinen Sträßchen und auf Feld- und Waldwegen durch die ehemaligen Jadgebiete direkt bis zum Schloß. Da wir das Schloß nur von außen besichtigen wollen, radeln wir einfach durch den frei zugänglichen Teil des Gartens und um das imposante Schloß. Unsere Jungs machen abseits des Weges eine Entdeckung, die den ganzen Touristen auf ihren Golfwägelchen verborgen bleibt: In den Teichen neben dem Schloß tümmeln sich Biber und drehen hier fröhlich und anscheinend normalerweise vollkommen unbehelligt ihre Runden.
Nach einem Picknick im Garten geht es über Huisseau-sur-Cosson und Vineuil nach Blois. Nach einem leckeren Abendessen flanieren wir noch ein bisschen durch die belebte Altstadt mit ihren Cafés und Restaurants bevor wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz machen. Rund 45km und 3h Fahrtzeit muss man für die Chambord-Blois-Runde einplanen.
Abkürzung ans Ziel: Die französische Atlantikküste und das Meer
Corona und die steigenden Infektionszahlen Ende August 2020 machen uns nach Blois dann aber einen Strich durch die Rechnung: Tours, Angers und Nantes würden uns zwar interessieren, liegen schon in Regionen mit recht hohen Infektionszahlen und somit hangeln wir uns schnurstracks auf der Autobahn weiter südlich in Richtung La Rochelle.
„Lieber noch ein paar schöne Tage am Meer als nach dem Urlaub in Quarantäne“, ist diesmal unser Motto. Und so landen wir nach ein paar Tagen am gemütlichen Camping „Le Cadoret“ in Fouras noch für ein paar Tage auf der Île de Ré. Dank mehr als 120 Kilometern Radwegen abseits der Straßen ebenfalls ein Paradies für Radler. Darüber haben wir in einem separaten Blogbeitrag schon berichtet…
Infos
Der Loire-Radweg
Der Loire-Radweg oder die „Loire à Vélo“ ist eine 900 km lange Radroute, die Cuffy (in der Nähe von Nevers) mit Saint-Brevin-les-Pins (an der französischen Atlantikküste) verbindet. Zumeist verläuft der Radweg abseits der Straßen, touchiert aber auch Großstädte wir Orleans, Tours und Nantes.
Anreise
Anreise mit dem eigenen Fahrzeug über Freiburg im Breisgau und Besancon nach Nevers. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln mit dem TGV nach Paris und dem IC nach Nevers oder zum individuellen Startpunkt.
Ausrüstung
Neben einem normalen Fahrrad (der Weg führt fast durchgehend über geteerte Wege und Straßen) und einer Radtasche oder einem Rucksack braucht man für die täglichen Etappen Geld, Brotzeit und Wasser. Flickzeug und ein Ersatzschlauch machen definitiv Sinn. Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten finden sich in den Orten unterwegs.
Wer komplett mit dem Rad auf Campingplätzen nächtigen will, benötigt neben Wechselklamotten, Zelt, Schlafsack und Isomatte, Gaskocher und Campinggeschirr. Eine Idee, wie das Setup aussehen kann, gibt’s in unserem Bikepacking-Artikel.
Unterkünfte
Entlang des Radwegs gibt es eine gute Infrastruktur an Campingplätzen und Hotels spätestens alle ca. 20-30km, das Zusammenlegen der Etappen zu längeren Touren ist natürlich jederzeit möglich.
Organisierte Touren & Reiseanbieter
Man kann die Route aber auch über diverse Reiseanbieter komplett organisiert buchen. Die Etappen und Übernachtungen in den Hotels sind dann schon vorgegeben und man muss sich eigentlich um gar nichts kümmern. Auch das Rad ist wartet hier oftmals schon vor Ort auf den Radler. Das Gepäck wird dann je nach Anbieter auch von Hotel zu Hotel transportiert.
Mit dem Wohnmobil
Die Loire lässt sich in der Kombination Wohnmobil & Rad ideal erkunden. Für Wohnmobilisten gibt es praktisch alle 20-30 Kilometer Stell- oder Campingplätze. Und die Loire, die anliegenden Schlösser und Städte, aber auch Weingüter & regionale Sehenswürdigkeiten lassen sich super mit dem Rad oder eBike erfahren.
Literatur:
Loiretal: Mobile Touring Highlights (Mobil Reisen – Die schönsten Auto- & Wohnmobil-Touren)
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