Entdeckungsrunde zwischen Bodenseeradweg und Weltkulturerbe: Von Radolfzell auf die Insel Reichenau

Eine Radour mit vielen unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten – See, Insel, Weltkulturerbe, Ausblick in die Schweizer Berge, viel Obst und Gemüse und sogar richtig leckere Wassermelonen aus deutschem Anbau.

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Zum Ende unseres Sommerurlaubs ging es zwischen Rad fahren an der Loire und auf der Île de Ré noch auf einen Zwischenstopp an den Bodensee. Für ein paar Tage haben wir unser kleines Wohnobil am Wohnmobilstellplatz Radolfzell geparkt und die Gegend erkundet. Mit dem Rad ging es als Tagestour auf einer Etappe des Bodenseeradwegs von Radolfzell auf die Insel Reichenau. Eine Tour mit vielen unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten – See, Insel, Weltkulturerbe, Ausblick in die Schweizer Berge, viel Obst und Gemüse und sogar richtig leckere Wassermelonen aus deutschem Anbau.

Stützpunkt: Radolfzell am Bodensee

Aber von vorn: Radolfzell liegt nordwestlichen Ufer des Untersees, einem Teilsee des Bodensees, etwa 20 km nordwestlich von Konstanz. Als Bahnverkehrsknotenpunkt ist Radolfzell z.B. von Stuttgart aus in knapp 2 Bahn-Stunden sehr gut zu erreichen. Schon allein für einen Bummel durch die schöne Altstadt und entlang der Bodenseepromenade ist die Stadt einen Abstecher wert. Der schöne Marktplatz ist wöchentlich Mittwochs und Samstags voller netter Marktstände mit regionalen Produkten. Vor Allem der Käsestand am westlichen Ende ist sehr zu empfehlen. Für kleinere Kinder gibt es an der Bodenseepromenade einen schönen Wasserspielplatz. Zwei Strandbäder laden im Ortsteil und Kurbad Mettnau zum Baden im Bodensee ein (Erwachsene 2,70€/3€, Kinder, 1€). Wer lieber mit dem SUP, Kanu oder Ruderboot auf dem See unterwegs ist, findet bei mehreren Verleihern das passende Material.

Von Radolfzell zur Insel Reichenau

Vom Wohnmobilstellplatz im Ortsteil Mettnau oder vom Bahnhof nach Osten entlang der Bodenseepromenade starten wir der Bodenseeradweg-Beschilderung folgend durch ein Gewerbegebiet und dann auf geteerten Radweg in Richtung Markelfingen. Im Ort geht es in Richtung Hauptstraße und dann weiter auf Radwegen abseits der Strasse nach Allensbach. Der Bodensee bleibt immer in Sichtweite, das leichte Auf- und Ab auf dem Radweghält sich in Grenzen. Die nahe Bundesstrasse hält den meisten Verkehr aus den Ortschaften. Vor Allensbach öffnet sich auch schon der Blick auf unser Tagesziel: Die Insel Reichenau. Eine kurze Rampe vor Herne ist das anstrengendste Stück des Tages, denn danach geht es tendenziell bergab bis zur Brücke über die Bundesstraße. Ab hier führt der Radweg dann entlang der imposanten Allee aus alten Pappeln über den Damm zur Insel Reichenau.

Die Insel Reichenau: Größte Insel im Bodensee und UNESCO-Welterbe

Die Insel Reichenau ist die größte Insel im Bodensee und seit dem Jahr 2000 auf der UNESCO-Welterbe-Liste verzeichnet – als „herausragendes Zeugnis der religiösen Rolle eines großen Benediktinerklosters im Mittelalter“. Die Insel war schon unter dem Römern bebaut und besiedelt. Die Inselgrundstücke gehörten bis in die 1830er Jahre Stiftungen oder dem Fürstbischof und wurden dann zumeist an die ehemaligen Lehensnehmer verkauft. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Sommer 1945 etwa zwei Drittel der Bewohner der Insel für zweieinhalb Monate evakuiert. Rund 3000 französische KZ-Häftlinge aus dem Konzentrationslager Dachau verbrachten dort ihre Quarantäne vor ihrer Rückkehr in die Heimat.

Mit 4,5 Kilometer Länge und 1,5 Kilometer Breite ist die Insel überschaubar und auch für Familien ein begehrtes Ziel. Die rund 11 Kilometer um die Insel mit nur geringem Auf- und Ab ist auch mit Kindern gut machbar. Das milde Klima ermöglicht bis zu drei Freilandernten pro Jahr und die Insel ist durchaus landwirtschaftlich geprägt: Zwischen den einzelnen Dörfern auf der Insel finden sich Felder und zahllose Gewächshäuser. Von Tomaten, Gurken, Paprika, Salate und Feldsalat, Apfel, Weintrauben bis hin zu Wassermelonen reicht das hier angebaute Obst und Gemüse.

Wir machen auf der Insel zuerst einmal Brotzeit: An einer Bäckerei in Oberzell gegenüber der Georgskirche kehren wir auf einen Flammkuchen ein bevor wir der Seestraße nach Mittelzell folgen. Hier genießen wir am Yachthafen den Ausblick auf die Schiffe und den Bodensee bevor wir uns dem romanisch-schlichten Münster St. Maria und Markus einen kurzen Besuch abstatten. Der Münster war die Abteikirche des früheren Klosters Reichenau, das zwischen 724 und 1757 das Inselleben bestimmt hat. Seit 2001 leben wieder mehrere Mönche im neugegründeten Kloster „Cella St. Benedikt“.

Entlang der kleinen Straßen und durch die Felder geht es für uns weiter zur Kirche St. Peter und Paul. Daneben befindet sich ein Ausstellungsraum mit weiteren Informationen zum Klosterleben auf der Insel. Entlang der kleinen Straßen und durch die Felder geht es für uns weiter zur Kirche St. Peter und Paul. Daneben befindet sich ein Ausstellungsraum mit weiteren Informationen zum Klosterleben auf der Insel.

Um und über die Insel

Rund 200.000 touristische Übernachtungen zählt die Insel pro Jahr. Viele davon begründen sich in unserem nächsten Zwischenstopp: Der Campingplatz Sandseele lädt Camper, Wohnmobilisten und Zeltcamper zur Übernachtung. Ein nettes Restaurant mit Seeblick ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf der Karte viele regionale Spezialitäten vom und aus dem See, aber auch internationales und Pubfood.

Wir suchen aber eher eine Eisdiele und werden an der Schiffsanlegestelle Reichenau. Hier gibt’s in einer Eisdiele richtig leckeres Eis, das wir an der Schiffsanlegestelle mit Blick auf den See und die Nahe Schweiz verspeisen. Hier könnten wir eigentlich auch unsere Tour beenden und mit dem Schiff zurück nach Radolfzell fahren, wie genießen aber auf dem Heimweg lieber noch etwas die kleinen Sträßchen durch die Felder und Gewächshäuser auf der Insel, aus denen bunte Früchte herausblitzen. Und natürlich den gemütlichen Bodenseeradweg und die Aussicht auf den See.

Infos

Strecke: 

Radolfzell am Bodensee – Markelfingen – Allensbach – Konstanz-Waldsiedlung – Reichenau – Allensbach – Markelfingen – Radolfzell

Gesamt: 45km, 120hm, ca. 3h

Einkehr:

Gaststätten und Restaurants aller Preisklassen in den genannten Orten.

In Radolfzell: Ristorante Pizzeria Pulcinella.

Auf der Insel Reichenau: Bäckerei Laib und See in Oberzell, Restaurant Sandseele am Campingplatz Sandseele, Eisdiele an der Schiffsanlagestelle Reichenau

Übernachtung: 

Unterkünfte aller Preisklassen in den genannten Orten.

Campingplätze in Radolfzell, Markelfingen, Allensbach und auf der Insel Reichenau (Camping Sandseele)

Wohnmobilstellplätze in Radolfzell am Bodensee/Mettnau (kostenpflichtig, ca. 30 Plätze inkl. Ver- und Entsorgung, Dusche, WC, Abrechnung und Zugangsbeschränkung über Kartensystem), Konstanz  und auf der Insel Reichenau (neben dem Camping Sandseele, nur für eine Übernachtung)

Von Thomas

Schon von klein auf viel in den Bergen unterwegs sind Wandern, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und alles rund um die Berge meine Hobbies. Vater von zwei nicht mehr ganz so kleinen Bergfexen und sozusagen der „Chef“ von mehr-berge.de ;-)