Vom Berg zum Erlebnis

Ein Plädoyer für das Erleben im Nachgang der Wanderleiterausbildung. Geschrieben im Zug auf der Heimfahrt von der Wanderleiter-Ausbildung.

Veröffentlicht am Kategorisiert in Berge, Wandern

Jetzt liegt die Ausbildungswoche und somit meine Ausbildung zum Wanderleiter schon wieder hinter mir. Hatte ich mir letzte Woche noch Gedanken gemacht, ob ich konditionell fit genug bin, ob ich genügend Bergerfahrung gesammelt habe und ob ich überhaupt reif für eine solche Ausbildung und das Übernehmen von Verantwortung bei einer Wanderung bin, kann ich heute erheblich mehr Antworten dazu geben.

Das Planen von Touren hat mir auch vor der Ausbildung schon Spaß gemacht, auch das Ein- und Entführen von Freunden in die Berge. Und doch hat mich die Woche sehr bewegt. Ich war das erste Mal mit einem richtigen Bergführer unterwegs, habe mir neue Techniken für die Tourenplanung und auch die Durchführung angeeignet, habe viel für mich neues Terrain in Fels, Schrofen und Firn kennen und lieben gelernt und letztendlich eines begriffen: Beim Bergwandern geht es nicht nur um mich oder den Berg, sondern um das Erlebnis.

Das Erlebnis sind Natur, Tiere, Pflanzen, die Aussicht, aber auch die Gruppe und letztendlich doch auch die eigene Selbsterfahrung. Das Atmen, Schnaufen, Schwitzen, sich Vorwärtsbewegen und auch das Innehalten.

Und gerade das Innehalten, das langsam gehen, das sich umblicken und seine Umwelt aktiv wahrnehmen ist die große Kunst beim Bergwandern.

Das ist das „Erlebnistempo“, also die Geschwindigkeit, bei der man nicht nur seinem Vordermann auf die Hacken schaut, sondern es auch noch schafft, seine Umgebung wahrzunehmen. Tiere zu sehen, Pflanzen zu differenzieren oder auch interessante Details unterwegs wahrzunehmen.

Als Wanderer haben wir vor allem im alpinen Gelände oberhalb der Baumgrenze die Möglichkeit, die ausgetretenen Pfade zu verlassen, uns einen eigenen Weg zu suchen, auf Firnfeldern oder Schuttreissen abzufahren, barfuß durch Bäche zu waten, in Gumpen zu baden, zu biwakieren oder einfach einmal eine gemeinsam vorbereitete Brotzeit zu verspeisen.

Es geht bei der Ausbildung und auch beim Führen von Touren nicht darum, Betretungsverbote oder ständige Mahnungen und Warnungen vor rechtlichen Konsequenzen auszusprechen, sondern die Begleiter auf anderem, aktiven Weg dazu zu bringen, sich für das Umfeld, für die Umwelt und die eigenen Schritte (in die eigene Verantwortung) am Berg zu interessieren.

Das ist unseren beiden Bergführern vom DAV-Lehrteam genial gelungen und bei unserem Team super angekommen. Danke Ludwig, danke Florian. Ich hoffe, wir können eure Begeisterung aufgreifen und in unserem Bergleben und beim Führen unserer DAV-Gruppen weiterführen.

Mehr Details zur Wanderleiter-Ausbildung findet ihr in unserem „Fakten-Teil“ ;-)

Von Thomas

Schon von klein auf viel in den Bergen unterwegs sind Wandern, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und alles rund um die Berge meine Hobbies. Vater von zwei nicht mehr ganz so kleinen Bergfexen und sozusagen der „Chef“ von mehr-berge.de ;-)