Freeriden am Wendelstein äh ne, doch Sudelfeld

Sonntag ging’s kurzfristig in die Berge. Das Ziel: Das kleine aber feine Skigebiet am Wendelstein. Mit Kabinenbahn, zwei Schleppliften der Zahnradbahn ab Brannenburg und nur schwierigen Pisten ein Geheimtipp für Locals und Tourengeher. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt :-)

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Fast pünktlich geht es um kurz nach sechs Uhr daheim los, mit dabei mein Bruder und zwei Freunde. Auf der Autobahn nichts los und so stehen wir knapp zwei Stunden später am Parkplatz der Wendelstein Kabinenbahn in Osterhofen bei Bayerischzell. Diverse Tourengeher machen sich bereits fertig für den Aufstieg in Richtung Wendelstein. Doch die Bahn fährt erst um 9:15 Uhr das erste Mal hinauf. Das ist uns zu spät, und laufen wollen wir mit der Mannschaft ohne entsprechende Ausrüstung heute auch nicht, also Änderung am Plan: Wir fahren die drei Kilometer weiter zum Schwebelift hinauf zum Sudelfeld.

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Gemütlich hinauf mit dem Schwebelift

Etwas antiquiert ist der Einer-Sessel hinauf ja schon, aber das macht auch den Flair hier aus. Bisher zumindest. Im letzten Jahr hat Sudelfeld ja eher mit negativen Schlagzeilen zu kämpfen. Der Ausbau der Beschneiungsanlage wurde nicht überall positiv aufgenommen und von DAV und Bund Naturschutz auch versucht zu verhindern. Wirklich viel gebracht hat die Beschneiungsanlage dann dieses Jahr auch noch nicht. Entweder war es zu warm oder der Schnee kam eh von oben. So wie heute.

Oben angekommen geht es weiter mit einem Vierersessel hinauf in den Nebel und im Anschluss die schwarze Piste in Richtung Rosengasse. Der Schnee und die Pisten recht hart gewalzt. Also dann lieber in’s freie Gelände.

In Sudelfeld gibt es genügend Möglichkeiten, um eine spitzen Skitages auch außerhalb der Pisten zu verbringen, einerseits, weil man immer wieder durchs freie Gelände, Rinnen oder Waldstücke zwischen den Pisten queren kann, andererseits wegen des Traithenkars.

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Abseits der Piste: Das Traithenkar

Das Traithenkar ist der Grund, warum es uns in Sudelfeld nicht lange auf der Piste hält: Einfach durch ein paar Meter Aufstieg oberhalb des Vogelsang-Schlepplifts erreichbar, geht meist eine Spur quer hinüber in den schönen aber meist auch schnell ausgefahrenen Süd-Ost-Hang, der bequemerweise am Schlepplift Rosengasse endet.

Früher als Skiroute ausgewiesen, ist das Traithenkars nicht mehr als Piste beschildert und wird auch weder präpariert noch lawinengesichert. LVS, Schaufel und Sonde, sowie vorsichtige Handlungsweise sind hier übrigens auch trotz der Nähe zum Skigebiet Pflicht.

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Hier zieht es auch uns heute mehr als einmal hinunter. Zuerst die pistenähnliche Schneise hinunter, durch etwas engere Stellen bis man wieder auf dem Skiweg zur Rosengasse landet. Varianten gibt es hier sowohl nach rechts mehr ins freie Gelände oder nach links im Wald. Hier bieten sich viele Optionen und Schneisen, ideal auch bei Schneefall, da hier die Sicht von Baum zu Baum meist besser ist.

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Also auch für uns, denn Mittag hat es richtig angefangen zu schneien und es gibt in einer Stunde fast 10cm Neuschnee. Die mittlerweile doch recht ausgefahrenen Pisten erstrahlen in neuem weißen Glanz, vor Allem als Nachmittag die Sonne in voller Pracht erstrahlt.

Nun zeigt sich auch unser eigentliches Ziel von der besten Seite: Der Wendelstein erstrahlt mit seinen Flanken und Tourenmöglichkeiten. Leider etwas zu spät für uns.

wendelstein

Weitere Varianten

Wer sich die paar Meter Aufstieg in Richtung Traithenkar sparen will, kann natürlich auch direkt links aus dem Vogelsang-Lift ins freie Gelände starten. Hier kann man entweder links halten direkt wieder zur Piste abfahren oder weiter rechts den Spuren in die steilen, bewaldeten Hänge folgen. Hier erfolgt die Abfahrt dann zum Schluss auf dem Skiweg, auf dem man das steile Endstück des Rosengassen-Hands umfahren kann.

Eine weitere Variante führt auch noch von der Bergstation des Dreiersessellifts in Richtung Rosengasse. Die Variante endet dann auf dem Skiweg zur Rosengasse.

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Anfahrt

Von München auf der A9 bis Weyarn und dann über Schliersee bis nach Bayerischzell (ca. 1h ab München). Mit der Bayerischen Oberlandbahn direkt erreichbar, Bahnhof: Bayerischzell, dann mit dem Skibus weiter.

Das Skigebiet

Das Sudelfeld ist eines der ältesten und bekanntesten Skigebiete im Oberland. Hier wird seit 120 Jahren Ski gefahren. Sudelfeld gehört noch zu den gemütlicheren Skigebieten, auch wenn man sich Mühe gibt, die Gemütlichkeit und Ursprünglichkeit mit neuen Anlagen zu überspielen. Hier gibt es wirklich noch mehr Schlepplifte als Sesselbahnen (unser Snowboarder hat sich dann doch fast beschwert ;-) Insgesamt ein richtiges Familenskigebiet, das für jeden etwas bietet: Einfache Pisten rund um den Waldkopf (oder auch die Talabfahrt), rassiges in Richtung Rosengasse und das Traithenkar für die Freerider.

Preise

Der Tagesskipass ist mit 41€ für Erwachsene und 18€ für Kinder in der Saison 2019/20 im erschwinglichen Bereich. Es gibt Stunden- und Punktekarten, sowie einen Familien-Tagesskipass für 99€. Parken ist sowohl in Bayrischzell als auch oben am Sudelfeld kostenlos. Mittwochs fahren die Damen um nur 19€. Wer erst später auf die Piste kommt, zahlt für den „Happy Hour“-Skipass ab 14:30 nur 18€.

Einkehr

Die Hütten am Sudelfeld sind wirklich auf Familien eingestellt und bieten Preise, die man sonst selten im Skigebiet findet. In der Waller Alm gibt es die Curry-Wurst mit Pommes für 6€, den Sonntags-Schweinebraten für 7,20€. Das leckere Germknödel gibt’s unten am Schwebelift für 5€.

Insgesamt ein schönes Familienskigebiet mit äußerst fairen Preisen.

Skitouren am Sudelfeld

Wer lieber auf Skitour geht, findet am Sudelfeld ebenfalls gute Möglichkeiten. Eine nette Pistentour führt von Grafenherberg entlang der Pisten hinauf zum Vogelsang (ca. 380hm, 1,5h). Jeden Mittwoch öffnet das Skigebiet Abends die Pisten vom Schweblift in Bayrischzell hinauf bis zum oberen Sudelfeld (600hm, 2h). Wer höher hinaus will, startet an der Rosengasse hinauf zum Großen Traithen. Eine beliebte Tour führt auch vom Waldparkplatz am Tatzelwurm auf die Brünnsteinschanze.

Von Thomas

Schon von klein auf viel in den Bergen unterwegs sind Wandern, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und alles rund um die Berge meine Hobbies. Vater von zwei nicht mehr ganz so kleinen Bergfexen und sozusagen der „Chef“ von mehr-berge.de ;-)