Nach A wie Ausrüstung und B wie Blasenpflaster geht es heute nach längerer Pause mit unserem Outdoor A-Z weiter. Heute geht es um C wie Canyoning, also dem großen Bruder des Gumpenwanderns. Hier werden ausgestattet mit Neoprenanzug, Seil und Klettergurt Bachläufe begangen, in Canyons abgeseilt und in Gumpen gesprungen. Egal bei welchem Wetter. Chris von den Canyonauten gibt uns heute im Interview einen ersten Einblick, was einen erwartet.
mehr-berge.de: Hallo Chris, Canyoning in den Schluchten des Allgäus ist euer Thema: Was ist das Canyoning überhaupt?
Canyoning bedeutet im Grunde Schluchtenwandern wobei man meist den englischen Ausdruck verwendet um den Actionsport mit Einsatz von Spezialausrüstung wie etwa Seil und Neoprenanzug vom reinen “Wandern” abzugrenzen. im Prinzip geht es bei beiden Aktivitäten um ein außergewöhnliches Naturerlebnis. Den Reiz des Canyoning macht dann die Verbindung mit den sportlichen Elementen, vor allem aber der “Fun-Faktor” bspw. beim Springen ins Wasser oder beim rutschen durch Naturrutschen aus.
mehr-berge.de: Wie kommst du zum Canyoning und wie hast du angefangen?
Ich selbst bin eher durch Zufall beim Canyoning gelandet – durch die Arbeit als Bootsguide. Da kam man dann mit der Materie in Kontakt und hat gemerkt: Hey, das ist ja ein noch tollerer Sport, wenn man das Boot einfach weglässt…
mehr-berge.de: Seit wann führst du „Kunden“ durch Schluchten?
Ich habe meine Ausbildung 2010 gemacht und seitdem bereits an die 1000 Canyoningtouren geführt.
mehr-berge.de: Und welche Ausbildung hast du gemacht, um das Canyoning professionell zu vermitteln?
Ich habe die österreichische Schluchtenführerausbildung gemacht. Die hat sich auch in Deutschland inzwischen als Standard durchgesetzt – da ja eh alle Canyoninggebiete sehr grenznah sind. Das ist eine durch die österreichischen Bundesstaaten reglementierte Ausbildung, die ähnlich der Bergführerausbildung in Kursblöcken und Praktikumszeiten absolviert wird. Der große Vorteil hiervon ist, dass man durch die staatliche Lizenzierung auch im übrigen Europa Rechtssicherheit erlangt.
mehr-berge.de: Zum Canyoning gehört Schwimmen, Springen, Laufen und das Abseilen. Was muss man noch mitbringen?
Eigentlich nichts. Canyoning ist ein Sport den jeder, der in einen Gurt hineinpasst problemlos machen kann… Spaß an Natur und Bewegung hilft natürlich.
mehr-berge.de: Ab welchem Alter ist Canyoning überhaupt sinnvoll machbar?
Wir bieten Familiencanyoning ab 7 Jahren an. Viele Kinder sind schon früher “bereit”, aber ab sieben wage ich zu behaupten ist bei fast allen der Punkt erreicht, an dem sie beim Canyoning richtig großen Spaß haben können!
mehr-berge.de: Wir vermittelt man vor Allem das Abseilen und das „Loslassen“ beim Springen in die Gumpen?
Wichtig ist vor allem eine Vertrauensbasis zwischen Guide und Gästen herzustellen. Vor Beginn der Tour wird alles genau erklärt, gezeigt und geübt. Mit etwas gutem Zureden schafft das dann jeder.
mehr-berge.de: Wie kann man die Angst überwinden und hinter sich lassen in so kurzer Zeit lernen?
Wie schon gesagt spielt Vertrauen in den Guide eine große Rolle. Ganz wichtig ist aber auch die Gruppendynamik: meist sind ja ein paar mutige dabei, die anfangen. Wenn die Zögerer dann erst mal gesehen haben, dass es fünf oder sechs mal superlässig war und alle mit fettem Grinsen wieder auftauchen fallen die Bedenken meist recht schnell ab.
mehr-berge.de: Was ist denn dein Lieblingsspot in den Allgäuer Alpen?
Auch wenn das jetzt vielleicht alle für pure Werbung halten: Ich liebe einfach unsere Einsteigertour im Ostertaltobel. Wenn man sich direkt nach dem ersten Sprung umdreht und zurückschaut (meist mache ich dort auch ein schnelles Gruppenbild) schillert die Gischt des Wasserfalles in allen Farben. Das sieht super aus!
mehr-berge.de: Wo zieht es euch hin, wenn das Allgäu nicht reicht?
Zum Saisonbeginn gehen wir regelmäßig zum Canyoning in Mallorca. Ganz toll sind auch Slowenien oder das Tessin.
mehr-berge.de: Was kostet das Canyoning bei euch und wie vereinbare ich einen Termin?
Canyoningtouren kosten in Deutschland zwischen 65 und 100 Euro – von billigeren Anbietern würde ich die Finger lassen, weil man bessere Preise fast nur anbieten kann, indem man an Material oder Ausbildung spart. Eine Ausnahme bildet bei uns das Familiencanyoning: hier zahlen Kinder nur 35 Euro.
Termine vereinbaren ist total stressfrei, weil wir von April bis Oktober eigentlich täglich Touren führen. Samstags kann schon schnell mal ausgebucht sein, aber unter der Woche oder Sonntags haben wir meistens auch kurzfristig noch ein paar Plätze frei – das erfahrt ihr entweder direkt bei der Onlinebuchung oder am Telefon…
mehr-berge.de: Danke für das kurze Interview…
Canyoning im Allgäu ist übrigens kein reiner Sommersport. Die Canyonauten führen auch im Winter Touren – zumeist von Januar bis Februar. Wir berichten demnächst mehr ;-)
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