Schneeketten braucht man – oder nicht. Und nachdem man sie meist nicht braucht, weiß man meist auch nicht, wie die verdammten Ketten jetzt anzulegen sind. Zudem legt man die Ketten ja wegen widriger Umstände an, also mitten am Pass wenn man nicht mehr weiterkommt oder beim Ausparken bei Neuschnee. Im schlimmsten Fall führt das zu so „kleinen Problemen“ wie einem gerissenen Bremsschlauch und dann kommt man selbst trotz der Ketten nicht mehr weiter. Wir zeigen euch heute pünktlich zum verspäteten Winter-Einzug wie man mit Schneeketten richtig umgeht.
Letztes Jahr Sylvester waren wir für ein paar Tage am Spitzingsee unterwegs. Bei rund 40cm Neuschnee. Bis zum Kurvenliftparkplatz auch ohne Ketten kein Problem. Hier bin ich leider einmal falsch abgebogen und stand plötzlich in einem abschüssigen Parkplatz. Der Fehler des Tages.
Neben mir ein brandneuer Mittelklassewagen mit Münchner Herkunft samt Frau und schlafendem Baby. Auf der anderen Seite abschüssiger Hang. Bei leichtem Druck auf das Gaspedal ging’s gleich mal abwärts in Richtung des immer noch schlafendem Baby samt nun doch recht nervöser Mutter.
Glücklicherweise hatten wir vor dem Losfahren noch die -vermeintlich passenden- Schneeketten eingepackt. Richtig gecheckt hatten wir das natürlich nicht, sondern blind auf die Aussage meines Schwagers vertraut… Nun denn… die Schneeketten aus Ihrer Verpackung geholt und vor dem Reifen im tiefen Neuschnee ausgebreitet, die Anleitung studiert und los geht’s.
So geht’s richtig:
In unserem Fall zeigen wir die Montage anhand einer Thule CS-10 070 Schneekette. Bei anderen Modellen kann die Montage etwas anders ablaufen, einfach mal wirklich einen Blick in die Anleitung werfen ;-)
1. Auf jeden Fall: Zuhause die Schneeketten prüfen, ob diese auf die montierten Winterreifen passen und schon mal üben.
2. Unterwegs wenn möglich die Schneeketten schon auf einem Parkplatz montieren und nicht mitten am Pass. Warnblinkanlage einschalten. Handbremse anziehen und 1. Gang einlegen. Evtl. Warnweste anziehen.
3. Die Ketten aus ihrer Verpackung nehmen und vor dem Antriebsreifen ausbreiten. Das Logo des Herstellers liegt dabei zumeist am unsichtbar Boden ;-)
Dazu sollte man wissen, ob das Fahrzeug, das man fährt Hinterrad-/Heck- oder Frontantrieb hat. Frontantrieb ist Standard, Heckantrieb haben nur z.B. der Smart, bestimmte Baureihen Mercedes, BMW und Twingo.
4. Die Ketten hinter dem Reifen durchziehen.
5. Ketten nach oben ziehen und den Montagering schließen.
6. Mit dem Haken nach oben in der Schneekette fixieren.
7. Ketten verschließen und nach hinten ziehen.
8. Sämtliche Ketten verbinden und die lange Kette mit Gummigriff in Umlenkhaken legen und festziehen.
10. Die angelegte Kette nach ein paar Metern Fahrt kontrollieren und eventuell nachziehen.
Was passiert, wenn man’s falsch macht?
In unserem Fall haben die Schneeketten nicht gepasst (was man durch Studium der Verpackung vor der Montage auch hätte wisse können ;-). Die Schneeketten sind nach der Montage beim Fahren gerissen und haben das Bremskabel beschädigt und durchtrennt.
Wir waren damit also aus der vermeintlich üblen Parklücke heraus, standen dann aber fünf Meter weiter mit durchdrückbarer Bremse und einem Fleck aus Bremsflüssigkeit im Schnee. Also ADAC rufen, eine Stunde auf den Abschleppdienst warten, in unserem Fall dann auf dem Abschleppwagen fast eine Stunde zurück fast bis zur Autobahn. Zumindest sind wir anscheinend nicht die einzigen, die mit Ihren Schneeketten nicht zurecht kommen. Der ADACler war wohl an dem Tag schon das dritte mal wegen Problemen mit den Schneeketten im Einsatz…
Während die Familie also am Spitzingsee schon mal das Zimmer bezogen hat, hieß es für mich erst mal Warten. Der Ersatz-Bremsschlauch war natürlich nicht auf Lager. Das äußerst nette Peugeot Autohaus hat freundlicherweise den Bremsschlauch dann am 31.12 montiert, sonst hätten wir das Auto erst wieder am 04.01 holen können. Für mich aber erst der Beginn der Odyssee.
Mit dem Taxi ging’s nach Weyarn und von dort sollte es mit der Bayerischen Oberlandbahn BOB weiter nach Schliersee und von dort mit dem Bus weiter nach Spitzing gehen. Da hatte ich aber nicht mit der Unfähigkeit der BOB gerechnet, sonst hätte ich gleich das Taxi genommen. In Weyarn am Bahnhof ging nichts, weder vor noch zurück, Infos gab’s nicht, ein Taxi dann natürlich auch nicht mehr. Eineinhalb Stunden später kam dann doch ein Zug, zwar aus der falschen Richtung, aber immerhin. Der hat mich dann auch mit nach Schliersee genommen, wo schließlich ein freundlicher Taxifahrer auf mich gewartet hat. Rund sechs Stunden nach dem Anlegen der Ketten gab’s Abendessen und am nächsten Tag dann gleich ein Taxi zum Auto-Händler.
Mit den richtigen Schneeketten und etwas Übung vorher wäre das nicht passiert ;-)
Die richtigen Schneeketten zur Übung und für die Fotos im Bericht wurden uns dieses Jahr freundlicherweise von www.schneekettenexperte.de zur Verfügung gestellt. Unseren Bericht hat das nicht beeinflusst ;-)