Sella Ronda – Aussichtsreiche Skirunde durch die Südtiroler Dolomiten

Die Sella Ronda -die wohl bekannteste Skirunde der Welt- wartet heute auf uns…

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Wir treten vor unser kleines Hotel, das Refugio Frara am Grödnerjoch und erschaudern: Das Thermometer zeigt -14 Grad Celsius. Die Sonne tritt gerade knapp über den imposanten Sellastock hervor und erleuchtet die umliegenden Felsen in ihrem hellem Rotbraun, das dem ganzen Gebirgsstock auch seinen Namen gegeben hat: Die auffallendste Eigenschaft des Dolomits ist seine helle Farbe, weswegen die Dolomiten auch den Beinamen „Monti Pallidi – Bleiche Berge“ tragen. Aber Kultur interessiert uns heute vorerst weniger. Der Schnee glitzert, die Piste vor uns erscheint makellos präpariert. Und deshalb sind wir auch hier: Die Sella Ronda -die wohl bekannteste Skirunde der Welt- wartet heute auf uns…

Gondel auf den Sass Pordoi

Die Sella Ronda: Einmal um den Sellastock

Von unserer Unterkunft nehmen wir heute als erstes die Abfahrt hinunter nach Wolkenstein, genießen dabei noch die Aussicht auf den imposanten Langkofel vor uns. Mit der Bahn geht es dann hinauf zum Sellajoch. Über das Pordoijoch, Arabba, den Passo Campo Longo, Corbara und Kolfuschg geht es in mehreren Etappen, Liftauf- und Pistenabfahrten wieder zurück bis zum Passo Gardena, dem Grödnerjoch.

Der Langkofel

Unterwegs erwarten uns perfekt präparierte Pisten, gemütliche Hütten mit Terrassen im Sonnenschein, italienische und Südtiroler Spezialitäten und eine einzigartige Aussicht auf die Highlights der Dolomiten. Rund 40 Kilometer legen wir so insgesamt an unserem ersten Tag zurück, davon 26 Kilometer Abfahrt auf der Piste. Schwierigkeiten bereiten uns die Pisten dabei nicht, die Pisten sind meist breit gewalzte Autobahnen.

Die Tour lässt sich übrigens sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinnn befahren. Die Zeit sollte man trotzdem im Hinterkopf behalten, den letzten Pass vor der Unterkunft sollte man um spätestens 15:30 Uhr überschritten haben, um noch rechtzeitig die Verbindung zurück zum Ausgangsort zu schaffen.

Blick vom Sas Pordoi in Richtung Pordoijoch

Abseits der gewalzten Pisten: Val Lasties und Mittagstal

Nach der ersten Erkundungsfahrt auf der Sella Ronda, zieht es uns am zweiten Tag etwas abseits der Piste: Wir erklimmen am zweiten Tag den Sellastock mit der Bahn auf den Sas Pordoi. Von hier starten mehrere Freeride-Abfahrten hinunter ins Tal. Die bekannteste ist die Abfahrt durch das Mittagstal hinunter nach Kolfuschg. Hierfür folgt man zunächst dem Weg zur Pordoischarte und dann in einer langen Querung unterhalb des Piz Boe hinüber zur steilen Abfahrt. 

Wir folgen heute derweil dem Weg an der Pordoischarte nach links ins Val Lasties: Ein breites Tal mit genialen Tiefschneehängen wartet auf uns. Am Talende fährt man entlang einer riesigen Steilwand eine markante Rinne bis in einen kleinen Wald ab. An der Strasse heißt es kurz abschnallen bevor uns ein kurzer Ziehweg wieder zurück ins Skigebiet bringt. Das Val Lasties ist gerade bei Neuschnee und weniger sicheren Verhältnissen eine gute Alternative zum Mittagstal. Die rund 1.100 Höhenmeter Tiefschnee sind den kleinen Abstecher aus dem Skigebiet definitiv wert.

Blick auf den Sellastock von der Marmolada

Auf die Königin der Dolomiten: Die Marmolada

Den dritten Tag nutzen wir für einen Abstecher auf den höchsten Berg der Dolomiten: Die Marmolada. Der 3.343m hohe Berg mit seinem eindrucksvollen Gletscher lässt sich auf Skiern einfach über eine Seilbahn erklimmen. 

Nach dem Genuss der Gipfelaussicht auf die umliegenden Dolomiten nimmt man mit der „Bellunese“ die mit 12 Kilometern Länge längste Piste Südtirols in Angriff. Rund 1.800 Höhenmeter später steht man wieder mit brennenden Oberschenkeln an der Malga Ciapela auf 1446 m Höhe.

Ausblick von der Marmolada

Um zur Marmolada zu kommen, verlässt man in Arabba die Sella Ronda und nimmt die Bahnen in Richtung Passo Fedaia und Malga Ciapéla.

Auf den Spuren des ersten Weltkriegs: Falzaregopass und Lagazuoi

Ein genialer Abstecher aus der Sellaronda führt uns an unserem letzten Tag in die Historie zurück: Am Lagazuoi und Falzraregopass verlief im ersten Weltkrieg der Stellungskampf zwischen Österreichern und Italienern. Diese bekämpften sich bitterlich, bohrten Stollen in die Berge am Frontverlauf und scheuten auch nicht davon zurück, Gipfel samt darauf befindlicher Gegner in die Luft zu sprengen.

Heute treffen sich hier Österreicher, Italiener, Deutsche ganz friedlich in der Seilbahn. Und auch, wenn man kein Wort des anderen versteht, so versteht man sich doch auch fast ohne Worte: „Merkel: Mangiare – Berlusconi: Bunga bunga“.

Aber zuerst gilt es, aus der Sella Ronda auszubrechen: Über Alta Badia geht es nach San Cassiano/Armentarola. Von dort bringen uns Sammeltaxis (6€ pro Person, nicht im Skipass-Preis inbegriffen) bis zum Falzarego-Pass (2.105 m), wo die eigentliche Lagazuoi-Tour mit der Bahnfahrt auf den Lagazuoi beginnt. 

Der Lagazuoi ist vor Allem wegen seines hervorragenden Rundblicks sehr beliebt. Im Norden zeigen sich die Gipfel der Fanesgruppe, im Osten die Gipfel der Tofana, die Sorapiss-Gruppe und der Antelao, im Süden die Cinque Torri, Monte Pelmo, Civetta und Marmolata, und im Westen der Sellastock und die Puezgruppe. Am besten, man kehrt oben in der Hütte ein und genießt noch etwas die Aussicht.

Aussichten auf der Abfahrt zwischen Lagazuoi und Armentarola

Bevor man die Piste zurück nach Armentarola angeht, lohnt es sich, die Piste zurück zum Falzaregopass noch das eine oder andere Mal in Angriff zu nehmen. 

Die Skitour entlang des ehemaligen Grenzverlaufs geht durch ein geniales Hochtal mit hohen Felswänden. Zur Halbzeit läuft das Rifugio Scotoni zur Einkehr, bevor von der Capanna Alpina der Pferde-Shuttle wartet. Zwischen 20 und 40 Skifahrer werden an langen Leinen von Pferdeschlitten bis nach Armentarola gezogen (3€ pro Person). Der willkommene Abschluss einer abwechslungsreichen Tour. 

Von Armentarola geht es über San Cassiano und Alta Badia wieder zurück zur Sella Ronda – und für uns am Ende des Tages leider auch wieder zurück nach Hause. Ein geniales verlängertes Wochenende geht zu Ende. Eine Wiederholung steht definitiv auf der Todo-Liste.

Zwischenstopp am Rifugio Scotoni

Infos

Anreise

Über Kufstein, Brenner bis Ausfahrt „Chisa, Val Gardena Klausen, Gröden“. Über St. Ulrich nach Wolkenstein.

Unterkunft

Rifugio Frara am Grödner Joch.
Unterkünfte aller Preisklassen in Wolkenstein, Alta Badia, Kolfuschg, Arabba,…
Wohnmobilstellplatz in Wolkenstein, Campingplätze in Canazei und Campitello di Fassa.

Von Thomas

Schon von klein auf viel in den Bergen unterwegs sind Wandern, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und alles rund um die Berge meine Hobbies. Vater von zwei nicht mehr ganz so kleinen Bergfexen und sozusagen der „Chef“ von mehr-berge.de ;-)