Pistenskitouren erfreuen sich großer Beliebtheit: Man muss sich über die Lawinengefahr keine Gedanken machen, kann auch alleine starten und kann auch ohne Tiefschneekönnen eine schöne Abfahrt genießen. In letzter Zeit häufen sich jedoch wieder Anfeindungen und sogar tätliche Angriffe gegen das Lift- und Pistenpersonal. Für ein friedliches Miteinander haben wir euch hier einige Fakten zusammengestellt.
Was ist eine Pistentour?
Bei einer Pistentour oder Pistenskitour steigt man im Skigebiet auf der Skipiste oder einer vordefinierten Aufstiegsroute mit den Tourenski auf und fährt über die Skipiste wieder ab.
Warum sollte ich das tun?
Gerade Einsteiger ins Skitourengehen, die sich mit dem Thema Lawinensicherheit nicht beschäftigen möchten, aber auch fortgeschrittene Tourengeher, die zum Training Höhenmeter machen wollen, finden bei der Pistentour eine einfache und sichere Skitourenumgebung.
Und natürlich bieten die präparierten Pisten ideale Bedingungen bei wenig Schnee oder kritischen Lawinenlagen.
Die rechtliche Situation
Während in Deutschland der Zugang zur Piste nur bei konkreter Gefahrenlage gesperrt werden darf (Pistenpräparierung, Lawinensprengung oder Vereisung), hat man in Österreich kein unbeschränktes Recht über Pisten aufzusteigen. Nur in Vorarlberg haben Tourengeher bei geschlossener Schneedecke ein allgemeines Recht zur Benutzung von Skipisten.
In der Schweiz ist der Zugang frei gestaltet, nach dem Skibetrieb sind jedoch alle Pisten zur Präparierung gesperrt. Dafür sind nach dem italienischen Skipistengesetz Skitouren auf Pisten grundsätzlich verboten.
Quelle: Deutscher Alpenverein
Gemeinsame Lösungen
Durch die Erarbeitung örtlicher Regelungen versuchen lokale Skitourengeher, die Alpenvereine, Naturfreunde, Liftbetreiber und Behörden bestehende Skitouren zu schützen und eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten. Für praktisch alle deutschen Skigebiete gibt es mittlerweile Aufstiegsrouten zumeist abseits der Piste. Die jeweils gültigen örtlichen Regelungen findet ihr beim Alpenverein.
Die ausgewiesenen Aufstiegsrouten sollten auch genutzt und nicht eigenwillig direkt über die Piste aufgestiegen werden. Nicht nur zum Schutz der anderen, sondern auch zum eigenen Schutz!
Als Pistentourer ist man Gast im Skigebiet, so sollte man sich auch verhalten!
Gefahren bei der Pistentour
Während bei Pistentouren am Tag die Gefahr hauptsächlich von anderen, entgegenkommenden Skifahrern ausgeht, ist die Situation in der Nacht eine andere: Bei der Präparierung der Pisten mit der Pistenraupe werden oftmals Winden zur Präparierung eingesetzt. Hier verbindet sich die Pistenraupe über ein bis zu einem Kilometer langes Stahlseil mit einem Fixpunkt und zieht sich an diesem bergauf- und ab. Das Stahlseil läuft hierzu teilweise unterhalb der Schneedecke und schnellt bei Bewegungen in alle Richtungen. Tourengeher können diese Gefahr teilweise gar nicht sehen.
Pistentouren im Skigebiet
Bei Pistentouren im Skigebiet sollte man sich vorher über vorhandene Aufstiegsrouten informieren. Die Internetseiten der Skigebiete, der Alpenvereine oder einschlägige Foren geben hier ausreichend Informationen über Parkplätze, Parkgebühren, Aufstiegsspur und Abfahrtsmöglichkeiten.
Eine gute Übersicht über die lokalen Regelungen bietet der Deutsche Alpenverein auf seiner Seite.
Gibt es keine Aufstiegsspur, haltet euch bitte am Pistenrand, geht hintereinander und überquert die Piste nur an übersichtlichen Stellen. Spitzkehren und ständiges Queren des Hanges ist auf der Piste nicht notwendig!
Pistentouren ohne Liftbetrieb
Mittlerweile gibt es einige aufgelassene Skigebiete, die entweder für Pistengeher präpariert werden (z.B. Unternberg bei Ruhpolding, Hausberg bei Garmisch-Partenkirchen, Ronachkopf bei Zell am See) oder die durch die Anzahl an Skitourengeher pistenähnlich eingefahren sind (z.B. Taubenstein am Spitzingsee, Tegelberg bei Füssen, Rauthhütte bei Seefeld). Diese Gebiete können jederzeit genutzt werden und die Hütten in den Gebieten bieten oftmals mindestens einen Tourenabend je Woche an.
Tourenabende
Wer von München abends auf Skitour starten will, findet im Voralpenraum praktisch für jeden Abend eine geöffnete Piste. Bei den Tourenabenden werden bestimmte Pisten eines Skigebiets für die Tourengeher offen gelassen, die Präpierung der Piste findet dann ab ca. 22 Uhr statt, wenn alle Skitourengeher das Gelände verlassen haben. Praktischer Nebeneffekt: Die Hütten im jeweiligen Gebiet haben für den Tourenabend zumeist verlängerte Öffnungszeiten.
Weitere Infos zu geöffneten Skigebieten für den Tourenabend findet ihr hier:
Skitourenlehrpfade
Viele Skigebiete weisen mittlerweile einfache, pistennahe Skitouren als Skitourenlehrpfade aus. Hier steigt man auf einer ausgewiesenen Route auf und auf der Piste ab. Auf Infotafel wird wichtiges Wissen um das Thema Skitourengehen, Lawinengefahr, Verhalten bei einer Verhüttung, etc. vermittelt. Beispiele für solche Lehrpfade sind z.B. der Hochkeil bei Mühlbach am Hochkönig, der Unternberg bei Ruhpolding.
Verhalten auf Pistentour
Hält man sich an die folgenden Empfehlungen, sollte bei der Pistentour alles klar gehen:
- Skipisten stehen in erster Linie den Nutzern der Seilbbahnen und Lift zur Verfügung.
- Aufstieg und Abfahrt erfolgen auf eigenes Risiko und eigene Verantwortung.
- Nur am Pistenrand aufsteigen (FIS-Regel Nr. 7). Dabei hintereinander, nicht nebeneinander gehen. Auf den Skibetrieb achten.
- Besondere Vorsicht an Kuppen, in Engpassagen, Steilhängen und bei Vereisung der Piste. Bei Pistenquerung möglichst einzeln gehen bzw. Abstände zueinander halten. Keine Querung in unübersichtlichen Bereichen.
- Pistensperrungen, Warnhinweise und lokale Regelungen immer beachten.
- Bei Pistenarbeiten sind die Pisten aus Sicherheitsgründen gesperrt. Insbesondere bei Einsatz von Seilwinden besteht Lebensgefahr.
- Frisch präparierte Skipisten nur in den Randbereichen befahren. Bei Dunkelheit stets mit eingeschalteter Stirnlampe gehen, reflektierende Kleidung tragen.
- Auf alpine Gefahren, insbesondere Lawinengefahr, achten. Keine Skitouren durchführen, wenn Lawinensprengungen zu erwarten sind. Nur geöffnete Pisten sind vor Lawinen gesichert.
- Skitouren nur bei genügend Schnee unternehmen. Schäden an der Pflanzen- und Bodendecke vermeiden.
- Rücksicht auf Wildtiere nehmen. Bei Dämmerung und Dunkelheit werden Tiere empfindlich gestört. Hunde nicht auf Skipisten mitnehmen.
- Regelungen an den Parkplätzen beachten, Parkgebühren bezahlen, umweltfreundlich anreisen.
Ausrüstung bei der Pistentour
- Tourenski mit Tourenbindung, Tourenstiefel, Felle, Stöcke
- Rucksack (ca. 20l)
- LVS (am Körper)
- Softshell-Jacke und -Hose für Aufstieg
- Regen- oder dünne Skjiacke/Hard Shell-Jacke für Schlechtwetter und Abfahrt
- Wechselbekleidung
- Schaufel, Sonde (im Rucksack)
- Wasserflasche, Brotzeit/Müsliriegel
- Stirnlampe
- Erste Hilfe Set (mit Blasenpflaster!)
- Mobiltelefon
- Geldbeutel, Ausweis
Skitourenkurse für Einsteiger
Wer mit dem Skitourengehen beginnt und auf seine erste Pistentour startet, sollte am besten mit einem Kurs starten. Für den Einstieg bieten sich 2-tägige Kurse zum Thema Lawinensicherheit an (sogenannte Lawinencamps), die dem Teilnehmer die Basics im Umgang mit dem LVS, Schaufel und Sonde beibringen. Wer tiefer einsteigen will, findet z.B. bei der lokalen Alpenvereins-Sektion oder Bergschulen mehrtägige Einsteigerkurse.
Weitere Infos
Pistentouren und lokale Regelungen in deutschen Skigebieten
https://www.alpenverein.de/bergsport/aktiv-sein/skitouren-auf-pisten/skitouren-auf-pisten-regelungen-in-den-alpenlaendern_aid_16767.html
Pistentouren rund um Innsbruck:
https://www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/sport/berg-und-ski/downloads_berg_und_ski/pistentouren_2016_Ansicht.pdf
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