Manchmal hat man auch auf Skitour oder beim Schneeschuh gehen mehr Platzbedarf. Bei Gebietsdurchquerungen, Wochentouren mit Hüttenübernachtung oder bei der Übernachtung im Winterraum braucht man neben der Sicherheitsausrüstung mit Pieps, Schaufel und Sonde halt auch was zu knabbern, Wechselklamotten und Hütten- oder Daunenschlafsack. Wir hatten genau für diesen Zweck in den letzten Monaten zwei Modelle im Test: Ich (Thomas, Skitouren- und Schneeschuhgeher) den gelben Gregory Targhee 45, der Christoph (Snow- und Splitboarder, Schneeschuhgeher) den blauen Osprey Kamber 42.
Auf den ersten Blick präsentieren sich unsere Testkandidaten wie zweieiige Zwillinge. Beide Rucksäcke liegen mit 200€ preislich in der oberen Leistungsklasse und sind mit allem ausgestattet, was sich der Tourengeher wünscht:
- Großes Hauptfach mit Platz für Felle und Harscheisen, Hardshell, Wechselkleidung, Hüttenschlafsack, Brotzeit, evtl. kleines Gas-Kochset
- Separates und gut zugängliches Fach für die Sicherheitsausrüstung
(Schaufel, Sonde, Erste-Hilfe-Set) - Zugriff auf das Hauptfach von oben und vom Rücken durch umlaufenden Reißverschluss
- Halterung für Ski sowohl seitlich als auch diagonal
- Halterung für Snowboard, Schneeschuhe und Stöcke
- Fach für die Trinkblase und isolierte Führung für den Trinkschlauch
- Kleine Tasche am Hüftgurt für Foto, Sonnencreme, Sonnenbrille, etc.
- Verstaubare Ski- oder >Kletterhelmhalterung
- Halterung für Eisgeräte
- Abnehmbares Deckelfach
- Deckel-Innenfach für Geldbeutel und anderen Kleinkram
- Befestigung für Seile unterhalb des Deckelfachs
Heute stellen wir euch unsere Erfahrungen vor, den Beginn macht der Gregory Targhee 45:
Gregory Targhee 45
Den Gregory Targhee 45 hatte ich unter anderem beim Schneeschuh-Kurs auf der Schwarzwasserhütte dabei. Er zeigt seine Stärken vor Allem beim Skibergsteigen und auf Skihochtour: Das große Hauptfach lässt sich über den Rücken gut beladen, Rücken und Tragesystem sorgen für ein bequemes Tragen und an der Materialschlaufe am Hüftgurt lassen sich Karabiner & Co. für die Gletscherquerung oder Eisschrauben für’s Eisklettern verstauen. Ein separates Fach für Schaufel- und Sonde bietet schnellen Zugriff auf die Sicherheitsausrüstung.
Der Gregory zeigt sich als schnörkelloses Lastentier. Mit seinen 1,8 Kilo kein Leichtgewicht trägt er bis zu 16 Kilo. In den 45 Litern ist etwas mehr Platz als im Osprey Kamber 42. Dafür ist das Tragesystem für die Schneeschuhe oder das Snowboard nicht ganz so ausgefeilt und einfach zu handhaben wie beim Osprey. Bei der Befestigung meiner MSR Lightning Ascent Schneeschuhe wird es mit der Länge der Kompressionsriemen schon eng.
Der Zugriff über das mit einem großzügig umlaufenden Reißverschluss gibt schnellen Zugriff auf alle Inhalte des Rucksacks. Leider ist der Ausgang für den Schlauch der Trinkblase oberhalb des Reißverschlusses und somit muss man zum Öffnen des Rucksacks den Schlauch der Trinkblase zumindest teilweise ausfädeln, um Rucksack voll zu öffnen. Durch den großzügigen Durchlass lässt sich der Schlauch zwar schnell ein- und ausfädeln, das ist beim Osprey aber besser gelöst. Hier befindet sich der Ausgang für den Trinkschlauch unterhalb des Reißverschlusses.
Auf Tour bewährt sich das bequeme Tragesystem, das auch schweres Gewicht gut verteilt und bequem auf der Hüfte sitzt. Im abnehmbaren Deckelfach lässt sich auch einiges verstauen. Der Helm für die Abfahrt oder für Klettertouren lässt sich dank einer fest angebrachten und unter einem Reißverschluss versteckten Helmhalterung gut fixieren. Das funktioniert aber auch mit Handschuhen ganz gut – allerdings nicht, wenn man Schneeschuhe oder Snowboard am Rucksack befestigt hat.
Osprey Kamber 42
Der Osprey Kamber 42 hat den Christoph mehrfach auf Skitour begleitet. „Der sitzt wie ein Sofa“ ist sein erster Kommentar. Allerdings sind die vielen Kompressionsriemen und Befestigungsmöglichkeiten am Anfang auch (über-)fordernd.
Die Schnallen für das Tragesystem für Snowboard oder Schneeschuh verstecken sich etwas unter Laschen. Diese schützen die Schnallen bei Nicht-Gebrauch und peppen den Rucksack auch optisch etwas auf. Zum Befestigen von Snowboard oder Schneeschuhen greift man unter die Laschen und öffnet dann teils etwas hakelig die Schnallen. Dann geht aber alles ganz einfach und praktisch und man hat im Nullkommanix sein Schneegerät befestigt. Auch die Stöcke finden hier bei Nichtgebrauch noch locker Platz. Zum Fixieren der Kompressionsriemen nutzt man beim Osprey spezielle Verschlüsse, die man leicht öffnen und nach dem Verstellen per Druck schnell wieder schließen kann.
Die Befüllung des Rucksack funktioniert schnell und einfach sowohl von oben als auch über das komplett per Reißverschluss zu öffnende Rückenteil. Das Rucksackfach ist ein paar Liter kleiner als beim Osprey, dafür ist das Innenfach etwas mehr gegliedert. Die Trinkblase ist hinter einem Reißverschluss versteckt, der Ausgang für den Trinkschlauch liegt ebenfalls direkt hinter diesem. Zum Öffnen des Rückenteils muss der Trinkschlauch nicht herausgefädelt werden. Zudem ist auf dem Rückteil oberhalb der Trinkblasentasche noch ein separates Fach abgenäht, das z.B. den Geldbeutel oder das LVS bei Nichtgebrauch aufnimmt.
Die Helmhalterung ist in einem separaten Fach des Deckelfachs untergebracht und kann entweder wie beim Gregory am Rucksack oder aber auf dem Deckelfach angebracht werden. Das kriegt man aber aufgrund der kleinen, hakeligen Laschen leider mit Handschuhen nicht hin.
Das Deckelfach kann wie beim Gregory komplett abgenommen werden. Als Ersatz für das fehlende Deckelfach dient ein fest vernähter Flapjack, der mit den normalen Riemen gespannt wird und Feuchtigkeit in Form von Regen oder Schnee abhält. Auch für ein Seil gibt es eine Halterung unterhalb des Deckelfachs. Das Deckelfach ist zweigeteilt: Ein Fach für Karte, Kompass, Handschuhe & alles, was schnell im Zugriff sein muss, sowie ein fleece-gepolstertes Fach für die Skibrille.
Der Hüftgurt hat zwei etwas größere Taschen, allerdings keine Möglichkeit, Eisschrauben, Karabiner oder ähnliches zu befestigen. Für Eisgeräte und Eispickel gibt es Laschen zur Fixierung.
Passform
Beide Rucksäcke gibt es in unterschiedlichen, aber festen Rückenlängen. Um die richtige Größe herauszufinden gibt es von Osprey die „Packsizer App“, bei der man anhand eines Ganzkörperfotos die richtige Größe herausmisst. Alternativ kann man natürlich auch die Rückenlänge per Maßband bestimmen. Hierfür misst man den Abstand vom Halswirbel C7 (dem meistens herausstehenden Halswirbel) bis zum oberen Beckenrand. Anhand einer Maßtabelle lässt sich nun sowohl bei Osprey als auch bei Gregory die benötigte Länge bestimmen.
Fazit
Mit beiden Rucksäcken trifft man eine gute Wahl. Beide bieten genügend Platz für mehrtägige Touren mit Hütten- oder Winterraumübernachtung, den notwendigen Tragekomfort für mehr Gewicht am Rücken und verstauen vor Allem die Sicherheitsausrüstung sauber getrennt und schnell zugänglich.
Der Gregory Targhee 45 empfiehlt sich dabei für den ambitionierten Skitourengeher oder Skihochtourengeher, der einen schnörkellosen Transporter für die mehrtägige Unternehmung sucht. Hier lassen sich Ski und Eisgerät am Rucksack, sowie Karabiner, Eisschrauben und Co. gut am Hüftgurt befestigen und transportieren.
Für den Schneeschuhgeher, Snow- oder Splitboarder empfiehlt sich eher der Osprey Kamber 42: Die stabile und einfache Befestigungsmöglichkeit für das Schneegerät der Wahl und auch manche Details wie die Führung des Trinkschlauchs, die Aufteilung des Deckelfachs in zwei Fächer oder die flexibel einsetzbare Helmhalterung sind hier besser gelöst als beim Gregory Targhee.
Eine weitere Alternative wäre der Bergans Helium Pro 40, den der Tom von allesnursport.de letztes Jahr getestet hat.
Die beiden Rucksäcke wurden uns vom jeweiligen Hersteller für den Test zur Verfügung gestellt. Unsere Meinung beeinflusst hat dies nicht.
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