Unter Biwakieren versteht man im Allgemeinen das Nächtigen unter freiem Sternenhimmel mit dem Biwaksack, in einem Iglu oder in einer Schneehöhle – entweder schön kuschelig mit Isomatte und Schlafsack oder im Notfall auch ohne…
Das Notfall-Biwak
Wer sich versteigt, verletzt oder eine Tour falsch plant, kommt unter Umständen in die Dunkelheit. Schwieriges Gelände, fehlende Sicht oder ein verlorener Weg verhindern dann das Weiterkommen und man muss für die Nacht ausharren.
Ein leichter Biwaksack wie z.B. der Mountain Equipment Ultralite Bivi Bag hilft in diesem Fall wie eine Rettungsdecke und reflektiert dabei die Körperwärme. Der Körper kühlt weniger stark aus. Auch leichten Regen hält der nur 108 Gramm leichte Biwaksack ab. Mit einem Packmaß von 7x8cm eigentlich ein Begleiter, den man auf jeder Tour dabei haben sollte. Allerdings ist der leichte Biwaksack nicht für den mehrmaligen Einsatz gemacht, sondern eher als Notfall-Equipment ausgelegt.
Selbst der leichte Biwaksack aus Folie lässt sich zum Bau einer Notfalltrage nutzen. Bei unserer Wanderleiter-Ausbildung haben wir’s getestet und eine Mit-Wanderleiterin rund 500 Meter den Berg hinunter getragen. Die Patientin hat’s überlebt, nur der Biwaksack musste hinterher ersetzt werden – bei 20€ Kosten aber eher ein geringeres Problem.
Das geplante Biwak
Plant man gezielt eine Übernachtung auf Tour mit ein, kann man natürlich für den persönlichen Komfort sorgen und sich bequemer betten. Die Packliste fällt dann entsprechend etwas länger aus:
Biwaksack
Für geplante Biwaks setzt man auf ein etwas schwereres, dafür aber mehrfach verwendbares Biwaksack-Modell wie z.B. den LACD Biwaksack Light. Teuere Biwaksäcke wie z.b. den OUTDOOR RESEARCH Advanced Bivy gibt es auch mit Membran-Ausstattung für mehr Atmungsaktivität. Wer es etwas bequemer/wasserdichter/atmungsaktiver will, setzt auf ein Leichtzelt oder ein Tarp.
Schlafsack
Ein leichter Daunenschlafsack wie der Cumulus Lite line 200 hält in Sommernächten bis ca. 10 Grad warm, für Herbst- und Winternächte braucht es dann wärmer ausgelegte Schlafsäcke. Daune empfiehlt sich dank des geringen Gewichts.
Wer seinen Schlafsack in der Temperatur „pimpen“ will, kann auch seinen Hüttenschlafsack oder ein Inlet wie den „Sea-to-Summit Thermolite Reactor“ verwenden und bei geringem Gewicht zusätzliche Wärme in seinen (Sommer-)Schlafsack bringen.
Für den Winter bedarf es dann eines warmen Schlafsacks. Beim Andreas von Gipfelfieber gibt’s einen interessanten Test an Winter-Schlafsäcken.
Isomatte
Leichte Isomatten wie die Sea-to-Summit Ultralight Mat bringen weniger als 400 Gramm Gewicht und belegen weniger als einen Liter im Rucksack. Ideal als Sommer-Matte.
Für Herbst und Winter sollte man auf einen hohen R-Wert achten (>3), damit die Isolierung vom kalten Boden gegeben ist.
Gaskocher, Topf
Ein kleines, leichtes Gaskocherset wie der MSR Windburner ist der ideale Begleiter beim geplanten Biwak. Ob kochendes Wasser für das gefriergetrocknete Trekking-Nahrung oder zum Kochen von Nudeln, Teewasser, etc. Mit einer kleinen 110 Gramm Gaskartusche belastet der Kocher den Rücken auch nur mit rund 700 Gramm bei etwas mehr als einem Liter Volumen. Feuerzeug oder Anzünder nicht vergessen…
Verpflegung
Für ein geplantes Biwak für eine Nacht reicht eigentlich auch eine Brotzeit. Wer etwas mehr Hunger hat, bedient sich am großen Angebot an gefriergetrocknetem Trekking-Nahrung oder an einem unserer leckeren Camping-Rezepte.
Bekleidung
Für eine warme Sommernacht benötigt man nicht viel außer dem was man eh zum Wandern dabei hat. Steht kühleres Wetter an, packt man besser noch eine wärmende Schicht (Daunenjacke, Jogginghose) mit ein. Eine Mütze wirkt dem Wärmeverlust über den Kopf entgegen.
Stirnlampe
Eine Stirnlampe sorgt beim Biwak für etwas Helligkeit und hält gleichzeitig die Hände frei: Zum Kochen, Buch umblättern,… Eine kleine Stirnlampe wie die LEDLENSER MH6 reicht da vollkommen. Wer nicht entdeckt werden will (oder einen Bergwacht-Einsatz auslösen will), sollte die Stirnlampe dimmen…
Wo biwakieren?
Für das Biwakieren im Notfall eignet sich jeder windgeschützte Unterstand, z.B. unter einem größeren Felsen.
Ein geplantes Biwak entspricht in der Rechtsprechung dem Zelten und ist in Deutschland und Österreich nicht erlaubt. In den nordischen Ländern, in denen das Jedermannsrecht gilt, und in der Schweiz ist das Biwakieren außerhalb von Natur- und Jadgschutzschutzgebieten normalerweise kein Problem. In einigen französischen Naturparks ist das Biwakieren von 19-9 Uhr erlaubt, wenn man sich weiter als eine Stunde Wegstrecke von Parkgrenze oder der nächsten Strasse entfernt befindet (Ecrins, Mercantour, Pyrenäen, Vanoise).
Verhält man sich unauffällig, baut sein Biwak erst nach Einbruch der Dunkelheit auf, früh morgens wieder ab, macht kein offenes Feuer und hinterlässt keinen Müll, stellt ein Biwak für eine Nacht (außerhalb von Naturschutzgebieten und abseits ausgetretener Pfade) zumeist aber auch bei uns kein Problem dar. Direkt neben Berg- oder Almhütten sollte man ohne Rücksprache mit dem Eigentümer oder Pächter nicht biwakieren. Auch die obere Waldgrenze, Auen und Feuchtgebiete sollte man aus Tier- und Naturschutzgründen meiden.
Wer lieber absolut legal biwakieren will, kann z.B. einen der ausgewiesenen Biwakplätze nutzen. Hier findet man dann auch entsprechende Infrastruktur wie Toilette, Feuerstelle und Feuerholz. Eine Liste der öffentlichen Biwakplätze findet ihr in unserem Artikel „Legal biwakieren in Deutschland und Österreich“.
Weitere Infos:
Vom deutschen Alpenverein gibt es ein Infoblatt zum Thema.
Zum Biwakieren in der Schweiz gibt es eine Informationsseite und eine Broschüre des Schweizer Alpinclubs SAC.
Danke für die Bereitstellung des Titelbilds an Erika Spengler/ulligunde.com.
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Servus Thomas,
ein sehr schöner Artikel. Biwakieren ist einfach klasse, könnte nix anderes machen :-)
Viele Grüße
Florian