Es ist Gründonnerstag und wir packen unser Auto: Nein, diesmal keine Ski, Skistiefel, Schneeschuhe, Winterstiefel, sondern die Frühjahrsausstattung mit Jeans, leichten Wanderschuhen, T-Shirt, Fleecepullover und leichtem Daunenjäckchen. Es geht für uns an den Gardasee um für ein paar Tage in den Frühling zu entfliehen.
Ein paar Stunden später haben wir bereits lange den Brenner hinter uns gelassen und fahren auf der „Gardesana“ unserem Ziel entgegen. Die Gardesana ist die Küstenstrasse, die einmal komplett um den See gefahren werden kann, dazu aber später.
Statt in Malcesine auf der Ostseite wie in bisherigen Jahren haben wir uns diesmal in Tignale eine Ferienwohnung in einer Wohnanlage an der Westküste oberhalb des Sees gefunden. Doch zuerst müssen wir die Auffahrt finden, denn statt dem erwarteten Sonnenschein fahren wir durch Nieselregen und Nebelschwaden. Wir finden die Auffahrt und ziehen für ein paar Kilometer in Serpentinen und engen Bergstrassen hinauf. Unterwegs ist heut bei dem Sauwetter keiner und so wirkt die Auffahrt doch gespenstisch.
Bis des gelbe Gebäude unseres Hotel vor uns auftaucht. Wir checken ein, beziehen unser kleines Apartment und gehen erst Mal Pizza essen. Italien. Fein.
Tag 1: Kleine Pilgerwanderung mit Aussicht: Madonna di Montecastello
Am nächsten Tag erwartet uns dann eine Überraschung: Der Nebel hat sich verzogen und gibt von unserer Terrasse den Ausblick frei: Über die steile Klippe unter uns hinunter direkt bis zum See, auf die umliegenden Berge und den Monte Baldo gegenüber. Aber auch nach Süden hinunter bis zum toskanischen Apennin hinter der Po-Ebene.
Unser kleiner Rother Wanderführer hat für Tignale eine nette kleine Wanderung mit zwei Stunden Gehzeit auf Lager: Wir wandern vom Parkplatz oberhalb von Tignale hinauf zum Santuario die Montecastello. Einem Kloster mit schöner Kirche und genialen (und steilen) Ausblicken hinunter auf den See knapp 600 Höhenmeter unter uns.
Hinter dem Kloster führt der Weg noch eine knappe halbe Stunde an Festungen und Stollen aus dem Weltkrieg bis hinauf auf den Monte Castello. Immer wieder geht es rechts steil abfallend hinab in Richtung See während linkerhand Tunnel ehemaliger Kriegsanlagen auf die Erforschung warten Früher war der halbe Berg von Tunneln durchzogen.
Um den Rundweg zu komplettieren folgt man dem Wegweiser in nördlicher Richtung nach Prabione. Hält man sich an der nächsten Weggabelung nach links, kommt wieder zurück zum Parkplatz. Der ausgesetzte Weg und die Tiefblicke zum See bringen etwas Spannung in die kurzweilige Wanderung, die historischen Stellen aus dem Weltkrieg wecken auch bei den Kindern Interesse.
Anstatt nach Hause ziehen uns aber die Serpentinen der kleinen Bergstrasse an: Wir folgen der Strasse und erkunden noch etwas die Bergtäler oberhalb des Sees. Über Vesio, Voltina und Bassanega fahren wir bis nach Limone, parken das Auto im Parkhaus am südlichen Ende der Strandpromenade und flanieren noch etwas durch die für uns schönste Stadt am Gardasee. Ein Eis darf da nicht fehlen. Am kleinen Strand oberhalb des Fähranlegers sitzen wir bei gefühlten 30 Grad in der Sonne und schwitzen schon fast etwas während wir unser Eis vertilgen.
Tag 2: Von Limone zum Markt nach Malcesine
Am zweiten Tag erwartet uns wieder etwas durchwachsenes Wetter. Wir nutzen den Tag für einen kleinen Bootsausflug von Limone nach Malcesine zum Wochenmarkt.
Mit der Fähre setzen wir über und werden schon vom Nieselregen erwartet. Nach einem kurzen Spaziergang von der Fähre hinüber zum Marktplatz kaufen wir ein: Käse, Speck, ein paar Antipasti für’s Abendessen. Da der Regen eher mehr als weniger wird, suchen wir uns eine kleine Pizzeria und machen Mittagspause. Ein Eis später sitzen wir wieder auf der Fähre zurück nach Limone.
Den Rest des Tages verbringen wir im Hallenbad und der Sauna unseres Hotels.
Tag 3: Zur Einsiedelei San Valentino
Auch unser dritter Tag startet wieder mit ein paar Serpentinen. Zuerst hinab zum See, auf der Gardesana nach Gargnano und hier gegenüber der Kirche wieder steil in Serpentinen hinauf auf eine kleine Hochebene mit dem kleinen Ort Sasso. Hier parken wir an der Kirche unser Auto und starten unsere kleine Wanderung zur Einsiedelei San Valentino.
Wir flanieren an der kleinen Bar durch den Ort, vorbei an Brunnen, dem öffentlichen Waschplatz und der roten Wegmarkierung NR. 31 folgend auf einem Feldweg den Hang querend. Bald beginnt der Aufstieg, der heute eher einer Wanderung durch einen kleinen Bach entspricht. Wasser rinnt uns auf dem Weg entgegen. Wasserdichte Schuhe wären hier heute angebracht.
Nach rund 20 Minuten Aufstieg geht es dann steil bergab. Kurze Seilversicherungen helfen hier beim Abstieg um den Felsen herum, dann wieder ein kurzer Aufstieg. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind hier vor Allem bei den letzten Metern hinauf zur kleinen Kapelle und Hütte von Vorteil. Seit Jahrhunderten klebt die kleine Anlage hier am Felsen. Die Pestkapelle und die Einsiedelei sollten vor Jahrhunderten Schutz gegen die Pest bieten. Die Einsiedelei wurde auch mehrfach von Einsiedlern bewohnt.
Heute ist die Einsiedelei ein beliebtes Ausflugsziel: Ein Picknickplatz ist in den Felsen gehauen und auch die Stützwände hinab in Richtung See bieten sich für ein Picknick an. Die Aussicht auf den See ist genial. Und mit dem leicht abschüssigen Weg ist die Wanderung für Kinder und Erwachsene gar nicht so langweilig…
Zurück am See geht es für uns noch ein paar Kilometer hinunter nach Salò, wo wir noch etwas die Sonne und ein Eis genießen.
Tag 4: Einmal um den See
Für den vierten Tag haben wir uns mit Freunden in Desenzano verabredet und flanieren mit diesen etwas durch den Ort. Danach wollten wir eigentlich nach Sirmione, doch am Sonntag Mittag ist das keine gute Idee. Die Parkplätze sind überfüllt und auch die Strassen rund um die kleine Halbinsel, die mitten in den Gardasee ragt komplett überfüllt. So zieht es uns weiter – vorbei an Lazise, Misano, Bardolino nach Garda. Gerade Bardolino und Garda haben schöne Innenstädte, die zu einem kleinen Spaziergang einladen. Dazu parkt man sein Auto jeweils auf den kostenpflichtigen Parkplätzen vor den Stadttoren und tritt dann in die mittelalterlich wirkenden Orte mit ihren kleinen, verwinkelten Gassen ein.
Wir wollen heute aber zum „Parco Baia delle Sirene“, zur Bucht der Sirenen. Im Hochsommer ein kostenpflichtiger Privatstrand (Erwachsene 12€, Kinder 6€), in der Vorsaison ein angenehmer Ort zum Flanieren, Sonnen, die Füße in das kalte Wasser strecken und eine kleine Mittagspause (April und Mai keine Eintrittsgebühren, aber auch keine Bewirtung). Und eine schöne Wanderung entlang des Sees von Torri del Benaco. Parken kann man entweder am Parkplatz direkt an der Einfahrt zum Park (Parkeinweiser) oder gegenüber auf einem kostenpflichtigen Parkplatz in einem Olivenhain (Übernachtung mit dem Wohnmobil möglich).
Nach einer kleinen Badeeinlage im kalten See geht es für uns entlang der Gardesana weiter: Malcesine und die wohl beste Eisdiele des ganzen Sees wartet auf uns. Wir parken am Fährhafen nördlich der Innenstadt und wandern an der Strandpromenade entlang bevor wir zur Burg aufsteigen. Etwas unterhalb der Burg liegt unsere Lieblingseisdiele, der wir in jedem Gardasee-Urlaub einen Besuch abstatten. Links neben der Eisdiele führt ein kleiner Weg hinunter in eine kleine Bucht mit Kieselstrand – und mit Aussicht hinüber nach Limone und auch zum Felsblock Monte Castello.
Der Rückweg über Torbole und Riva fordert dann seinen Tribut – es staut sich leider die nächste Kilometer im Stau um den See. Geschickter ist die Autofähre direkt von Malcesine nach Limone. So wird die Überfahrt auch für die Kinder interessant und kein stundenlanges Stop and Go im Stau.
Was gibt es sonst am Gardasee zu tun?
Der See bietet sich ab Pfingsten ideal zum Surfen, Kiteboarden, Segeln und Baden an. Die Berge rund um den See bieten Klettersteige, Mountainbikerouten, Wanderwege und vieles mehr. Oder man flaniert einfach durch die schönen Orte und ihre verwinkelten Gassen…
Der Gardasee teilt sich dabei in zwei Hälften: Die obere Hälfte mit Riva, Torbole, Limone und Malcesine, die durch die umliegenden Berge dominiert sind und die Südhälfte, wo die Berge langsam auslaufen, die Strände breiter, die Campingplätze und Städte größer werden. Uns persönlich gefällt die Nordhälfte besser. Die Campingplätze sind gemütlicher, die Ortschaften ziehen sich am Berg entlang und die Möglichkeiten in den Bergen sind unerschöpflich: Mit der Bahn hinauf auf den Monte Baldo und zu Fuß oder mit dem Rad wieder hinab, weiter nach Arco zum Klettern oder auf den Klettersteig, früh surfen gehen oder einfach mit der Fähre von Malcesine hinüber in das malerische Limone gondeln.
Unsere Tipps für den Gardasee:
- Nicht von den beengten Verhältnissen am Norden des Sees verschrecken lassen ;-)
- Den Monte Baldo mit der Bahn erklimmen und wieder herunterlaufen (vorher nen Plan mitnehmen)
- Mit Kindern: Die Cascata de Varone, ein Wasserfall/eine Schlucht bei Riva, besichtigen
- Den Markt besuchen (täglich wechselnd)
- Mit der Fähre von Limone nach Malcesine oder andersrum
- Pizza & Paste essen, egal wo ;-)
- In Malcesine an der Burg das beste Eis der Welt essen…
- Im Grill & Biergarten „Speckstube“ in Malsine den Abend ausklingen lassen.
Info
Anfahrt:
Über München, Rosenheim, Innsbruck, Brenner, Bozen zum Lago (Maut in Österreich, am Brenner und in Italien). Wer’s gemütlicher mag: Über Garmisch – Mittenwald – Reschenpass und das Vinschgau geht’s auch mautfrei (oder mit dem Rad).
Unterkunft und Einkehr:
Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und Campingplätze aller Preis- und Leistungsklassen in allen Orten entlang und oberhalb des Sees.
Kostenpflichtige Wohnmobilstellplätze in fast allen Städten entlang der Gardesana.
Literatur:
Gardaseeberge: Die schönsten Tal- und Höhenwanderungen. 57 Touren. Mit GPS-Tracks (Rother Wanderführer)
Wanderführer Gardasee: 33 außergewöhnliche Touren abseits des Trubels,
Bruckmann Verlag
Trentino – Gardasee: Adamello – Brenta – Dolomiten. 50 Touren. Mit GPS-Daten (Rother Wanderbuch)
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