Matreier Tauernhaus: Gletschererlebnis zu Füßen des Großvenedigers

Das Matreier Tauernhaus am Südausgang des Felbertauerntunnels ist ein genialer Ausgangspunkt zum Wandern, Bergsteigen und für Hochtouren auf den Großvenediger und umliegende Gipfel. Wir stellen euch einige Touren im Gschlößtal vor.

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Auf dem Weg in unseren Sommerurlaub in Kroatien machen wir von Deutschland kommend am Felbertauerntunnel einen ersten Zwischenstopp: Direkt am Südausgang des Tunnels und kurz nach der Mautstelle geht es rechts in das Gschlößtal und zum Parkplatz am Matreier Tauernhaus. Hier kann man entweder im Hotel einchecken oder mit dem Wohnmobil auf dem kostenpflichtigen Parkplatz nächtigen (4-5h 5€, 6-12h 7€, 12-24h 9€, bis zu 4 Tage: 14€). Von hier aus kann man mit einem Shuttle oder dem Almtaxi zum Venedigerhaus in Innergschlöß fahren und dann weiter in Richtung Großvenediger starten oder das Tal auch zu Fuß erkunden.

Der Almsennerei-Rundweg [1km, ca. 0,5-1h]

Am späten Nachmittag führt uns ein erster Spaziergang rund um das Tauernhaus. Hier führt ein kleiner Rundweg rund um die Almsennerei Tauern. In einigen wenigen Tafeln wird das Almleben und die Sennerei (also die Käseproduktion) erklärt. Man folgt neben dem kleinen Brunnen dem Weg durch die alten Bauernhäuser hinauf. Nach einem kurzen Stück zwischen zwei Almwiesen erreicht man das Wasserkraftwerk. Man überquert im Anschluß die Strasse und folgt dem Weg entlang des Flusses zurück zum Matreier Tauernhaus.

Info: Der Felbertauern, die Tauernhäuser und der Felbertauerntunnel

Zwischen 1300 und 1550 blühte der Handel über den Felbertauern. Um diesen Saumhandel über den Felbertauern zu unterstützen, wurden neben dem Tauernhaus Schößwendt und Spital auf der Nordseite auch das Matreier Tauernhaus auf der Südseite des Felbertauern eingerichtet. Sinn und Zweck der Tauernhäuser war es, die Dauer des Übergangs zu verkürzen, um somit lange Wegstrecken ohne Zufluchtsmöglichkeiten zu vermeiden. Für das Offenhalten des Weges über den Felbertauern und die Verpflegung der „Übergiener“ erhielt der Matreier Tauernwirt vom Erzbischof Provisionen, die zuerst in Naturalien, später in Geld ausbezahlt wurden. (Quelle: https://www.matreier-tauernhaus.com/deutsch/matreier-tauernhaus/tauernhaus-steckbrief/)

Erst seit 1967 steht der rund 5 km lange Felbertauerntunnel als Alternative zum Brenner und zur Großglocknerhochalpenstraße zur Verfügung und verbindet Mittersill im Salzburger Land mit Matrei in Osttirol. Das Matreier Tauernhaus bietet auch heute noch Reisenden Unterkunft und Verpflegung.

Durch das Gschlößtal zum Venedigerhaus [4,5km, 250hm, 1,5-2h]

Vom Matreier Tauernhaus gibt es zwei Wege zum Venedigerhaus: Entweder man folgt dem Fahrweg, den auch die Shuttles und das Taxi nutzen – oder man folgt dem Adlerweg auf der südlichen Talseite zuerst am Waldrand und dann in einigen steilen Serpentinen hinauf nach Außergschlöß. Hier kann man den Fluss überqueren und im Berghaus Außergschlöß einkehren.

Sonst geht man weiter immer auf den Großvenediger mit seiner imposanten Gletscherzunge zu. Wir kommen an ein paar zutraulichen Pferden vorbei und überqueren auf einer Holzbrücke den Tauernbach. Den letzten Kilometer geht es dann noch auf dem Fahrweg weiter bis wir die Holzhäuser von Innergschlöß erreichen. Hier bietet sich das Venedigerhaus zur Einkehr an. Zurück zum Tauernhaus geht es mit dem Shuttle. Zuvor statten wir aber dem Gletscher noch einen kleinen Besuch ab.

Auf dem Gletschererlebnispfad in Richtung Großvenediger [8km, 675hm, 3,5h]

Vom Venedigerhaus folgen wir dem Weg in Richtung Talschluß. Nach 1,5km überquert man den Tauernbach und folgt der Beschilderung Gletscherweg. Nun gilt es fast 500 Höhenmeter am Stück zu überwinden: Immer wieder bietet sich ein imposanter Ausblick auf die in den Wasserfällen herabfallenden Wassermassen des Gletscherwassers. Der Weg folgt aber nicht wie man vermuten würde unterhalb der Felsstufe nach rechts, sondern windet sich über die Felsstufe nach links.

Auf 2.100 Höhenmetern das schlimmste hinter sich und flacheres Gelände vor sich. 

Bald erreicht man den Salzbodensee, der sich heute als glatter Spiegelsee präsentiert und die umliegenden Berge und Gletscher wiedergibt. Wenige Minuten später hat man auch das „Auge Gottes“ erreicht. Einen kleinen See mit Mini-Insel. Alles in Form eines Auges. Inklusive sich spiegelndem Himmel.

Nach ein paar Meter aufwärts geht es hinunter zu einer Brücke über den Gletscherabfluss und auf der anderen Seite über große Felsplatten in leichter Kraxelei hinauf – bei Regen und Nässe eher nicht zu empfehlen. 

Auf einem kleinen Rundweg geht es nun links weiter in Richtung Gletscherzunge – und im Anschluß über Platten wieder hinauf zum Weg, der auch zur Neuen Prager Hütte hinauf zieht. Je nach Abenteuerlust kann man sich der Zunge weiter oder weniger weit nähern. Hier hat man einen echt genialen Ausblick auf die Gletscherzunge, die wilde Spaltenzone und den großen Gletscher oberhalb. 

Unser Weg führt und nun in vielen Serpentinen in schnellen Schritten wieder hinunter in den Talgrund. Nur eine knappe halbe Stunde dauert unser Abstieg im Laufschritt.

Unser Abstieg wird begleitet von einem Helikopter, der das ganze Tal absucht. Am Abend erfahren wir, dass am Ochsenbodensteig oberhalb von Innergschlöß eine 64-jährige Frau vermisst wird. Die Tochter hatte sich verstiegen, beim Rückweg dann die Mutter nicht mehr gefunden und sie letztendlich als vermisst gemeldet. Am Abend beobachten wir noch, wie am Tauernhaus die Bergrettung auf den umliegenden Bergen verteilt wird, um die Frau zu suchen. Gewissheit herrscht leider erst am nächsten Morgen, als die Frau tot aufgefunden wird. (Quelle: Tiroler Tageszeitung)

Auf dem Panoramaweg nach Außergschlöß [8,9km, 3:15h, 600hm]

Für den nächsten Tag ist ab dem frühen Nachmittag eine Schlechtwetterfront angesagt. Eigentlich würden wir gerne zur St. Pöltener Hütte am Felber Tauern aufsteigen, doch das Wetter lässt das heute nicht zu. Weder auf der landschaftlich schöneren Route über die drei Seen und den Messeling (4,5h Aufstieg), noch auf der „schnellen“ Route über den Panoramaweg und das Zirmkreuz (3,5h). 

So nutzen wir die Zeit und steigen zumindest die steilen Serpentinen durch den Bergwald bis zum Venedigerblick auf (ca. 1h). Hier bietet sich wieder ein anderer Ausblick auf den Großvenediger als gestern. Aus der Ferne zeigt sich der diesmal auch der Gipfel des höchsten Gipfels des Salzburger Lands (der Großglockner steht auf der Grenze zwischen Kärnten und Osttirol). Und daneben noch einige andere hohe Gipfel. Auch der Gletscher zeigt sich hier in seiner vollen Entfaltung. 

Die Aussicht genießend folgen wir dem Fahrweg alias dem Panoramaweg hinüber bis zu einer kleinen zunehmend verfallenden Hütte. Hier zweigen wir nach links zum Zirmkreuz ab und queren anschließend den Bach auf einer Holzbrücke. Die nächsten 45 Minuten geht es hinab zum Berggasthof Außergschlöß, an dem wir uns eine Brotzeit genehmigen und den einsetzenden Regen abwarten. Mit nachlassendem Regen machen wir uns wieder auf den Weg und folgen dem Fahrweg zurück zum Matreier Tauernhaus und unserem Camper.

Für Hochtouren-Freunde: Vom Matreier Tauernhaus auf den Großvenediger

Eine Hochtour steht bei uns diesmal nicht auf dem Plan (wir sind ja im Familienurlaub), der Ostanstieg auf den Großvenediger steht jetzt aber definitiv auf der ToDo-Liste:

Der Anstieg auf dieser Route dauert etwa 8 Stunden und man legt dabei knapp 2200 Höhenmeter zurück, der Abstieg kann ohne Pausen in 4 Stunden erledigt werden. Es handelt sich hier um eine leichte bis mittelschwere hochalpine Tour. Die komplette Hochtourenausrüstung (Gurt, Seil, Matieral zur Spaltenbergung) ist aber notwendig. Ohne Hochtouren-Erfahrung empfiehlt sich ein Bergführer. 

Vom Matreier Taunerhaus geht es entweder zu Fuß oder mit dem Shuttle/Taxi nach Innergschlöß zum Venedigerhaus (1691 m ü. A.). Nach einer halben Stunde Richtung Talschluss, folgt ein steiler, anstrengender Aufstieg in Serpentinen vorbei an der Alten Prager Hütte (Museum) zur Neuen Prager Hütte (2796 m ü. A.). Alternativ ist auch der Anstieg über den Gletscherweg und den Salzbodensee zur Hütte möglich.

Von der Neuen Prager Hütte folgt die Querung des Schlatenkees-Gletscher. Dort ist aufgrund der Gletscherspalten besondere Vorsicht geboten. Über ein sehr steiles Stück zum Schluss geht es hinauf zum Gipfelgrat, der sich mit der Zeit immer stärker verengt.

Information

Anreise

Über die Autobahn A8/A93 bis Kufstein Süd oder alternativ über Oberaudorf, Walchsee, Kössen, St. Johann nach Kitzbühel. Über den Pass Thurn nach Mittersill zum Felbertauerntunnel. Am Südende die erste Ausfahrt nach der Mautstation zum Matreier Tauernhaus nehmen und auf den kostenpflichtigen Parkplätzen parken (Schranke). Wer im Matreier Tauernhaus übernachtet, kann dort parken.

Felbertauerntunnel

Der Felbertauerntunnel kostet je Fahrt/Fahrzeug 11€. Beim ADAC sind ermäßigte Hin- und Rückfahrtstickets für 20€ erhältlich.

Gemeinsam mit der Großglockner Hochalpenstraßen AG ist im Sommer (Mai bis Oktober) für 44€ ein Rundfahrtticket erhältlich, welches 30 Tage gültig ist. Mit diesem Rundfahrtticket kann die Felbertauernstraße sowie die Großglockner Hochalpenstraße je einmal innerhalb des Gültigkeitszeitraumes benutzt werden, z.B. um bei der Reise in den Süden als Alternative zu Brenner und Tauernautobahn den Felbertauern und auf dem Heimweg die Großglockner Hochalpenstraße zu nutzen.

Unterkunft

Hütten in der Region

Fernwanderungen

Naturschutzgebiete

Die Touren liegen in der Außen- und Kernzone des Nationalpark Hohe Tauern:

  • Aus Rücksicht auf Tiere und Pflanzen auf den Wegen bleiben und unnötig Lärm vermeiden.
  • Im gesamten Nationalpark: Hunde an die Leine!
  • Keine Abfälle hinterlassen, Müll wieder selbst ins Tal tragen.
  • Sie befinden sich in alpinem Gelände. Achten Sie auf das Wetter, auf alpine Gefahren wie Lawinen oder Steinschlag. Informieren Sie sich bei bergerfahrenen Personen vor Ort über Risiken.
  • Lassen Sie Blumen, Insekten und Mineralien dort, wo sie sind.
  • Campieren und Feuer machen in freier Natur ist nicht erlaubt.
    In den Nationalparkgemeinden gibt es Campingplätze.

Literatur

Von Thomas

Schon von klein auf viel in den Bergen unterwegs sind Wandern, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und alles rund um die Berge meine Hobbies. Vater von zwei nicht mehr ganz so kleinen Bergfexen und sozusagen der „Chef“ von mehr-berge.de ;-)