Der große Möseler ist neben dem Hochfeiler der zweithöchste Berg in den Zillertaler Alpen. Er lädt mit seinen 3478 m nicht nur zu einer schönen Wochenendtour mit Übernachtung auf dem Furtschaglhaus ein, sondern eignet sich auch hervorragend für eine sportliche Tageshochtour.
Wir haben uns für eine schöne Tageshochtour auf den aussichtsreichen 3000er entschieden. Idealer Ausgangspunkt ist dann der Schlegeisspeicher bei Ginzling.
Als kleiner Tipp für Frühaufsteher: Wer vor sechs Uhr an der Mautstation Gasthof Breitlahner ankommt, zahlt nichts für die Durchfahrt durch die Tunnel der Schlegeis-Alpenstraße. Auch die Taktung der Durchfahrt sollte beachtet werden, zumindest von denjenigen, die es eilig haben, da die Durchfahrt nur auf eine Fahrbahn durch die engen Tunnel begrenzt ist und nur alle 15 Minuten vom Tal nach oben oder vom Speicher herunter freigeschaltet ist.
Wir kamen um 5.30 Uhr genau so an, dass wir noch 15 Minuten Wartezeit hatten bis wir zum Speicher auffahren konnten. Der kurze Power-Nap im Auto schadete im Hinblick auf die sich anschließenden 1650hm Aufstieg jedoch gar nicht.
Leider hatten wir uns das Wetter besser erhofft. Am Parkplatz oben angekommen waren wir um kurz vor sechs Uhr in tiefen Nebel gehüllt und schlüpften dem beginnenden Nieselregen wegen direkt in unsere Regenüberhosen bevor wir die Fahrräder aus dem Auto luden.
Mit dem großen Hochtourenrucksack auf dem Rücken und eingepackt in unsere Regenoutfits starteten wir unsere Tour um kurz nach sechs Uhr am Parkplatz unterhalb der Dominikushütte.
Sich mit dem Fahrrad den langen Anmarsch entlang des Schlegeisspeichersees zu verkürzen kann ich gerade bei Tagestouren nur wärmstens empfehlen. Rund eine Stunde lässt sich hier locker einsparen, wenn man anstatt zu Fuß mit dem Radl entlang des Sees bis zum „Radl-Parkplatz“ am Ende des Sees fährt und von dort an zu Fuß Richtung Furtschaglhaus aufbricht.
Weiter ging die Tour leider bei aufhörendem Nieselregen, aber sich zäh haltendem Nebel entlang eines schönen Steigs hoch zum Furtschaglhaus. Circa eineinhalb Stunden Aufstieg ab dem Speichersee sind wohl realistisch. Leider wurde uns der traumhafte Ausblick bei Sonnenaufgang hier durch den zähen Nebel verwehrt, beim Abstieg am späten Nachmittag jedoch konnte unser Wanderherz dann doch noch mit vielen schönen Einblicken auf die umliegenden Berge wie den Olperer und Eindrücken, die an das tiefste Karwendel erinnern, sowie Tiefblicke auf den Schlegeisstausee befriedigt werden.
Auf dem Furtschaglhaus auf 2295m angekommen gesellten wir uns noch für ein paar Minuten zu einigen anderen Wanderern und Bergsteigern, die gerade das Hüttenfrühstück genossen und belohnten unser frühes Aufbrechen um 4 Uhr morgens mit einer großen Tasse Kaffee.
Nach einem optimistischen „ach des ziagt scho no auf“ des Hüttenwirts starteten wir entgegen der meisten anderen Hüttengäste, die sich ab der Hütte links Richtung Schönbichlerhorn hielten nach rechts, immer den bekannten roten Makierungspunkten und einzelnen Steinmännchen den Moränenrücken nach oben nach.
Entlang eines schönen Steigs macht man schnell Höhenmeter gut und wird auf diesen auch noch freudig von vielen Schafen begleitet, denen das mäßig gute Wetter deutlich weniger auszumachen schien als uns.
Auch der Fund eines 4-blättrigen Kleeblattes brachte uns leider was das Wetter anging kein Glück. Der Regen setzte wieder ein, die Sicht wurde immer schlechter und im felsigen Gelände kurz unterhalb des Gletscherbeginns wurde die Orientierung merklich schwieriger. Nur die Steinmännchen hier und da halfen uns immer wieder die Richtige Richtung zu finden, da uns ein Blick gen Gipfel leider toujours verwehrt blieb.
Etwas verunsichert ob wir den Aufstieg noch fortsetzten sollten erreichten wir den Einstieg auf den Gletscher. Der Regen hatte aufgehört. Doch die Sicht ließ immer noch sehr zu wünschen übrig. Die frischen Fußspuren im Schnee überzeugten uns die Hochtour auf dem Gletscher fortzusetzen und mit großem Optimismus bis zum Felszustieg hoch zum Westgrat weiterzugehen.
Da der Schnee recht sulzig aber gut zu begehen war, entschieden wir uns die Steigeisen weg zu lassen. Am Seil zu gehen ist aber im Hinblick auf die Spalten, welche zwar gut sichtbar sind, dennoch aber zur genüge vorhanden, wärmstens zu empfehlen. Schon die Geräusche des fließenden Wassers unter einem sollten den verantwortungsvollen Hochtourengeher aufmerksam machen, dass hier ein Anseilen ratsam ist.
Am Seil ging es also weiter in Serpentinen den langen Gletscherhang hinauf und tatsächlich setzte der Wind ein und vertrieb stellenweise die Wolken und zum ersten mal wurde uns heute ein Anblick des Gipfels vor uns offenbart. Auch der Olperer auf der gegenüber liegenden Seite mit seinen großen Schneefeldern war zum ersten Mal sichtbar und so wurde unser Optimismus immer größer und mit den Sonnenstrahlen die uns am Gletscher wärmten kamen neue Kräfte zutage.
Am Felszustieg angekommen erblickten wir die ersten Bergsteiger des heutigen Tages, die sich dasselbe Ziel wie wir gesetzt hatten, wie sie sich bereits eifrig angeseilt entlang des schotterigen Felsaufschwungs gen Gipfel kämpften.
Wir entschieden uns ebenfalls, wie unsere Vorgänger den Aufstieg in leichter II-er-Kraxlerei entlang der Felsen zum Westgrat zu machen und die steile Rinne zu unserer Rechten, welche noch mit massig Schnee bedeckt war unberührt neben uns liegen zu lassen. Die Rinne wird in den meisten Berichten als stark steinschlaggefährdet eingestuft und wird dementsprechend auch als Besteigungsvariante eher nicht empfohlen. Die großen Felsbrocken die unterhalb der Rinne im Schnee lagen sollten diese Einschätzung unterstreichen. Auf der Hütte sollten wir aber Gleichgesinnte treffen, die den Aufstieg durch die Rinne gewagt und keinesfalls bereut hatten.
Mit Helm ging es nun in anfangs schöner II-er Kraxelei den ersten Abschnitt nach oben, aber schon bald wurde aus dem blockigen Fels ein brüchiges und heikles Unterfangen. Nicht nur der schotterige Fels unter unseren Füßen rutschte wie wild um uns herum, auch die griffigen Felsbrocken, die wir zum festhalten benötigten, waren alles andere als stabil. So wurde die eigentlich recht schöne Kraxelei zu einer anspruchsvollen, konzentrationsfordernden Kletterei, die ein Kletterherz sicher erfüllen würde.
Immer anspruchsvoller ging es steil bergauf. Das Wetter sollte wohl heute nicht auf unserer Seite sein und es wurde wieder grau in grau, der Westgrat überhalb von uns nie sichtbar und das Ziel nur noch gedanklich da wo es sein sollte. Ca 100 hm unterhalb des Gipfel war der Fels immer mehr von Schnee bedeckt und auch keine weiteren Steinmännchen wollten uns den Aufstieg zum Grat bzw. der letzten Gletscherquerung über den Furtschaglkees zum letzten Gipfelaufschwung vereinfachen.
Schweren Herzens mussten wir uns also dazu entscheiden den Rücktritt anzutreten. Doch das immer schlechter werdende Wetter, vor allem aber der viele Schnee auf dem immer brüchiger werdenden Fels zwangen uns dazu kein weiteres Risiko einzugehen. Wissend dass der Abstieg über das brüchige Felsgelände fordernd genug werden würde, entschieden wir uns also dazu den Gipfel für heute sein zu lassen.
Der Abstieg über das felsige Gelände war durchaus nicht ohne und an einigen Stellen entschieden wir uns dazu gesichert am Seil abzusteigen. So ging es leider ohne Gipfelerlebnis und mit vollster Konzentration hinunter zurück auf den Gletscher.
Dort angekommen kam an einigen Stellen tatsächlich wieder die Sonne zum Vorschein und natürlich wurde uns das Herz noch schwerer. Dennoch bereuten wir nichts! Der Wind und das eisige Wetter hätten uns das Warten bis zum Aufklaren des Himmels über uns sehr beschwerlich gemacht und im Hinblick auf den schneebedeckten Steilaufschwung vor uns hätte uns die bessere Sicht wenig geholfen.
Und so ging es gemeinsam mit 2 weiteren Seilschaften die es uns gleich getan hatten zurück zur Hütte. Aber mit dem besser werdenden Wetter wurde die Aussicht immer schöner und wir konnten endlich in uns aufsaugen, was uns während des Aufstiegs verwehrt geblieben war. An der Hütte angekommen gab es eine herzhafte Knödelsuppe, Kaffee und Kuchen und die Anstrengungen des Tages wichen einem gemütlichen Hüttenbeisammensein.
Gut gestärkt und mit guter Laune ging es zurück ins Tal, wo schon unsere Räder auf uns warteten um uns den langen Hatsch zurück zum Auto um einiges erfreulicher zu machen.
Für uns war klar – ein langer Tag mit verwehrtem Gipfelglück aber vielen tollen Eindrücken und Erinnerungen, die uns definitiv motivieren werden die Tour bald möglichst noch einmal zu gehen und uns den Gipfeltraum auch noch zu erfüllen!
Und als kleines Schmankerl noch ein Bild von der Tour bei schönem Wetter mit erreichen des Grates und langersehntem Gipfelglück:
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