Ich liebe unser altes Wohnmobil.
Der Geruch, das Klappern, die recht geringe aber definitiv entschleunigende Reisegeschwindigkeit, die Tachonadel, die sich nur unter extremer Anstrengung auch nur der 80 nähert. Den Schaltknauf, der sich an einem langen Hebel schmiegt und doch nur widerwillig mit diesem kommuniziert. Das Schaltwerk mit seinen vier Gängen, bei denen der vierte Gang die Hälfte des Tachobereichs zwischen der 40 und der 80 nutzt. Und der Motor, der direkt zwischen Fahrer und Beifahrer, nur durch eine Abdeckung aus Plastik und Leder von dem Füssen getrennt, etwas widerwillig und laut über seinem Unmut brummend seine Arbeit verrichtet.
Nur wenn es nach Südfrankreich geht merkt man unserem kleinen Franzosen seine Herkunft an. Sobald die französische Grenze überschritten ist, schnurrt er wie ein Kätzchen. Kein Murren kommt mehr über seine Lippen. Alles ist gut. Die Sonne scheint, das Wetter angenehm Warm und anscheinend die richtige Betriebstemperatur. Man möchte den kleinen Tank, der gerade für 300 Kilometer reicht und immer wieder zu netten Begegnungen an der Tankstelle führt, mit Rotwein füllen – zum Dank für die Entspannung und das entschleunigte Dasein.
Wir haben euch hier unsere 8 Tipps für das Oldtimer-Wohnmobil zusammengestellt, wie der Urlaub mit dem „Oldsmobil“ entspannt wird:
Tipp 1: Tempo drosseln & Ruhe bewahren
Wir haben Glück: Unser kleines Oldtimer-Wohnmobil ist ein Familien-Erbstück. Vor fast 40 Jahren vom Opa meiner Frau gekauft, über die Jahre stets in der eigenen Garage gelagert und nie im Winter gefahren. Kein Salz hat jemals die Karosserie erreicht, der Motor stets genügend Öl bekommen, der Bus bestens in Schuss…
Und doch ist jede Fahrt ein Abenteuer. Immer wieder bockt der kleine Motor, bleibt länger aus als einem in der Abbiegespur auf die Bundesstrasse lieb ist oder springt des Morgens am Alpenpass oder Grenzübergang einfach nicht an.
Hier heißt es Ruhe bewahren, das Tempo drosseln und vielleicht auch das Reiseziel etwas näher wählen oder den Urlaubszeitraum etwas länger zu gestalten. Das bringt Ruhe für den Fahrer und auch das Oldtimer-Mobil hat etwas mehr Zeit zum Ausruhen.
Tipp 2: Die ADAC Plus Mitgliedschaft
Immer wieder steht man einfach am Ende der Welt und ruft den ADAC. Dann kommt der obligatorische Anruf, was für ein Fabrikat und Modell das denn sei, denn evtl. Hat man gar keinen passenden Computer/Software dabei. Wenn der gelbe Engel eintrifft, überkommt diesen erst ein Lächeln, dann ein schwelgen in Berufsschulerinnnerungen und letztendlich der beherzte Griff zur Werkzeugkiste.
Schon einige Male kam uns der gelbe Engel zu Hilfe und hat unser kleines Wohnmobil wieder zum Laufen gebracht – ich bin wohl einfach nicht zum Mechaniker gemacht, wenn das auch langsam besser wird… Mit der ADAC Plus Mitgliedschaft bekommt man auch im Ausland stets kompetente Unterstützung – oder einen Ersatzwagen/eine Übernachtung falls dann doch gar nichts mehr geht.
Tipp 3: Rechtzeitig tanken
Die Reichweite eines Oldtimers liegt oftmals bei denen eines heutigen Elektroautos. Nach 250-300 Kilometern ist oftmals Schluss. Hier heißt es entweder rechtzeitig die nächste Tankstelle anzusteuern oder man behilft sich mit dem guten alten Benzinkanister.
Tipp 4: Genug Öl und Bleizusatz einpacken
Nicht alle Fahrzeuge vertragen die modernen Treibstoffe. Unser kleiner Peugeot will pro Tank noch ein paar Tropfen Blei-Ersatz. Dies ist ein Zusatz, der das moderne Super für alte Fahrzeuge besser verdaulich gestaltet. Den hat aber nicht mehr jede Tankstelle auf Lager. Hier heißt es vor dem Urlaub einen Vorrat besorgen und diesen natürlich auch mitnehmen.
Auch genug Öl sollte man dabei haben – pro 1.000 Kilometer heißt das bei uns durchaus mal einen Liter Öl einzurechnen…
Tipp 5: Das Gespräch suchen
Ein altes Wohnmobil ist ein Türöffner: Leichter als mit unserem kleinen Peugeot kommen wir sonst nie ins Gespräch. Kaum fährt man auf einen Wohnmobilstellplatz, Campingplatz oder Parkplatz, schon ist man das „Stadt-Gespräch“. Wer in das Gespräch mit einsteigt, bekommt Tipps & Tricks von anderen Wohnmobilisten und oftmals auch erfahreneren Oldtimer-Besitzern – und wir zu manchem Bier oder Wein eingeladen.
Und wenn dann der Oldie mal nicht mehr starten will, finden sich auch gleich genügend Nachbarn, um anzuschieben, zu überbrücken oder einfach nur mit Rat & Tat zur Seite zu stehen…
Tipp 6: Einen kompetenten Fachmann haben
Wer selber kein KFZ-Mechaniker ist, hat erst einmal eine steile Lernkurve mit dem Oldtimer vor sich: Man ahnt beim Kauf gar nicht, welche Teile alle defekt sein können und getauscht, geschmiert oder ersetzt werden müssen.
Gerade mit der Einstellung eines Oldtimer-Motors sind viele heutige KFZ-Mechatroniker überfordert (Zitat: „Da hab ich aber keine aktuelle Software dafür…“). Hilfreich sind hierbei ältere Nachbarn, Freunde und Schrauber aus der eigenen Stadt, die einem z.B. bei der Motorpflege und -Einstellung helfen (Standgas, Kupplung, etc.). Seit ein Bekannter unser Wohnmobil sauber eingestellt hat, läuft das wieder wie eine Eins. Danke an dieser Stelle nochmal!
Tipp 7: Von Dreck, Schmutz und Feuchtigkeit befreit in der Garage abstellen verhindert Rost
Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub: Das kleine Wohnmobil wird innen gesaugt und gewienert. Außen gewaschen und abgeledert und anschließend wieder sauber in der Garage verstaut. Rost, der gar nicht entsteht, muss nachher auch nicht behandelt werden.
Nur so hat unser kleines Womo sein Aussehen über die letzten 4 Jahrzehnte behalten.
Tipp 8: Notfall-Verpflegung und was süßes dabei haben
Tritt wirklich der Notfall ein, gilt es Ruhe bewahren, Brotzeit machen, was Süßes essen und abwarten… entweder bis sich der Motor von den Strapazen erholt hat oder bis der ADAC kommt.
P.S.: Unser kleiner Peugeot ist ein J7, Baujahr 1979. Hier läuft auch mit knapp 120.000 Kilometern noch der erste Motor, der Lack ist original, nur die Sitzbezüge, Vorhänge und der Boden wurden in den letzten Jahren ausgetauscht. Wer einen J7 zum Ausmustern oder Ersatzteile abzugeben hat, kann sich gerne bei uns melden!
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