Der Hochfeiler ist ein perfektes Ziel für alle Bergwanderer, die schon etwas Erfahrung mitbringen und höhere Gefilde antesten wollen. Gipfel, bei denen man die Marke von 3.500 Metern knackt, ohne mit einem Gletscher Berührung zu haben gibt es dann doch nicht so viele.
Dennoch sollte man auch dem Hochfeiler mit dem notwendigen Respekt und der passenden Ausrüstung entgegen treten: Die Tour verlang mit mindesten 1.800 Höhenmeter Auf- und Abstieg doch etwas Ausdauer und Grödeln oder Steigeisen, Trekkingstöcke oder Pickel gehören zumindest im Frühsommer definitiv ins Gepäck.
Anfahrt: Über den Brenner nach Sterzing und wieder hinauf zum Alpenhauptkamm
Die von Innsbruck hart über den Brenner erkämpften Höhenmeter hat man in Sterzing schon fast wieder verloren und folgt mit dem Blick wieder den Gipfeln, die rund 2.500 Höhenmeter über dem Tal thronen. Zum Glück geht es bis zum Start der Tour wieder in einigen Serpentinen mehrere hundert Höhenmeter mit dem Auto hinauf ins Pfitschtal.
Zuerst auf breiten Straßen, dann auf der schmalen, geschotterten Pfitscherjochstraße bis man sein Auto endlich kurz vor der in den Führern angeschriebenen dritten Kurve der Passstraße parkt (1.720 m). Hier startet man zuerst mit ein paar Metern Abstieg hinunter zur Brücke über den Unterbergbach.
1. Etappe: Der Aufstieg zur Hochfeilerhütte
Der Aufstieg zur Hochfeilerhütte startet gleich mit einem steilen Anstieg über knapp 400 Höhenmeter. Danach besteht der Weiterweg aus einer langen, relativ gemütlichen aber stetig steigenden Wanderung (immer dem Weg Nr. 1 folgend) durch das imposante Hochtal, an dessen Ende sich der Hochfeiler erhebt. Die Hütte erblickt man nach rund einer Stunde Gehzeit das erste Mal: Zur Halbzeit. Danach schiebt sich im Hintergrund dann auch langsam der Hochfeiler in den Blick.
Nach der langen Querung entlang des Hanges folgt dann noch ein Endspurt: In vielen kleinen Serpentinen geht es auf ausgetretenen Pfaden hinauf. Hier teilt sich dann der Weg: Gipfelaspiranten ziehen gleich nach links weiter in Richtung Gipfel, Hüttenschläfer queren nach rechts in zehn Minuten zur gemütlichen Hütte und Einkehr.
An der Hütte hat man auf 2.715 m die ersten 1.000 Höhenmeter schon hinter sich – oder in den Beinen, je nachdem. Die netten Hüttenwirte versorgen vorbildlich mit gekühlten oder heißen Getränken und einem leckeren Essen. Die Betten- und Matratzenlager sind sauber und warm, auch eine warme Dusche gibt es gegen Aufpreis. Wir verbringen den Abend Karten spielend und genießen die Zeit in der Hütte während draussen ein Gewitterschauer die grauen Schutterflächen bis in den Himmel verlängert. Gut, dass wir in der warmen Hütte sitzen.
2. Etappe: Von der Hochfeilerhütte zum Gipfel des Hochfeilers
Der nächste Morgen erwartet uns mit blauem Himmel und Sonnenschein. Himmel und die umliegenden Schutterberge und die nahen Gletscher(-reste) sind jetzt klar erkennbar.
Wir starten nach einem ausführlichen Frühstück gleich mit einem kurzen, seilversicherten, aber eigentlich problemlosen Anstieg. Nachdem die rund 30-40 Höhenmeter überwunden sind, führt der Weiterweg über rund zwei Stunden durch Schutt und Schotter immer wieder kleinen Anhöhen und am Grat hinauf auf den zerbröselnden Gipfel.
Teilweise weisen aufgestellte Steinplatten den Weg wie Haifischzähne, in deren Maul man läuft. Verlaufen kann man sich hier eigentlich nicht, führt der Weg doch immer an der Gratkante entlang.
Bei unserer Besteigung im Juni präsentieren sich die letzten rund 50 Höhenmeter zum Gipfel des Hochfeilers (italienisch übrigens hochtrabend „Gran Pilastro“) als weiße Firnschneide. Eine enge Stapfspur führt hinauf zum imposanten hölzernen Gipfelkreuz. Links und Rechts blickt man über die steilen Firnflanken hinunter, die schon so manchem Bergsteiger zum Verhängnis geworden sind. Mit Grödeln und Trekkingstöcken fühlen wir uns aber sicher. Ist der Grat vereist, sollte man Steigeisen und einen Pickel dabei haben. Die aktuellen Verhältnisse bringt man am besten vor der Tour (telefonisch) an der Hochfeilerhütte in Erfahrung.
Im Hochsommer apert der Firngrat mittlerweile oftmals komplett aus. Dann braucht man auch keine Grödel und Steigeisen und erreicht den über 3.500 Höhenmeter hohen Gipfel ohne Schnee, Firn und Gletscher.
Wir haben übrigens Glück: Im Gegensatz zu unseren Bergkollegen, die schon zum Sonnenaufgang am Gipfel waren und keinerlei Sicht hatten, reißen die Wolken auf und wir stehen am Gipfel in der Sonne und genießen den Ausblick. Hinunter zum Schlegeisspeicher und auf die umliegenden Gipfel. Doch leider hüllen sich die Nachbarn wie der Ortler und auch die gesammelte Riege der Dolomitengipfel bis zur Marmolada heute noch in Wolken.
Trotzdem: Der Hochfeiler ist die Mühe wert und ist dennoch ein relativ leichtes Ziel für seine gesamte Höhe (und man steht noch 35 Meter über dem bekannten Nachbarn Olperer). Die 3.500 Höhenmeter-Grenze erreicht man so einfach selten, geschenkt bekommt man sie trotzdem nicht: Gesamt sind es 1.800 Höhenmeter Aufstieg – und natürlich ebensoviele Höhenmeter im Abstieg.
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3. Etappe: Vom Hochfeiler zurück ins Tal
Für den Weg zurück ins Tal nutzen wir aber nicht einfach den Hinweg, der oberhalb des Tales entlangzieht (was kräfte- und zeitsparender wäre), sondern folgen dem Weg 8A hinab zum vom Gliederferner kommenden Bergbach.
Gut markiert, aber weitgehend weglos geht es zuerst über die Bergwiesen, dann das erste Mal einen Bach querend weiter in plattiges Gelände. Auf dem vom Gletscher geschliffenen Felsen geht es spannend bergab. Zeitweise kommen wir uns nach Korsika versetzt vor: So schön ausgeschliffen sind die Felsen hier, dass kleine Gumpen zum Baden einladen würden, wären die Wasserbecken doch nur ein bisschen größer.
Je weiter man in Richtung Tal kommt, desto schottriger wird der Untergrund. Nun sollte man sich nicht verleiten lassen, dem Bach zu weit nach unten (und rechts) zu folgen. Denn am Bach entlang führt kein Weg ins Tal.
Um ins Tal zu gelangen, muss man den Blick und die Schritte nach oben wenden. Vor uns liegt eine grasige Stufe von rund 150 Höhenmetern, die es zu erklimmen gilt. Oberhalb verläuft der Aufstieg in die Gliederscharte und somit der Übergang vom Pfitschtal ins Pustertal. Die Verbindung wird auch von den Traumpfadlern genutzt, die zu Fuß München und Venedig verbinden.
Fast unsichtbar führt der Weg durch die steilen Grashänge, nur einen Schritt breit ausgelaufen sind die Spuren. Und dennoch findet man den Weg mit etwas Gespür mühelos. Ein, zwei kleine Kraxelstellen, die den Einsatz der Hände erfordern garnieren den Aufstieg.
An der Wegkreuzung hat man wohl den schönsten Ausblick auf den imposanten Hochfeiler überhaupt: In voller Pracht präsentiert sich der höchste Gipfel der Zillertaler Alpen von den zwei Gletschern gerahmt von Kopf bis Fuß.
Nach dem Gegenanstieg, der unsere Schenkel zum Brennen bringt, kommt der lange Abstieg: In zahllosen Serpentinen zieht der Weg hinab ins Tal. Über Almwiesen, vorbei an Kühen, den Bach nochmal querend, immer begleitet vom Ausblick auf die Gipfel der Hohen Wand und im Hintergrund herausspitzend: der “kleine Bruder” Olperer.
Toureninfo: Bergtour auf den Hochfeiler
Die Tour
18,5 km, 10-12h, 2.000 Höhenmeter Auf-/Abstieg,
niedrigster Punkt: 1.700 hm, höchster Punkt: 3,510 hm.
Die Karte
Die Route
Dritte Kehre der Pfitscherjochstraße – Weg 1 – Hochfeilerhütte – Hochfeiler – Abstieg über den Weg 1 bis zur Wegkreuzung unterhalb der Hochfeilerhütte – Weg 8A in Richtung Gliederscharte – an der Wegkreuzung in Richtung Stein – Wiener Neustatt – Dritte Kehre der Pfitscherjochstraße.
Anfahrt und Parken
Von München über Rosenheim, Kufstein, Innsbruck und Brenner nach Sterzing. Weiter ins Pfitschtal und bis zur dritten Kehre der Pfitscherjochstraße (ca. 25km von der Autobahn). Hier (oder an einem der zwei vorherigen Parkplätze) parken (kostenlos).
Einkehr & Übernachtung: Die Hochfeilerhütte
Die Hochfeilerhütte liegt auf 2.715 m Höhe und ist von Mitte Juni bis Mitte September geöffnet. Der Wanderweg zur Hütte ist ca. 6,5 km lang und in ca. 2,5 -3 Stunden zu absolvieren. Die Hütte hat 88 Betten in Betten- und Matratzenlagern. Halbpension buchbar.
Notwendige Ausrüstung
Bergwanderausrüstung, Steigeisen/Grödel, Trekkingstöcke, Hüttenschlafsack
Literatur
Der Hochfeiler im Bergportrait auf alpin.de
Eine ganz andere Nummer: Die Hochfeiler-Nordwand mit Ski auf alpin.de
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