Auf der Suche nach einer 2-Tagestour in einsamen und doch anspruchsvollen Gelände hat es uns letzte Woche ins Tennengebirge im Salzburger Land verschlagen. Nach einem Besuch in der Eisriesenwelt ging es über den Hochkogelsteig zum Leopold Happisch Haus, einer Selbstversorger-Hütte der Naturfreunde Salzburg. Am zweiten Tag steigen wir über das Pitschental nach Stegenwald an der Salzach ab.
Die weltweit größte Eishöhle – die Eisriesenwelt bei Werfen
Hinter dem Namen „Eisriesenwelt“ versteckt sich die weltweit größte Eishöhle. Die Höhle ist von Werfen über eine 5 Kilometer lange Bergstrasse und den anschließenden Aufstieg bis oberhalb des Dr. Oedl-Hauses möglich – oder man kürzt den Weg um rund 90 Minuten durch die Benützung der hier installierten Bergbahn ab. Das Parken am Informationszentrum der Eisriesenwelt ist übrigens auch für mehrere Tage kostenlos möglich.
Vom Dr. Oedl Haus geht es nochmal für rund 20 Minuten den Berg hinauf bis zum Eingang der Eishöhle. Hier wartet man bis die nächste Tour beginnt. Mit Karbid-Lampen bewaffnet geht es dann hinter dem Guide in der eiskalten Höhle dann auf Treppen rund 700 Stufen bergauf.
Man folgt dem blanken Eis im Dunkeln der Höhle, immer wieder unterbrochen von kurzen Stopps, bei denen der Guide kurze informative Vorträge zu Details der Entstehung der Höhle und der Eisskultpuren gibt. Die Eishöhle ist dabei von den Treppen, Wegen und Stegen abgesehen naturbelassen und wird nur durch die Karbidlampen und Magnesiumstränge erleuchtet, die die Guides verbrennen. Eine Lasershow oder permanente Lichtinstallation wie in anderen Höhlen oder z.B. im Bergwerk in Berchtesgaden gibt es hier nicht. Ich finde das sehr gut, denn so bleibt der wilde und ursprüngliche Charakter der Höhle erhalten. Rund eine Stunde geht es so hinauf und wieder hinab durch die Höhle bevor man wieder am Höhleneingang ankommt.
Hier startet heute auch unsere eigentlich Wanderung hinauf in den Karst des Tennengebirges.
Der Hochkogelsteig: Über Klettersteig und verkarstetes Gelände zum Leopold Happisch Haus
Einige Serpentinen unterhalb des Höhleneingangs zweigt ein beschilderter Weg zum Happischhaus ab: Hinter einem mit Warnschild „Alpine Gefahren“ versehenen Stahltor startet der Hochkogelsteig. Als wir das Tor quietschend öffnen hören wir hinter uns einen Jugendlichen: „Schau mal Mama, wo wollen denn die hin… Cool…“.
Der Steig startet gleich seilversichert entlang des ausgesetzten Felsen schräg hinauf. Die steile Stufe des Steigs zieht sich über die nächsten 500 Höhenmeter und fast 2 Stunden Aufstieg. Immer wieder hilft das Seil an ausgesetzten Passagen entlang. Ein Klettersteigset ist hier aber nur für ungeübte und Kinder sinnvoll. Der Steig führt entlang mehrerer Bänder hinauf und ist immer wieder mit Gehgelände durchsetzt. Zwischendrin gibt es auch einmal eine Leiter zu überwinden. Danach quert man nochmal eine Latschenzone bevor man nach einer weiteren kurzen Klettersteigstelle das Tennengebirgsplateau erreicht hat.
Hier beginnt auch der Schnee… im Steig selber hatte er sich noch in Grenzen gehalten… nach einer kurzen Pause an einer kleinen Jagdhütte geht es für uns auch in diesem weiter. Und zwar nicht nur von unten, sondern auch von oben, links, rechts, vorne und hinten. Eine Wolke hat sich über den Rand des Plateaus geschoben und lässt uns im Schneesturm versinken. Zum Glück weisen nicht nur rote Hinweise am Boden den Weg, sondern auch lange rot-weiße Stangen, die den kompletten Weg bis zum Happischhaus gesteckt sind. Bis zum Gipfel der Kothe ist der Weg auch gut zu finden, danach wird der Weg aufgrund der Kasrtfläche schwieriger und schwieriger zu finden. Er zieht sich tendenziell lange in linker Richtung immer wieder über kleine Stufen hinab. Bei schlechter Sicht, Schneefall und Schnee am Boden muss man hier sehr aufpassen, dass man sich nicht verläuft. Zum Glück klart es bei uns zwischendrin immer wieder auf. Blauer Himmel und Sonnenschein sind übrigens nicht nur für die Wegfindung gut, sondern auch für die Stimmung bei den Mitwanderern…
Von der Kothe gilt es immer noch rund 380 Höhenmeter Abstieg bis zur Hütte hinter sich zu bringen. Das Gelände wellt sich hier bevor ein steiles Stück Abstieg folgt. Zum Glück kommt an dessen Ende nur noch eine kurze Querung und ein ganz kurzer Gegenanstieg hinüber zu Hütte. Ziemlich ausgekühlt kommen wir an der Hütte an, die Tür ist unverschlossen, das Licht geht an als wir eintreten und wir machen es uns gleich mal in der Hütte gemütlich. Wir schüren den Holzofen an und bald herrscht wohlige Wärme in der neu renovierten Hüttenküche des Leopold Happisch Haus. Für heute bleiben wir auch die einzigen Gäste… und so kochen wir auf dem heißen Holzofen leckere Pasta, trinken einige Dosen Bier und spielen unzählige Runden Uno bevor es ins eiskalte Schlaflager geht. Zum Glück sind hier je Bett mehrere Decken und Kissen vorhanden – und neben neben dem Hüttenschlafsack hatte ich noch den leichten Daunenschlafsack eingepackt…
Selber Hüttenwirt: Das Leopold Happisch Haus
Das Leopold Happisch Haus wurde 2016 zur ersten Selbstbedienungsschutzhütte in Österreich umgebaut: Für diese Bewirtschaftung steht im Erdgeschoss ein Vorratsraum mit haltbaren Lebensmitteln, wie etwa Dosengulasch, Spaghetti, Tütensuppen und diverse Getränke (Bier, Säfte, Wasser), zur Verfügung.
Gäste führen einen Abrechnungszettel auf dem tragen sie eintragen, was sie sich aus den Vorräten genommen haben. Diese Abrechnung und der damit fällige Geldbetrag wird im Schutzhaus-Briefkasten hinterlegt oder man überweist den offenen Betrag. Gekocht wird in der gemütlichen Küche mit einem Holzofen. Für den Abwasch stehen Spülbecken und auch eine Spülmaschine zur Verfügung.
Die Küche ist sehr gut ausgestattet. Neben dem Holzofen, Spülmaschine, Kaffeemaschine und Wasserkocher gibt es Teller, Tassen, Gläser, Besteck und auch einen Kühlschrank. Holz gibt es fertig geschnitten hinter der Hütte.
Auch die Klos und sogar Duschen sind sauber und können sich sehen lassen. Die Schlafräume sind auf zwei Stockwerke verteilt und bestehen zumeist aus 4-Bettzimmern/4-Bettlagern. Ein Hüttenschlafsack ist natürlich wie üblich Pflicht.
Beim Ankommen trägt man sich ins Hüttenbuch ein und schnappt sich einen Abrechnungszettel, auf dem man seinen Verbrauch über den Aufenthalt dokumentiert. Vor dem Verlassen der Hütte summiert man Verbrauch und Übernachtungskosten, packt die Abrechnung und das Geld in eines der hinterlegten Kuverts und schmeisst es in den Holzkasten neben dem Hüttenbuch. Natürlich gilt es die Hütte sauber zu Hinterlassen, abzuspülen, herauszukehren und auch Klo und Dusche gereinigt zu hinterlassen (Putzzeug und Besen sind in der Vorratskammer zu finden).
Tag 2: Vom Happischhaus zum Gasthaus Stegerwald
Am nächsten Morgen dauert es etwas bis wir aus den Federn kommen. Vor Allem hat sich bei mir in der Nacht eine Erkältung manifestiert und ich schnaufe recht allein beim Aufstehen. Die Küche ist zum Glück noch warm von gestern und so schmeissen wir fürs Frühstück nur den Wasserkocher für Tee und die Kaffeemaschine für Kaffee an. Brot, Nutella und Milch hatten wir selbst mitgebracht, dazu noch ein paar Wurst- und Käsereste vom Vortag und schon ist ein reichhaltiges Frühstück garantiert.
Wir bringen die Küche noch auf Vordermann, spülen ab, reinigen die Klos, Waschbecken und Spiegel und kehren noch heraus bevor wir die Tür hinter uns ins Schloss fallen lassen.
Anstatt wie geplant über die drei Streitmandl und den Hochthronsteig zur Werfener Hütte und über die Mahdeggalm zurück zur Eisriesenhöhle geht es abwärts in Richtung Gasthaus Stegerwald. Mit meiner Erkältung und dem Neuschnee der letzten nacht wollen wir keine Experimente wagen und wählen den sicheren und schneefreien Abstieg ins Tal.
Nach ein paar Fotos auf das geniale Panorama der umlegenden Berge im heute wunderbaren Sonnenschein geht es für uns abwärts: Vorbei am kleinen Spiegelsee der verfallenen Pitschenbergalm folgen wir dem Weg durchs Pitschental hinunter zur Grünwaldalm. Der bisher recht zahm dahinlaufende Weg endet in einer ersten Steilstufe, die in einigen ausgesetzten Serpentinen überwunden wird.
Der Abstieg zieht sich dann insgesamt über 3 Stunden hinunter ins Tal: Schrofengelände und Schotter wechseln sich entlang der Ofenrinne immer wieder mit kurzen ausgesetzten Graspassagen ab. Dann wechseln wir in den herbstlichen Bergwald. Entlang von einigen imposanten Wasserfällen zieht sich der Weg hier teils recht steil hinunter. Ein wenig erinnert mich der Weg an den Abstieg vom Hohen Fricke in Richtung Kuhfluchtwasserfälle bei unserer langen Tour im August letzten Jahres.
Nach drei Stunden erreichen wir einen Fahrweg, teils abkürzend, teils auf dem Fahrweg geht es die letzten Meter hinab bis zur Autobahn. Diese wird an einem Tunnel unterquert bevor man nach wenigen Minuten am Gasthaus Stegerwald auf die Bundesstrasse treffen. Wir starten noch einen Versuch, eine Mitfahrgelegenheit zu organisierende Scheitern jedoch brachial. Also doch mit dem Taxi zurück zur Eisriesenwelt… eine Stunde später und 35€ ärmer setzt uns das Taxi am, Parkplatz der Eisriesenwelt direkt neben unserem Auto ab. Die Alternative – 1,5 Stunden auf der Bundesstrasse bis Tenneck und nochmal 1,5 Stunden Aufstieg zur Eisriesenwelt – war für uns heut nicht so verlockend…
Infos:
Karte
Tour
Gesamt:
1300hm im Auf-, 1800hm im Abstieg ohne Bahnbenutzung,
mit Bahn-Benutzung 500 Höhenmeter im Aufstieg weniger.
Tag 1:
Eisriesenwelt – Hochkogelsteig – Kothe – Leopold Happisch Haus
715hm Auf- und 380hm Abstieg, 4km, 3h ab der Eisriesenwelt
Tag 2:
Leopold Happisch Haus – Pitschenbergalm – Ofenrinne – Grünwaldalm – Grünwaldrinne – Gasthaus Stegenwald
35hm Auf- und 1450hm Abstieg, 7km, 3:30h
Anreise
Von Salzburg mautpflichtig auf der Tauernautobahn bis Ausfahrt Werfen, der Beschilderung in Richtung Eisriesenwelt folgen und die Bergstrasse hinauf bis zum Besucherinformationszentrum der Eisriesenwelt. Hier kostenloser Parkplatz. Wer am zweiten Tag zum Gasthaus Stegenwald absteigen will, sollte vor der Wanderung hier ein Auto positionieren (Taxikosten für die Strecke liegen bei in etwa 35€). Alternativ kann man am zweiten Tag vom Happischhaus auch auf dem Anstiegsweg oder über die Werfener Hütte und die Mahdeggalm zurück zum Parkplatz zurückkehren.
Eisriesenwelt
Für den Besuch der Eisriesenwelt (vom Besucherzentrum zur Bahn, Bahnfahrt, Weg zur Eisriesenwelt, Führung, Weg und Bahnfahrt ins Tal) sollte man rund drei Stunden einplanen. In der Höhle herrschen ganzjährig winterliche Temperaturen. Eine warme Jacke, Mütze und Handschuhe sind zu empfehlen.
Die Höhle kann mit Kindern ab ca. 4 Jahren sinnvoll besichtigt werden. Im Inneren der Höhle ist es finster, es werden nur Handlampen zur Beleuchtung genutzt. Es müssen in der Höhle 130 Höhenmeter hinauf und hinab auf rund 700 Stufen überwunden werden.
Die Höhle ist zwischen 1. Mai und 27. Oktober täglich zwischen 8:30 und 15 Uhr geöffnet (Juli/August bis 16 Uhr).
Die Eintrittsgebühren für einen Erwachsenen betragen 24€ inkl. Bahnfahrt. DAV-Mitglieder erhalten 2€ Ermäßigung. Kinder kosten 14€. Für Familien gibt es Familienkarten. Eine 4-Köpfige Familie zahlt z.B. 66€ für Eintritt und Bahnfahrt. Der Besuch der Höhle ist auch ohne Nutzung der Bahn möglich und kostet dann 14€ je Erwachsenen und 7€ je Kind.
Mit Kinderwagen oder Rollstuhl ist der Besuch der Höhle nicht möglich, das es hier über Stufen hinauf geht. Hunde und Haustiere kann man in der Höhle nicht sinnvoll mitführen. Fotografieren ist in der Höhle verboten.
Einkehr
Wimmerhütte an der Talstation der Eisriesenwelt-Bergbahn. Dr. Oedl Schutzhaus, Leopold Happisch Haus, Gasthaus Stegerwald. Bei Abstieg über den Hochthronsteig Werfener Hütte oder Mahdegg Alm.
Übernachtung
Pensionen, Gasthöfe und Hotels aller Preisklassen in Werfen. Wohnmobilstellplatz Kellerbauer in Altenmarkt. Auf der Tour: Dr. Oedl Schutzhaus, Leopold Happisch Haus. Bei Abstieg über den Hochthronsteig Werfener Hütte oder Mahdegg Alm.
Weitere Touren
Als Ausgangspunkt eignet sich das Leopold-Happisch-Haus für Wanderungen zum Tirolerkogel (2.324 m), Südlicher Wieselstein (2.315 m), Streitmandl (2.360 m), Hochthron (2.362 m), Hochpfeiler (2.410 m) oder Hühnerkrallkopf (2.403 m).
Literatur
Packliste
Rucksack: Wander-Rucksack ca. 30l
Schuhe: Bergstiefel Kategorie B/C, Leicht-Bergstiefel oder Zustiegsschuh mit fester Sohle
Kleidung
Wanderhose lang (Softshell)
Wanderhose kurz (Softshell)
Funktionsshirts kurzarm
Softshelljacke/Fleece-Pulli
Hardshell-Jacke (Regenjacke)
Hardshell-Hose (Regenhose)
(Funktions-)Unterwäsche
Trekkingsocken
Handschuhe & Mütze
Sonnenbrille, Sonnenhut
Bequeme Hose für Hütte/abends
Flipflops/Hüttenschuhe
Kleinkram
Hüttenschlafsack, evtl. Daunenschlafsack im Frühjahr, Herbst und Winter
Mobiltelefon, Ladegerät, Ersatzakku
Foto, Speicherkarte, Akku
Erste Hilfe Set, Blasenpflaster
Biwak-Sack (Erste Hilfe)
Handtuch
Zahnbürste/Zahnpasta/Duschgel
Sonnencreme
Stirnlampe
Trekkingstöcke
Geldbeutel mit Bargeld, EC-Karte
AV-Ausweis/Naturfreunde-Ausweis
Personalausweis
Verpflegung
Brotzeit für unterwegs (Brot, Wurst, Käse, Müsliriegel,…)
Verpflegung für Abend und Frühstück
Wasserflasche oder Trinkblase
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