Die Altmühl ist das ideale Gewässer für den Familien-Kanu-Ausflug: Die Fließgeschwindigkeit ist gerade so, dass man nicht nur am Paddeln ist, die Tiefe so, dass selbst Kinder die meiste Zeit stehen könnten, die Aussicht abwechslungsreich, die touristische Infrastruktur umfassend und Kanu fahren gar nicht so schwer. Und von Nürnberg oder Augsburg ist die Altmühl in rund einer Stunde, von München aus in rund eineinhalb Stunden erreichbar.
Aber zurück zum Anfang: Vor kurzem war die ganze Familie an einem Sonntag Nachmittag auf dem Trampolin liegend versammelt: Kriegsrat. Die Kinder sind groß genug, um nach unzähligen Nächten im Wohnmobil oder Wohnwagen auch mal das Zelten kennenzulernen. Und was gibt es besseres, als eine Nacht im Zelt mit etwas anderem neuen zu verbinden? Kanu fahren.
Das Altmühltal ist praktisch in unserer Nachbarschaft gelegen, ein Kanu-Verleih schnell gefunden und zufälligerweise auch gleich noch ein Campingplatz in der Mitte der geplanten Tour gelegen. Was will man mehr?
Tag 1: Von Solnhofen nach Dollnstein
Letzten Samstag war es dann so weit: Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, Wechselklamotten und Brotzeit eingepackt, dazu noch den Aufblaskanadier, den wir vor ein paar Jahren noch von einem Nachbarn geschenkt bekommen haben, eingepackt und los geht’s nach Solnhofen im Altmühltal. Unser Begleitfahrzeug-Team parkt derweil schon mal in Dollnstein am Campingplatz und kommt mit dem Zug nach Solnenhofen, während wir am Einstiegsplatz neben dem Kloster einen 4er-Kanadier und ein Kajak übernehmen. Nach kurzer Einweisung („Wart ihr schon mal Kajak fahren? Ja. Das hier ist die Altmühl, nach rechts geht’s runter…“ ;-) geht’s dann auch schon los. Also nach rechts…
Nach den ersten ungewohnten Metern spielt sich das mit dem Paddel auch langsam ein und die Boote fahren alle in Richtung des ersten Wehrs an der „Solnhofer Mühle“. Hier heißt es auch gleich schon wieder aussteigen, denn das Wehr muss man umtragen. Hier an der „Aktivmühle“ könnte man auf dem Campingplatz übernachten (z.B. wenn man statt in Solnhofen bereits in Treuchtlingen einsteigt) und auch hier gibt es einen Bootsverleih für alle, die z.B. nur die Tagestour nach Dollnstein befahren wollen.
Die Bootsrutschen
Nun geht es wieder im Boot weiter: Die Broschüre kündigt den „garantiert spritzigsten“ Abschnitt der Altmühl an: Vorbei an den „Zwölf Aposteln“ (einer Felsformation), dem „dreizehnten Apostel“ (einer Kneipe) geht es zur ersten Bootstrutsche. Die Altmühl ist an mehreren Wehren und Staustufen gestaut. Zwei Staustufen sind in der Mitte per Bootsrutsche, also einer mit dem Boot befahrbaren betonierten Rutsche, zu überwinden. Wer das Risiko des Kenterns nicht eingehen will, umträgt die Staustufen einfach. Das Risiko des Kenterns lässt sich aber durch sauberes, kontrolliertes Einfahren und das Hochheben der Paddel recht minimieren. An den Bootsrutschen „Hammermühle“ und „Hagenacker“ sind auch zwei Rastplätze, die sich auch zum Übernachten im Zelt eignen, eingerichtet.
Wie dir Befahrung der Bootsrutsche aus Sicht des Kajaks aussieht, seht ihr hier in unserem Video:
Altmühl: Bootsrutsche Hammermühle
Zwischen den zwei Bootsrutschen fließt die Altmühl ruhig dahin und bietet entweder Zeit zum Trödeln und entspannen oder auch für spritzige Rennen… Wir entscheiden uns eher für das Trödeln. Für die Kinder gibt es derweil neben einigem aus der Tierwelt (Reiher, Biber, Schafe) auch immer wieder spannende Momente beim Durchfahren von Bäumen, die am Ufer wachsen und die Altmühl überspannen.
Nach der zweiten Bootsrutsche ist es noch eine knappe halbe Stunde bis Dollnstein, dem Tagesziel. Hier steigen die meisten schon vor dem Ort aus, hier warten die Bootsverleiher mit Ihren Anhängern, um die Kanadier und Kajaks wieder für den nächsten Tag den Flusslauf hinauf nach Sonnenhöfen zu bringen. Die meisten steigen hier aus und nehmen den Zug wieder hinauf nach Dollnstein oder auch nach Nürnberg oder Augsburg. Der Kanu-Ausflug auf der Altmühl bietet sich auch als Tagesausflug an: Mit dem Zug nach Solnhofen, das vorab gemietete Boot nur 2 Minuten vom Bahnhof entfernt übernehmen und dann per Boot bis zum nächsten Bahnhof in Dollnstein.
Auch für uns ist heute in Dollnstein Endstation. Nach der Brücke steigt man rechts direkt am Campingplatz aus. Wir stellen unsere Zelte auf, machen alles bereit für die Nacht und machen uns auf die Essens-Suche. Wir werden im Gasthof zum Kirchenschmied fündig. Schnitzel mit Pommes, Cordon Bleu, Schäuferle, und ein kühles Bier… alles was das Herz des Franken begehrt ;-)
Mit vollen Bäuchen geht es zurück zum Campingplatz und ein paar Gläser Wein später legen wir uns zwischen die Kinder ins Zelt. Mitten in der Nacht fängt es an zu regnen und ich stolpere nochmal hinaus, um den Kanadier noch umzudrehen, damit wir am nächsten Tag nicht in einer Badewanne starten dürfen.
Tag 2: Dollnstein – Eichstätt
Der Morgen des zweiten Tages verheißt vorerst keine Wetter-Besserung: Dunkle Wolken ziehen über der Altmühl hinweg. Es regnet zumindest nicht mehr und allzu kalt ist es auch nicht. Zumindest die Kinder haben gut geschlafen… Also geht es wieder los in Richtung Eichstätt. Dieser Abschnitt der Altmühl ist wirklich nicht allzu spritzig, es geht nur zäh voran. Dafür entschädigt werden wir aber mit einem sehr viel ruhigerem Ambiente als gestern. Während der erste Abschnitt doch teils fast etwas überfüllt schien, treffen wir heute unterwegs die ersten drei Stunden nur ein paar Angler. Sonst sind wir praktisch alleine unterwegs.
Vorbei am prägnanten Dollnsteiner Burgfelsen müssen wir heute insgesamt vier mal die Boote umsetzen, bevor wir unser Ziel in Eichstätt erreichen. Die Ausblicke auf Eichstätt mit der Willibaldsburg, die hoch oben auf einem Felsen tront, und auch die Sonne, die mittlerweile Ihren Weg durch die Wolken gefunden hat, entschädigen aber für die Mühe. Wir umrunden mit der Altmühl den Burgfelsen mit der imposanten Willibaldsburg und es gibt immer wieder neue, interessante Blickwinkel auf die Burg.
Am Herzogsteig in Eichstätts Mitte ist dann auch für uns die Altmühlrunde an Ihrem Ende. Wir geben unsere Boote ab, holen die Autos wieder ab (Danke an den kanuuh.de-Shuttle-Service!) und gehen noch kurz über den Herzogsteig um noch ein leckeres Eis zu essen.
Kanu-Verleih:
Kanuuh.de, AktivMühle
Kosten: Kajak ab 30€ pro Tag, Kanadier ab 40€
Anreise:
Mit dem Auto über A9 (Ausfahrt Kinding) oder die B2 (Pappenheim) nach Solnhofen. Zurück ab Dollnstein oder Eichstätt mit dem Zug.
Mit dem Zug nach Solnhofen und zurück an Dollnstein oder Eichstätt. Stündliche Verbindung zwischen Solnhofen, Dollnstein und Eichstätt.
Übernachtung:
Zelt- und Campingplätze in Solnhofen, Hammermühle, Hagenacker, Dollnstein, Breitenfurt und Eichstätt. Hotels und Pensionen in Solnhofen, Dollnstein und Eichstätt.
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