Der Hochgrat ist ein genialer Berg im Allgäu: Als Teil der Nagelfluhkette im Sommer oder als Schneeschuh-, Skitouren- oder Rodelziel im Winter. Die steilen, abweisenden Nordabbrüche sieht man manchmal schon von der Lindauer Autobahn. Noch schöner ist das ganze natürlich auf Tour anzusehen… wir waren für ein Wochenende mit Freunden und Kindern am Staufner Haus, einer DAV-Hütte nur wenige Höhenmeter unterhalb der Bergstation der Hochgratbahn .
Berna und Andrea von weltweit-draussen.de haben uns auf unserer Tour begleitet. Ihren Bericht findet ihr in ihrem Blogbeitrag „Auf Schneeschuhen durch die Nagelfluhkette“.
Freitag: Aufstieg zum Staufner Haus
Unser Wochenende am Hochgrat beginnt mit einem 800 Höhenmeter Aufstieg durch die Vollmondnacht. Vom Parkplatz der Hochgratbahn (kostenpflichtig, 3€ je Tag) steigen wir auf der Rodelbahn auf. Zuerst zieht sich die Rodelbahn über weites Almgelände, dann in Serpentinen durch den Wald. Die Lichter des Staufner Hauses blitzen immer wieder hinter den Baumspitzen hervor, kommen jedoch gefühlt nicht näher. Auf den mitgebrachten Schlitten ziehen wir derweil die Kinderrrucksäcke den Berg hinauf. Etwas Entlastung nach einen vollen Schultag und drei Stunden im Auto…
Der Vollmond scheint uns so hell an, dass wir sogar unsere Schatten im Schnee beobachten können… und das Glitzern des Schnees durch den Mondschein beobachten können.
Zwei Stunden Aufstieg sind unten angeschrieben, im Winter mit Kindern und Schneeschuhen ist das aber recht ambitioniert. Nach 2,5 Stunden auf der recht steilen Rodelbahn betreten wir durchgeschwitzt den prall gefüllten Gastraum des Staufner Hauses. Zum Glück bekommen wir noch leckere Kasspatzn, ein Curry und ein sehr gutes Hirschgulasch, die die Stimmung nicht nur bei den Kindern erheblich verbessern.
Tipp: Wer sich den Aufstieg etwas erleichtern will, nimmt die Hochgratbahn und steigt anschließend rund 10 Minuten (oder 2 Minuten mit dem Rodel) zur Hütte ab. Für Kinder definitiv zu empfehlen.
Samstag: Auf und um den Hochgrat
Der nächste Morgen erwartet uns mit Sonnenschein, blauem Himmel, Schnee und einem genialen Ausblick aus unserem kleinen Lager hinaus ins Voralpenland und hinüber auf den Bodensee. Nach einem ausgiebigen Frühstück packen wir unsere Rucksäcke, Brotzeit und Schneeschuhe und machen uns auf in Richtung Hochgrat-Gipfel.
Zuerst geht es in rund 10 Minuten hinauf zur Bergstation der Hochgratbahn. Vorbei an den Bahntouristen kann man hier entweder links dem Grat entlang oder geradeaus eine Rinne hinauf zum Gipfel aufsteigen. Bereits an der Bahnstation bietet sich ein genialer Ausblick auf die Allgäuer Hochalpen, auf das nahe Vorarlberg, auf’s Rätikon und bis hin zum Säntis. Schon alleine für den Ausblick rentiert sich der Aufstieg (oder die Fahrt mit der Bahn).
Wir wählen mit den Schneeschuhen die präparierte Rodelpiste und den steilen Anstieg durch die Rinne hinauf zum Hochgratgipfel mit seinem stählernen Gipfelkreuz und seiner genialen Rundumsicht. Auch der Blick nach Norden in Richtung Oberstaufen ist spannend, bricht der Hochgrat hier doch fast 1000 Höhenmeter steil ab.
Nach einer kleinen Aussichtspause geht es für uns am Grat entlang weiter in Richtung Rindalphorn. Der teilweise ausgesetzte Weg ist schon vorgespurt und so finden wir mit den Schneeschuhen guten Halt auf dem für die Kinder spannenden Abstieg hinunter in die Brunnenauscharte zwischen Hochgrat und Rindalphorn. Rund 150 Höhenmeter haben wir bis hierhin auf dem einsamen „Panoramaweg“ wieder verloren. Nur vier Schneeschuhgeher kommen uns auf dem Abstieg entgegen.
Ganz einsam unterwegs sind wir dan auf dem weiteren Weg südwestlich hinüber querend zur Gütlesalpe. Keine Spur verliert sich hier mehr im schneebedeckten Winterwunderland. Zwar sind einige Skitourengeher unterwegs, aber die nehmen lieber die breiten Hänge mit frischem „Powder“ aus den letzten Tagen etwas südlicher in Beschlag.
Von der im Winterschlaf ruhenden Gütlesalpe gehrt es durch eine Rinne querend nach Süden weiter. Statt dem Sommerweg zu folgen, nutzen wir die ausgetretenen Aufstiegsspuren der Skitourengeher für den direkten Aufstieg zurück in Richtung Hochgrat-Gipfel. Die Spur ist heute so ausgetreten und fest, dass unsere Schneeschuhe an der Spur keine Spuren hinterlassen…
Knapp unterhalb des lezten Gipfelaufschwungs halten wir uns dann links unterhalb und queren wieder hinüber in die Rinne, die uns etwa zwei Stunden vorher in Richtung Hochgrat geleitet hatte. Zurück an der Bergstation gibt es ein Radler für die Großen und ein Spezi für die Jungs… rodelnd geht es dann zurück zum Staufner Haus, wo uns ein gemütlicher Hüttenabend, viele Runden Spiele, sowie ein leckeres Abendessen erwartet.
Sonntag: Steil abwärts auf der Rodelbahn
Am Sonntag erwartet uns eine steile und lange Rodelbahn für den Abstieg ins Tal. Zuerst geht es aber nochmal hinauf zur Bergstation der Hochgratbahn: Wir brauchen noch zwei Rodel für unsere Begleiter – und wenn wir schon da sind, schicken wir lieber die Rucksäcke gegen einen kleinen Obolus ins Tal. Die würden uns beim Rodeln dann doch etwas stören.
Mit unseren Schlitten ist es auf der steilen und schnellen Rodelbahn ganz schön schwer zu bremsen. Andrea und Berna tun sich mit den geliehenen Rodeln mit äußerst effektiven Bremsen da schon leichter. Die 18€ für die zwei Rodel waren hier eine gute Investition. Zudem muss man die Rodel dann nicht die 5km hinauf schleppen…
Auf der unteren Hälfte wird die Rodelbahn dann etwas flacher. Gerade die weiten Almwiesen und die Wellen im Gelände machen hier richtig Spass. Die vom Liftpersonal angekündigten 12 Minuten Abfahrt schaffen wir zwar nicht ganz, aber irgendwann kommen wir dann doch heil unten an der Talstation der Hochgratbahn an.
Wir holen noch kurz unsere Rucksäcke ab und machen uns dann auf in Richtung Oberstaufen. Vor der Heimfahrt stärken wir uns noch mit einem leckeren Mittagessen und lassen das Wochenende gemütlich ausklingen. Für die Kinder beginnt die neue Schulwoche dann gleich noch etwas gemütlicher: Dank Sturm „Sabine“ fällt am Montag der Unterricht aus. Ein willkommener Tag zur Erholung nach einem aktiven Winterwochenende in den Bergen.
Infos
Einkehr
Obere Lauchalpe – Im Winter am Wochenende geöffnet. Kaffee, selbstgemachte Kuchen sowie Suppen.
DAV-Hütte Staufner Haus– Sehr engagierte und freundliche Hütten-Crew. Die Speisen werden frisch zubereitet und schmecken auch so! Kaiserschmarrn, Biergulasch mit Spätzle, Kässpatzn? Egal, alles lecker!
Bergrestaurant Hochgratbahn – Selbstbedienungsrestaurant mit Terrasse. Kalte und warme Speisen und Getränke. Schlittenverleih!
Übernachtung
DAV-Hütte Staufner Haus, zu Fuß in 2-2,5 Stunden vom Parkplatz der Hochgratbahn zu erreichen. Alternativ auch mit der Hochgratbahn. Von der Bergstation sind es max. 10 Minuten Abstieg zur Hütte.
Weitere Unterkünfte in Steibis und Oberstaufen.
Wohnmobilstellplatz in Steibis.
Tipp
Schlitten ausleihen und von der Bergstation Hochgratbahn ins Tal rodeln!
Achtung: Die Abfahrt ist sehr steil und schnell. Für kleine Kinder nur bedingt geeignet.
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Hallo Thomas,
das klingt nach einem wunderbaren Winterwochenende am Berg!
Wie alt sind eure Kids jetzt?
Auf die ersten Schneeschuhtouren als Familie freue ich mich auch schon. :-)
Viele Grüße, Sue
Hallo Sue,
Ja, war ein super schönes Wochenende. Unsere Jungs sind jetzt 10 und 13 Jahre alt.
Da geht schon einiges ;-)
Liebe Grüße, Thomas