Feierabendrunde auf den Hochgrat

Der Hochgrat ist normalerweise recht gut besucht. Nach Dienstschluss der Bahn bietet der Bahn Ruhe und eine einmalige Aussicht auf Nagelfluhkette, das Kleinwalsertal und den Allgäuer Hauptkamm.

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Auf dem Heimweg von der Outdoor-Messe ging erst mal gar nichts. Kaum auf der Bundesstrasse schon Stau. Und das für die nächste halbe Stunde bis endlich die Autobahn erreicht war. Doch jetzt wieder 3 Stunden auf die Autobahn in Richtung Heimat, wo das Allgäu doch in Reichweite ist? Also, umdisponieren und statt rechts auf die Autobahn, lieber geradeaus ins Allgäu. Bis nach Oberstaufen sind es rund 60 Kilometer und ich bin gerade noch rechtzeitig unterwegs für rund 4 Stunden Wanderung, der Hochgrat ist das Ziel für heute Abend.

Normalerweise ist der Hochgrat recht gut besucht: Die Hochgratbahn bringt die Besucher bis knapp 100 Höhenmeter unter den Gipfel, ein Spaziergang von 30 Minuten. Die Aussicht in Richtung Bodensee und auf die Gottesäckerwände und den Allgäuer Hauptkamm ist genial.

Die Bahn hat ihre letzte Fahrt für heute aber schon vor rund anderthalb Stunden hinter sich gebracht und der Parkplatz leert sich auch langsam während ich meine Wanderschuhe anziehe und den Rucksack schultere.

Aufstieg über die Brunnenau

Vom Parkplatz folge ich links der Strasse bis zur Hinteren Simatsgrundalm und dann beginnt der Aufstieg in Richtung Brunnenau. Dieser führt recht direkt und steil zuerst über Wiesen, dann durch den Wald hinauf. Bei knapp 30 Grad bin ich ab dem ersten Schritt bergauf komplett durchgeschwitzt und schnaufe wie ein Ackergaul den Weg hinauf. Ab der Alpe Gratvorsäß geht es in Hör- und Sichtweite des Wasserfalls bergauf auf einem steilen Pfad weiter, immer das allgäu-typische Gebimmel der Kühe in den Ohren.

Nach den Wasserfällen weitet sich das Gelände und ich folge einem kleinen Pfad über die Wiesen, um meine Wasservorräte noch etwas aufzufüllen. Dass ich den eigentlichen, ausgetretenen Pfad verlassen habe, stelle ich erst 10 Minuten später fest, als ich wieder auf den „Normalweg“ stosse.

Währenddessen erstrahlt der felsige Grat über mir im satten Rot des Abendlichts. Der Grat ist auch das Ziel, denn dieser führt direkt hinüber zum Gipfel des Hochgrats.

Noch ein paar Höhenmeter und es beginnt der in der Karte vermerkte „Klettersteig“. Ein paar Höhenmeter sind hier mit Stahlseil und Stahlstufen versichert. Ein Klettersteigset ist hier definitiv fehl am Platz. Ein bisschen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit für die nächsten 40-50 Meter jedoch hilfreich.

Die Brunnenauscharte ist schnell erreicht und der Blick hinüber ins Allgäu und Kleinwalsertal verschlagen mir trotzdem nochmal den Atem. Das letzte Licht des Tages lässt die einzelnen Ketten erstrahlen, ein wunderschöner Ausblick. Mit 2 Stunden hartem Aufstieg auch wohlverdient.

Ein Biwak am Gipfel oder doch Abstieg?

Die letzten 200 Höhenmeter ziehen sich schön den Grat entlang hinauf, immer das Gipfelkreuz im Blick. Nun öffnet sich auch der Blick in Richtung Bodensee und hinab zum Parkplatz, wo mein Auto auf mich wartet.

Eigentlich hatte ich ja geplant, allein am Gipfel zu biwakieren. Doch da hat es sich schon ein Pärchen mit seinem Zelt bequem gemacht und ich beschließe, doch noch abzusteigen. Schließlich muss ich morgen ja auch noch den Heimweg bewältigen und auch noch arbeiten… Dafür gönne ich mir zuerst mal ein Radler, das ich den ganzen Weg mit hoch geschleppt hatte, und genieße nochmal den Ausblick in alle Richtungen.

Der Abstieg „ins finstere Tal“

Dann geht es abwärts: Zuerst die 10 Minuten bis zur Bergstation der Hochgratbahn, dann steil bergab für fast 1,5 Stunden auf dem Versorgungsweg vorbei am Staufner Haus (DAV-Hütte der Sektion Oberstaufen) und in vielen langgezogenen Kurven hinab bis zur Talstation und zum Parkplatz der Hochgratbahn.

Das Licht des Tages erlischt derweil hinter den umliegenden Bergen, während ich beim Abstieg zuerst ein paar Ostdeutsche Wanderer überhole, dann jedoch selbst von einer (Berg-)Läufergruppe überrannt werde ;-) Die letzte viertel Stunde lässt sich immer wieder durch geteerte Abschneider abkürzen, das lässt sich in der Nacht ohne Stirnlampe nur schwer erkennen, also Stirnlampe mitnehmen!

Zurück an der Hochgratbahn entdecke ich einen Automat mit gekühlten Getränken und Eis und lasse den Tag bei einem Radler im Auto ausklingen, bevor ich mich zur Nachtruhe bette…

Anfahrt: Vom Bodensee/Lindau/Friedrichshafen über die B308 nach Oberstaufen und dann rechts nach Steibis. Der Beschilderung in Richtung Hochgratbahn folgen. Von München über Kempten und Immunstadt nach Oberstaufen.

Einkehr: Staufner Haus (DAV-Hütte der Sektion Oberstaufen) unterhalb des Gipfels beim Abstieg, tagsüber auch Restaurant in der Bergstation der Hochgratbahn

Literatur/Karte: 
DAV-Karte Allgäuer Voralpen West, Nagelfluhkette, Hörnergruppe: Topographische Karte, mit Wegmarkierungen, Ski- und Schneeschuhrouten

Rother Bergverlag, Allgäu 3: Oberstaufen und Westallgäu. 48 Touren. mit GPS-Daten.

Verlängerung: Die Tour kann sowohl in Richtung „Auf dem Falken“/Hoher Häderich als auch als komplette Nagelfluh-Querung bis zum Riedbergerhorn verlängert werden. Dann kann man sich auch zwei bis drei Tage austoben…

Von Thomas

Schon von klein auf viel in den Bergen unterwegs sind Wandern, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und alles rund um die Berge meine Hobbies. Vater von zwei nicht mehr ganz so kleinen Bergfexen und sozusagen der „Chef“ von mehr-berge.de ;-)