Genau vor einem Jahr haben wir uns aufgemacht, um zu Fuß von Oberstdorf nach Meran zu laufen. Da wir für unsere Alpenquerung allesamt nur eine Woche Zeit hatten, wählten wir den kürzeste, aber auch bekanntesten und meistbegangenen Weg. Den E5 über die Kemptener Hütte ins Lechtal, über die Memminger Hütte ins Inntal, hinab ins Pitzal, über die Braunschweiger Hütte in Ötztal und die Martin-Busch-Hütte ins Schnalstal und hinab nach Meran.
Hier zeigen wir euch den E5 Oberstdorf-Meran in unseren Bildern. In unserem Blog findet Ihr auch noch Infos zu den Unterkünften und alternativen Wegen mit weniger belegten Unterkünften auf dem E5 und die Packliste für die Transalp E5 Oberstdorf-Meran.
Tag 1: Oberstdorf zur Kemptener Hütte
Mit dem Zug in Oberstdorf angekommen, verkürzen wir den Aufstieg zuerst mal erheblich, indem wir den Bus in die Spielmannsau nehmen. Von hier geht es durch den Sperrbachtobel hinauf zur Kemptener Hütte. 3,5 Stunden sind uns für den Einstieg genug.
Wer lieber die erste Nacht in einer Pension verbringen will, kann auch den Tag verlängern und in Bach oder Madam nächtigen. Wir bleiben derweil auf der gemütlichen Kemptener Hütte und ihren vielen Matratzenlagern über Nacht. Hier treffen sich E5-Einsteiger mit Tagestouristen und Wanderern, die den Heilbronner Höhenweg gehen, es ist viel los, die Hütte aber super organisiert.
Tag 2: Kemptener Hütte – Mädelejoch – Holzgau – Madau – Memminger Hütte
Am Morgen des zweiten Tages haben sich die Wolken gehoben und geben den Blick auf die umliegenden Hochalpen frei. Wir starten hinauf zum Mädelejoch und vorbei am Café Uta hinab nach Holzgau. Wir nehmen den Postbus nach Bach und steigen auf der Strasse hinauf nach Madam und bis zur Materialseilbahn der Memminger Hütte. Das spart rund 2 Stunden in der Mittagshitze, ist aber doch eher was für Fußlahme ;-)
Von weitem schon sieht man die schöne Spitze des Seekogels hinter dem sich die Memminger Hütte versteckt. Ein Aufstieg von rund 3,5 Stunden! Und das Nachmittag um drei… Wir kämpfen uns hinauf, über wunderschöne Hänge, vorbei an Wasserfällen bis auf die Hochfläche mit grasenden Pferden, an deren Rand die Memminger Hütte thront.
Oben angekommen beziehen wir unser Matratzenlager, das wir uns mit fast 30 Personen teilen. Um die Nacht heil zu überstehen, gibt’s zuerst mal ein paar alkoholische Getränke. Die Nacht verbringe ich eingequetscht zwischen meinen Mitwanderern und nach einem Erstickungsanfall am Fenster.
Tag 3: Durch’s Zammer Loch nach Zams
Die harte Nacht hat Spuren hinterlassen: Keiner hat so richtig gut geschlafen, dennoch geht es an den Sewiseen rund eine Stunde hinauf in die Seescharte, die nach einer kurzen Kraxelei den Blick ins Inntal freigibt.
Das folgende „Zammer Loch“ hat es dann in sich: es geht die nächsten fünf Stunden mal mehr mal weniger bergab bis nach Zamms. Durch breite Talbecken, geht es immer entlang dem Fluss -mit schöner Einkehrmöglichkeit- bevor sich der Weg verschmälert und schließlich als steiler Bergpfad hinab zum Inn führt. Man ist Zamms schon ganz nah, der Weg zieht sich jedoch oberhalb einer steilen Felswand noch rund eine Stunde entlang.
Wir bleiben nicht in Hamm über Nacht, sondern fahren mit der Bahn hinauf auf den Venet und bleiben in der modernen „Gipfelhütte“ über Nacht. Vorher genehmigen wir uns noch einen „Gute Nacht-Grappa“ mit genialer Aussicht hinunter nach Landeck.
Tag 4: Venetberg – Wenns – Mittelberg – Braunschweiger Hütte
Wir starten direkt dort, wo wir gestern geendet haben: Mitten am Berg. Der Weg zieht sich rund 45 Minuten den Berg hinauf bis zum Venetberg. Ein idealer Aussichtsberg – zurück ins Allgäu, ins Karwendel und nach vorne auf den Alpenhauptkamm. Über die Galfunalm geht es die nächsten drei teils steil Stunden hinab ins Pitztal.
Die anschließende Fahrt im überfüllten Bus mit stickiger Luft bis Mittelberg überstehen nicht alle unbeschadet. Ein Mitreisender wechselt im Sekundentakt die Gesichtsfarbe von Rot (leicht überhitzt) nach weiß (wo ist nur das ganze Blut hin?) zu grün (das ändert sich aber gleich wieder, nachdem das Grüne aus dem Kopf in einer Tüte verschwindet ;-)
In Mittelberg leert sich der Bus diesmal extrem schnell und auch wir machen uns auf zum Aufstieg hinauf in Richtung Braunschweiger Hütte. Wir wählen den aussichtsreichen Weg am Wasserfall entlang, der leider in einer Bausünde mündet. Die Gletscherbahnen haben hier eine Abfahrt vom Gletscher in ein Naturschutzgebiet gesprengt – ohne Baugenehmigung. Auf dieser steigen wir drei Serpentinen hinauf, bevor sich der Weg nach links anstrengend nochmals für 2 Stunden den Hang hinauf schlängelt.
Auf der Braunschweiger Hütte empfängt uns der Wirt recht freundlich, weist uns sein bestes Lager zu und wir lassen den Abend gemütlich bei selbstgespielter Gitarrenmusik ausklingen (bis der nicht mehr so freundliche Wirt die Gitarre lieber wieder wegsperrt).
Tag 5: Braunschweiger Hütte – Pitztaler Jöchl – Vent – Martin-Busch-Hütte
Nach dem Frühstück auf der Braunschweiger Hütte geht es zuerst einmal wieder bergauf zum höchsten Punkt unserer Fernwanderung: Dem Pitztaler Jöchl mit 2.996m. Wer also auf der Seite noch etwas hinaufsteigt, macht hier doch noch die 3.000 Meter komplett.
Ab dem Joch geht es auf dem Gletscher hinab zum Parkplatz der Söldner Gletscherbahnen. Hier trennt sich der Weg: Die einen nehmen den klassischen, längeren Weg hinab nach Sölden um weiter über das Timmelsjoch nach Meran zu gelangen. Wir nehmen den Bus durch den Tunnel und stiegen die nächsten 3 Stunden auf dem Panoramaweg hinab hinab in das kleine Örtchen Vent mit seinen Hotels – immer den Similaun und auch den Aufstieg des restlichen Tages im Blick.
Nach einer kurzen Brotzeit in Vent machen wir uns auf: Es geht drei Stunden stetig bergaufhinauf zur Martin-Busch-Hütte. Diese ist wie so ziemlich jedes Wochenende komplett überfüllt und auch kein Platz im Notlager in Sicht. Wir entschließen uns zu warten und mit ein paar Bieren zu entspannen. Kurz vor der Nachtruhe ergibt sich dann doch noch etwas Überraschendes: Betten im Bettenlager. Es geht in eine gemütliche Nacht (während doch rund 20 Leute im Notlager nächtigen).
Tag 6: Martin-Busch-Hütte – Ötzi-Fundstelle – Similiaun-Hütte – Vernagt – Meran
Am sechsten Tag starten wir nach der Nacht im Bettenlager ausgeruht in die letzte Etappe. Nach wenigen hundert Metern teilt sich unsere Truppe: Die eine Gruppe geht direkt zur Similaun-Hütte, währen wir zu zweit zur Ötzi-Fundstelle queren. Hier geht es steil und über Geröll und größtenteils über Schneefelder hinauf. An der Fundstelle kurze Fotopause ;-) Dann geht’s auch für uns weiter zur Similaun-Hütte und dann in einer Stunde Abschluss-„Berglauf“ hinunter zum Vernagt-Stausee. Beinahe hätten wir die anderen auf dem Weg nach unten noch aufgeholt. So hatten die wenigstens die Möglichkeit, im Tijsenhof schon man Schüttelbrot und Wein zu bestellen…
An der Bushaltestelle treffen wir dann die Mannschaft der letzten Tage wieder und fahren mit rund 20 Mann hinunter nach Meran. Hier wird das schon fast tropisch feuchte Wetter bei Wein & Cocktails genutzt und die Transalp gebührend gefeiert ;-)
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