Viele Klettersteig liegen schon unter dem ersten Schnee oder schließen ab November ihre Pforten, die Seile werden teilweise abgebaut und die Begehung damit unmöglich gemacht.
Wir haben das gute Wetter vorletzte Woche noch genutzt und sind über den Salewa Klettersteig von Oberjoch dem Iseler auf’s Dach gestiegen.
Info:
Der Klettersteig heißt sei 2021 „Edelrid Klettersteig“ und wurde im Juli/August 2021 generalsaniert: Auf einer Länge von 1.100 Metern wurden neue Stahlseile gespannt und 700 Stahlklemmen verbaut. Die insgesamt 2.400 Meter lange Klettersteig-Route (Schwierigkeitsgraden B und C) ist nun wieder freigegeben und durchgängig begehbar.
Nach unserer Tour vom Giebelhaus über das Prinz-Luitpolt-Haus zum Schrecksee am Tag vorher, waren wir auf der Suche nach einer etwas kürzeren Tour und der Aufstieg auf den Isler ist mit rund 700 Höhenmetern doch etwas moderater.
Wir starten die Tour früh um 8 Uhr an der Iselerbahn, die sich schon in den Winterschlaf begeben hat und folgen der Piste bergauf bis zur Gund-Alpe. Ab hier wird der Weg schmäler und zieht sich teils auf der Piste, teils durch den Wald bis zur Bergstation der Iselerbahn. Wir sind früh gestartet und es ist praktisch noch niemand unterwegs, ein Vorteil der nicht fahrenden Bahn. Der Wiedhaglift startet glücklicherweise erst um 9:15 in den Betrieb und da stehen wir schon am Einstieg des Klettersteigs.
Salewa Edelrid Klettersteig auf den Iseler
Wir legen den Gurt und das Klettersteigset an, packen unseren Kopf in den Helm und nehmen die ersten paar Meter am Einstieg am Seil hinab. Mittlerweile kommen hinter uns schon die ersten Verfolger, vor uns ist im Moment keiner zu sehen. Meine Kletterbegleitung ist heute das erste Mal im „richtigen“ Klettersteig unterwegs und wird gleich komplett gefordert:
Über mehrere kleinere Steilstufen geht es am Seil hinauf, zwischendurch immer wieder kürzere Querungen überwindend. Klappt alles wunderbar, nur der Fels ist teilweise etwas bröselig. So bröselig, dass zwischendrin sogar ein Besen zu finden ist.
Die Schlüsselstelle im Steig ist die sogenannte „Bergführerplatte“: Ein kurzer Überhang, der überklettert werden muss. Vor uns bildet sich ein kleiner Stau von drei Personen. An der Bergführerplatte „hängt“ gerade eine junge Frau und zittert am ganzen Körper. Nach ein paar Minuten steht sie wieder neben uns, verschnauft und lässt uns vorbei. Die zwei Klettersteiggeher vor uns zeigen uns ganz locker, wie man am besten über die Stelle kommt. Wichtig ist vor Allem immer rechtzeitig die Karabiner des Klettersteigsets umzuklicken. Genügend künstliche Tritte sind eigentlich vorhanden.
Nach der Schlüsselstelle geht es noch auf eine kurze Querung bergauf und schon steht man auf dem Iseler. Nach 1,5 Stunden am Seil und mit ständigem Blick auf Fels und Seil öffnet sich ein grandioses Panorama auf die Allgäuer Hochalpen, hinüber zu unserem nächsten Ziel, dem Kühgundkopf, zum Hochvogel, Krottenkopf, zum Großen Daumen, Hohen Ofen, Riedberger Horn, Hochgrat…
Natürlich ist man hier nicht mehr allein… von der Bahn ist es nicht einmal eine Stunde Aufstieg auf den Isleler und dementsprechend viel Verkehr herrscht hier oben. Eine schöne Tour für die ganze Familien.
Derweil ist auch die junge Dame aus dem Klettersteig hinter uns aufgetaucht, hat die Schwierigkeit hinter sich gelassen und jetzt auch ein Strahlen auf dem Gesicht. Die Anstrengung durch das Panorama schon wieder aus dem Gedächtnis gestrichen und von Stolz über das Geschaffte erfüllt.
Gratwanderung über den Kühgundkopf
Wir machen uns derweil auf den Weg hinüber zum Kühgundkopf. Der zweite und dritte Teil des Klettersteigs würden auch (leichter als der erste Teil) auf diesen führen, wir bevorzugen aber den Wanderweg. Dieser zieht zuerst steil in die Scharte zwischen Iseler und Kühgundkopf hinab und dann sanft entlang des Grates hinüber zur Kühgundspitze.
Ab hier wird der Grat immer schmäler und zieht sich über einen Kilometer immer bergab nach Norden. Hinter dem Sorgschrofen öffnet sich der Ausblick ins heute nebelig verhangene Voralpenland, nach Osten hinüber zur Roten Früh und bis zur Zugspitze.
Am Ende des Grates stossen wir auf den Schmugglerweg, der uns in einer halben Stunde hinüber zur Wiedhagalpe bringt. Zeit für eine kurze Pause, zwei, drei Radler bevor es die letzten Meter hinab zurück zum Parkplatz geht…
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Mit Kindern: Der Schmugglersteig
Ohne die Klettersteigeinlage eine schöne Tour mit größeren Kindern. Benötigen die Kindern etwas mehr Animation, nimmt den Schmugglersteig zwischen Wiedhagbahn und Wannenjochbahn. Wer sich unterwegs einiges an Wissen über das Schmuggeln aneignet und einige Fragen beantwortet, bekommt an der Wannenjochbahn den „Schmugglerpass“. Zurück nach Oberjoch geht es dann mit dem Wanderbus.
Infos
Karte:
Anfahrt:
Über die A7 in Richtung Sonthofen, nach Bad Hinterlang und Oberjoch. Parken am Parkplatz an der Iselerbahn. Alternativ an der Wiedhagbahn, wenn man diese zum Aufstieg nutzen möchte (spart ca. 45 Minuten Aufstieg).
Zustieg:
Zunächst von der Talstation (1120m) auf beschildertem Weg in 1:15 Std. bis zur Bergstation (1560m). Von der Bergstation ca. 15 Minuten auf dem Normalweg in Richtung Iselergipfel. Vom EInstiegsschild in wenigen Minuten zum eigentlichen Einstieg und Anseilplatz.
Klettersteig:
Der Salewa Klettersteig folgt über 780 Meter und 160 Höhenmeter immer der durchgehenden Seilsicherung: Zuerst einige Meter abwärts, dann querend, anschließend eine Steilstufe aufwärts, um dann wieder zu queren. Diagonal von rechts nach links im Wechsel mit Steilstufen und Querungen zum Gipfel (1876m). Schlüsselstellen im mittleren und Endteil.
Wintersperre zwischen 23.10. und 01.06.!
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