Der höchste Gipfel Korsikas: Der Monte Cinto

Korsikas höchster Gipfel, der Monte Cinto, bietet einen genialen Rundumblick, den man sich allerdings erst einmal hart erkämpfen muss: 10 Stunden, 20 Kilometer und 1700 Höhenmeter fordern Ihren Tribut…

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Es ist sechs Uhr früh und während meine Familie weiterschläft, schiebe ich die Tür unseres Wohnmobils auf und höre draussen auf dem Weg schon erste Stimmen im Finstern. Während sich mein Kollege noch aus dem Zelt stielt, schüre ich schon mal meine Schuhe und gehe in Gedanken schon mal den Plan für heute durch: Wir wollen auf den Monte Cintu (oder Cinto, wenn man’s lieber Französisch will), mit 2.706 Metern der Höchste Berg Korsikas. Von Lozzi aus übertrohnen der felsige Monte Cintu und sein Nachbargipfel, der „Capu a u Verdatu“ imposant das Tal und scheinen eigentlich ganz nah.

Der Reiseführer sagt achteinhalb Stunden (natürlich ohne Pausen), der korsische Inhaber des Campingplatzes in Lozzi zu Füßen des Cintu kündigt „Fünf Stunden Aufstieg und fünf Stunden Abstieg an“. Ob wir einen Jeep oder ein geländegängiges Motorrad hätten, fragt er auch gleich noch. Denn dann könnte man die ersten vier Kilometer hinauf abkürzen. Nein, einen Jeep haben wir nicht dabei, ein Motorrad auch nicht… also doch laufen und eine Stunde früher aufstehen… Zuerst müssen wir allerdings den Ausgang des Campingplatzes finden, um auf die staubigen Piste zu starten.

Während sich die ersten Sonnenstrahlen über die Berge hinter uns kämpfen, gehen wir die ersten 300 Meter auf der staubigen Piste bis nach links der Weg in Richtung Ercu-Hütte abbiegt und die langgezogenen Kurven durch die Korsika-Typische Macchia-Bewucherung abkürzt. Nun rächt sich unser zu hohes Tempo: Wir holen eine Gruppe tschechischer Bergsteiger ein, die uns letztendlich bis zum Gipfel begleiten werden. Wir mischen uns dazwischen und es geht in hohem Tempo hinauf, immer wieder die Piste querend und teils auf dieser hinauf. Nach rund einer Stunde folgt man dann komplett der Piste bis zur Ruine der ehemaligen Bar „L’Astrastradella“. Von hier geht es noch rund 15 Minuten hinauf, bevor dann es dann in Richtung Ercu-Hütte etwas bergab geht.

Die Ercu-Hütte ist in der Saison (Juni/Juli) bewartet und sonst abgeschlossen. Frisches Wasser gibt es aber auch außerhalb der Saison. Gegen Nachmittag wird das Wasser durch die schwarzen Leitungen recht warm… also lieber früh morgens das Wasser zapfen, wenn’s noch kalt ist.

Von der Hütte geht es geradeaus in Richtung des breiten Geröllbandes vor uns, dem deutlichen Pfad folgend. Nun geht es langsam und steil hinauf, immer in Serpentinen durch den felsigen Pfade hinauf bis auf rund 2.100 Meter. Ab hier geht es immer wieder um nach links um die Felsen herum, durch Rinnen und Verschneidungen und über Blöcke hinauf. Steinmänner weisen über den kompletten Aufstieg den Weg, gelbe Markierungen tun den Rest.

Nach rund viereinhalb Stunden Aufstieg vereinigt sich der Weg mit dem Zustieg, der von Haut Asco heraufzieht. Der Weg ist der bekanntere Anstieg, da er von vielen GR20-Wanderern genutzt wird, die während der hochalpinen Durchquerung der Insel den Cintu als zusätzliches Ziel mit aufnehmen. Während von Lozzi auf unserem Aufstieg an dem Tag rund 30-40 Personen den Aufstieg meistern, steigen an unserem sonnigen Tag Mitte August mindestens 100 Personen von Haut Asco zum Cinto auf.

Das letzte Stück geht nochmal auf griffigem Fels steil bergauf in Richtung Gipfel, bevor man das kleine Plateau unterhalb des Gipfels erreicht. Anscheinend ein beliebter Platz zum Biwakieren (mit Steinen umrundete Zeltplätze), obwohl das Zelten hier in Mitten des Nationalparks eigentlich verboten ist… aber ich vermute mal, dass sich hier des Nachtens kein Parkwächter blicken lässt ;-)

Am Gipfel mit seinem Holzkreuz bietet sich ein genialer Rundumblick in Richtung Westen nach Aleria, den Fango und die Küste, Haut Asco mit dem Verlauf des GR20, das Kap Corse im Norden und in die Berge im Süden.

Wir machen kurz Brotzeit und ein kurzes Nickerchen in der Sonne, bevor wir uns wieder an den Abstieg machen.

Der Grund für den langen Abstieg liegt darin, dass man die oberen 400 Höhenmeter praktisch wieder über die Felsblöcke abklettern muss. Ein schnelles Absteigen gibt es hier nicht. Der Abstieg auf der lockeren Geröll-Piste hinunter bis zur Ercu-Hütte ist dann auch recht kräftezehrend, da man viel loses Geröll „umtänzeln“ muss, ohne dass man wirklich im Schotter abfahren kann.

Nach rund acht Stunden sind wir wieder zurück an der Ercu-Hütte und füllen unsere Wasservorräte. Drei Liter pro Person waren heute einfach zu wenig. Bei rund 30 Grad, die uns dank dem ständigen leichten Wind gar nicht so heiß vorgekommen sind…

Von der Ercu-Hütte geht es dann nochmal ein paar Meter hinauf und dann auf der Schotterpiste und den Abkürzungen von heute früh nochmal eine Stunde hinab. Allerdings kommt mir der Aufstiegsweg, den es jetzt bergab geht, in meiner Erinnerung doch etwas romantischer vor. Was ein bisschen Licht und 10 Stunden laufen so alles verändern kann ;-)

Nach 10 Stunden haben wir es endlich geschafft und kürzen den Weg zum Wohnmobil und Zelt noch kurz über den Campingplatz-Zaun ab. Nicht ohne danke des Stacheldrahtzauns doch noch ein paar Blessuren mitzunehmen ;-)

Geschafft… wir machen uns ein kühles „Pietra“ (leckeres, korisches Bier aus Kastanien) auf uns lassen den Tag auf unseren Campingstühlen Revue passieren …und lassen uns derweil die Sonne auf den Bauch scheinen. Das haben wir uns nach 20 Kilometer Strecke und 1.700 Höhenmetern verdient ;-)

Karte

Kürzere Alternativen mit der Familie:

Der Aufstieg auf den Monte Cinto ist meiner Meinung nach nichts für Kinder. Bis zur Ercu-Hütte ist es allerdings kein Problem.

Für eine schöne Tour mit Kindern folgt man von der Ercu-Hütte links den Pfaden hinauf zum Lac du Cinto – dem Cinto-See. In anderthalb Stunden (ab der Ercu-Hütte) hat man sich einen schönen Ausblick auf den Cintu und hinunter ins Tal erlaufen und kann unterwegs auch in den Gumpen baden.

Auch schön ist der Weg unterhalb der Camping-Plätze hinunter zu den Badegumpen an der alten Brücke. Mit Kindern braucht man eine knappe halbe Stunde hinunter und das gleich wieder hinauf.

Literatur:

Die Tour zum Monte Cinto, sowie viele weitere Touren in Korsika finden sich im Reiseführer Korsika. Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen. 77 Touren mit GPS-Daten aus dem Bergverlag Rother.

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Korsika bietet sich als ideales Ziel für Wanderer und wandernde Familien an. Familien finden auch in den Bergen genügend Möglichkeiten zum Baden in wundervollen Flüssen und Gumpen. Unsere Lieblingsstellplätze mit dem Wohnmobil findet Ihr übrigens hier

Ausdauernde und erfahrene Wanderern bietet der GR20 eine 14-tägige Wanderung über den Hauptkamm der Insel. Wir waren auf dem GR20 sechs Tage von Calvin nach Corte unterwegs, dazu gibt’s bei uns eine Tourenbeschreibung, sachdienliche Hinweise und eine Packliste.

Von Thomas

Schon von klein auf viel in den Bergen unterwegs sind Wandern, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und alles rund um die Berge meine Hobbies. Vater von zwei nicht mehr ganz so kleinen Bergfexen und sozusagen der „Chef“ von mehr-berge.de ;-)