Von Hinterbrand über die Königsbachalm zum Carl-von-Stahlhaus
Für unseren spätwinterlichen Aufstieg gibt es zwei Optionen: Vom Parkplatz Hinterbrand entlang der im Saisonende verweilenden Piste steil hinauf zum Jenner und von diesem zum Stahlhaus.
Oder unsere Präferenz: Die Piste zur Mittelstation querend und unterhalb des Hugo-Beck-Haus in Richtung Königsbachalmen. Von dort auf dem Wirtschaftsweg um den Jenner herum vorbei am Schneibsteinhaus, das sich aktuell im Winterschlaf befindet, hinauf zum Stahlhaus am Torrener Jöchl.
Wer den Jenner mit nimmt, konkurriert hier mit den Touristen, die den Gipfel teils in Stumpfhosen und teilweise recht un-alpinem Schuhwerk die wenigen Meter hinauf zum Gipfel begeben. Allerdings hat man bis zum Stahlhaus dann schon mal das erste Gipfelkreuz „abgehakt“ (wer’s braucht ;-).
Bei uns präsentiert sich der Weg ab nun 1.400 Höhenmeter im Schnee. Auf dem Trittschnee sinken wir aber nicht allzu ein und behalten so bis zu Hafnerkaser-Alm den Schneeschuhe am Rücken. Hier legen wir die Schneeschuhe an und machen uns an den restlichen Aufstieg. Spannend: Am Stahlhaus öffnet sich der Ausblick ins Salzburger Land und hinüber ins Tennengebirge.
Mit Schneeschuhen auf den Schneibstein
Nachdem wir am Schneibsteinhaus ein bisschen Gepäck (Wechselkamotten, etc.) abgeladen haben, geht es in Richtung Schneibstein.
Im Hintergrund hüllt sich der Watzmann schon in dicke Schnee- und Regenwolken. Nachdem bei uns aber noch die Sonne scheint, versuchen wir uns noch am Aufstieg.
Im Winter ist dabei vor Allem die erste Steilstufe der Knackpunkt. Nach einem kurzen gemütlichen Zustieg geht es in Serpentinen die Latschen entlang. Gerade mit Schneeschuhen sind die vielen Querungen nicht allzu schön zu gehen und man sollte bei jedem Schritt prüfen, ob man gut steht und Halt gefunden hat.
Nach der ersten Steilstufe geht es etwas zahmer vorwärts – bis die nächste steile Route folgt. Bei unserem Begehungsversuch halten wir uns zu weit links, queren eine Wechte und folgen Spuren in die falsche Richtung nach links anstatt nach oben.
Nach einer weiterer anstrengenden Querung im tiefen Schnee durch eine Mulde rauchen unsere Eneergiereserven nur so auf. Auf rund 2.100 Metern ist für uns heute Schluss. Das schlechte Wetter kriecht mehr und mehr in unsere Richtung. Wir machen also lieber noch kurz Brotzeit als und die letzten 150 Höhenmeter noch hinaufzukriechen, nur um dann im Schneesturm den Weg zurück finden zu müssen.
Zum Glück ist der Abstieg mit Schneeschuhen weniger anstrengend als der Aufstieg und so stehen wir nach eine halben Stunde teils wunderbar fluffigen Schneewanderns fast vor der Hütte. Nur sehen wir von der Hütte wenig, ist sie doch vor uns im Schneesturm verschwunden. Natürlich finden wir den kurzen Weg noch, melden uns kurz an und packen unsere sieben Sachen im Lager aus – und genießen dann einen richtig gemütlichen Hüttenabend mit den wenigen Gästen, die sich beim vorhergesagten Schlechtwetter auf die Hütte getraut haben.
Hüttengipfel am Stahlhaus: Der Pfaffenkegel
Am nächsten Morgen stehen wir statt im vorhergesagten Regen und Schnee wieder in der Sonne. Also noch ein Versuch am Schneibstein? Das Herz sagt ja, die Füße sagen erkältungsbedingt nach einer eiskalten Nacht im unbeheizten Lager heute: Nein.
Aber ein kleiner Gipfel sollte doch noch drin sein?
Zum Glück wirbt die Johanna vom Stahlhaus heute herzlich für den kleinen Hüttengipfel den Pfaffenkegel, den sie freundlicherweise auch gleich schon angespurt hat. So stehen wir rund 20 Minuten später auch schon vor dem kleinen Gipfel. Nur: Der Gipfel ist schon belegt. Eine Gams sitzt ganz frech etwas unterhalb des Gipfelkreuzes und beäugt uns mehr belustigt, denn beängstigt. Als wir uns weiter nähern, ist sie mit zwei, drei kleinen Hopsern auch schon in den Latschen in Richtung Jenner verschwunden.
Wir umrunden den kleinen Gipfel und steigen an der Seilversicherung die paar Meter hinauf zum Gipfelkreuz. Grödel sind heute hier definitiv von Vorteil – und bieten Sicherheit beim Antritt und auch ein besseres Gefühl.
Für den Abstieg zurück zur Hütte und auch ins Tal nutzen wir den Aufstiegsweg. Und gehen somit auch den Touristen am Jenner etwas aus dem Weg.
Toureninfos: Carl-von-Stahlhaus, Schneibstein & Pfaffenkegel im Berchtesgadener Land
Tour
19 km, 8,5 h, 1.375 Hm für die gesamte Tour inkl. Schneibstein & Pfaffenkegel
Kartenübersicht
Anfahrt/Parken
Mit Bus & Bahn: Der Bahnhof Berchtesgaden hat sehr gute Anbindung über den InterCity-Zug „Königssee“ von Hamburg via Hannover-Würzburg-München-Berchtesgaden. Mit Umstieg in Freilassing verkehrt außerdem der InterCity oder EuroCity von Frankfurt nach Salzburg via Heidelberg-Stuttgart-München. Zusätzlich fahren Regionalbahnen auf der Strecke Berchtesgaden-München mit Umstieg in Freilassing. Von Freilassing nach Berchtesgaden ist die Berchtesgadener Land Bahn (BLB) ein Einsatz.
In Berchtesgaden mit dem Bus nach Königssee. Von hier zu Fuß oder mit der Jennerbahn zur Mittel- oder Bergstation.
Mit dem Auto: Über die Autobahn A 8 München-Salzburg (Ausfahrt: Bad Reichenhall), aus Österreich über die A10 Salzburg-Villach oder über die A1 Salzburg – Wien. In Berchtesgaden zum Wanderparkplatz Hinterbrand (steil und eng!) oder zum Großparkplatz am Königssee. Von hier zu Fuß oder mit der Jennerbahn zur Mittel- oder Bergstation.
Einkehr und Übernachtung
Carl-von-Stahlhaus am Torrener Joch.
Weitere Infos
Weitere Infos zur Tour auf den Schneibstein und zur “Kleinen Reibn” als Skitour findet ihr im Detail auf alpin.de.
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