Münchner Hausberge: Bin mal schnell am Wendelstein …

Beliebt, belaufen und befahren – wenn man auf den Wendelstein wandert, erwartet man natürlich viele Besucher. Aber immer mit dieser Erwartung im Hinterkopf wird es dann gar nicht so schlimm mit den Menschentrauben. Denn es gibt ja auch genug Wege drumherum.

Veröffentlicht am Kategorisiert in Berge, Frühjahr, Herbst, Sommer, Wandern

Beliebt, belaufen und befahren – wenn man auf den Wendelstein wandert, erwartet man natürlich viele Besucher. Aber immer mit dieser Erwartung im Hinterkopf wird es dann gar nicht so schlimm mit den Menschentrauben. Denn es gibt ja auch genug Wege drumherum.

Wohin soll es heute gehen? Wo ist das Wetter noch schön? Das DAV-Wetter meldet die Wendelsteinregion als einzig durchgängig sonnige Region, beim Rest regnet es angeblich. Na gut, dann ist es wohl soweit, der exponierte Berg im Mangfallgebirge fehlt schließlich noch in der eigenen Wandergeschichte. Los geht es in Osterhofen, von dort aus kann man das Ziel am Bahnhof bereits begutachten. Die Schilder weisen den Weg – 3,5 Stunden soll die Wanderung zum Gipfel dauern. Noch im Ort geht es auf einer Teerstraße steil nach oben, dann betritt man bereits Wiesengelände. Nach einigen Kehren steht man vor ein paar Lamas, die man passieren muss. Ist diese Hürde genommen, geht es weiter über viele Lichtungen nach oben. Dort werden bereits viele freie Blicke auf das Bergpanorama ringsum möglich. Den Aufstieg sollte man im Hochsommer eher sehr früh am morgen in Angriff nehmen, denn auch im Herbst wird man hier noch ordentlich schwitzen. An mehreren Almen vorbei kommt man dem Bergmassiv und vor allem der „Wendelstein-Wand“ immer näher.

Auf dem immer recht einfach zu erklimmenden Steig sind nun immer mehr Wanderer anzutreffen, aber es hält sich nach wie vor in Grenzen, sodass man gut in seinem Tempo bleiben kann. Der Ausblick wird immer beeindruckender, die schneebedeckten Gipfel der Alpen ragen aus dem Bergpanorama heraus. Auf den letzten Metern bis zur Bergstation kreuzen sich einige Wege, weshalb nun auch immer mehr Wanderer aufeinandertreffen. Der deutlich gesicherte und mit Holztreppen ausgebaute Steig ist nun zwar steil, aber nach wie vor nicht sehr schwer. An der Bergstation angekommen warten bereits die vielen Wendelsteinbesucher, die mit Zahnradbahn und Bergbahn nach oben gekommen sind – auch sie genießen den Ausblick bei fast klarem Wetter. Die Kirche und Höhle wie auch den überfüllten Ausschank links liegen lassend, geht man gleich weiter auf den Gipfel. Hier muss man sich wohl oder übel in die Schlange einreihen, denn das Geländer lässt kaum ein Überholen zu. Aber so kann man auch mal mehr die Aussicht beim letzten 15-minütigen Aufstieg genießen.

Auf den 1838 Metern angekommen wartet ein großartiges Bergpanorama mit Rundumsicht. Für die  geübten Wanderer ist dieser Ausblick in zwei Stunden zu erreichen – wenn man sich nicht ganz so beeilt, wohl auch gut in 2 Stunden und 45 Minuten. Zwar teilt man sich die Aussichtsplattform natürlich mit vielen anderen, aber bei der Sicht wird das schnell ausgeblendet, auf dem Wendelstein gehört das wohl einfach dazu. Das Gipfelkreuz geht bei den vielen Bauten drumherum übrigens ziemlich unter. Aber es fühlt sich trotz Ausblick auch nicht ganz so wie ein „echter“ Gipfel an.

Zurück geht es dann über den Panoramaweg, der nach zwei Kehrungen am Geländerweg abwärts rechts weg geht. Hier geht es an einigen Stellen wieder steiler nach unten, diese sind jedoch durch Teer einfach zu gehen und für nicht erfahrene Wanderer abgesichert. Der Panoramaweg schlängelt sich an der Nordseite des Wendelsteins entlang und gibt Blicke sowohl auf die Strecke der Zahnradbahn als auch auf das Chiemgau frei. Bevor der Weg wieder zurück zur Bergstation mündet, biegt man links Richtung Reindler-Alm und Aiblinger Hütte ab. Der Weg führt unter den Gleisen der Zahnradbahn hinab und mündet in einen Geologischen Lehrpfad. Hier verlässt man sehr schnell wieder den Trubel des Wendelsteins und überquert einige kleine Kare. Der Weg ist recht abwechslungsreich und führt weiter zu einer Kreuzung, bei der man wieder auf den Wendelstein könnte oder aber den Weg Richtung Aiblinger Hütte und Birkenstein einschlägt. Letztere Abzweigung führt durch schöne Waldstücke und geht kurz noch einmal bergan. Schließlich kommt man an einigen Almen vorbei (sollte eine der kleineren Almen offen haben, unbedingt vorbeischauen, man hat dort sehr bayerische und auch gastfreundliche Erlebnisse in völligem Kontrast zu den Touristen am Wendelstein) – dort kann man sich stärken und die Wanderidylle genießen, wenn man den Ausschank am Wendelstein ausgelassen hat.

Der Weg führt dann weiter Richtung Breitenstein. Wenn man noch Energie hat und schon früh unterwegs war, kann man den Gipfel (1575 m) gut mitnehmen, er ist mit nur 50 Minuten gut machbar und bietet einen schönen Blick auf den Wendelstein. Auch der Schweinsberg (1511 m) ist von hier aus zu erreichen. Ab der Kreuzung zum Breitenstein führt ein relativ breiter und teils steiler Weg nach unten – der Weg selbst ist zwar nicht abwechslungsreich, aber sehr leicht zu gehen. Hier kommt man an der Kessel-Alm vorbei (diese ist wieder bewirtschaftet und verspricht guten Kaiserschmarrn) und läuft auf der Rodelbahn ins Tal. In Birkenstein führt dann ein schöner, 30-minütiger Weg an Kuhweiden vorbei zum Bahnhof in Geitau, begleitet wird das letzte Stück von den Ausblicken auf den Wendelstein.

Mit dem sehr abwechslungsreichen Abstieg ist die Tour auf den Wendelstein wirklich sehr lohnenswert. Auch wenn manchen die Aussicht auf die vielen Menschen am Gipfel trüben mag: Spätestens unterhalb des Wendelsteinmassivs ist man zurück in der üblichen Wanderidylle.

Karte: Tegernsee – Schliersee – Wendelstein: Wanderkarte mit Aktiv Guide, Radwegen, Skitouren und Loipen. GPS-genau. 1:50000 (KOMPASS-Wanderkarten)

Anfahrt: Mit der BOB nach Osterhofen, Rückfahrt von Geitau

Einkehr: Auf dem Wendelstein, Aiblinger Hütte (Samstag und Sonntag geöffnet), Koth-Alm

Von Stefanie Singer

Bergwandern hab ich in der Schule für mich entdeckt: Mit dem Schullandheim in Berchtesgaden und dann bei der Abifahrt auf dem Sentiero della Pace (Friedensweg). Von Konstanz aus war ich in den Schweizer Bergen unterwegs und ein Freund hat meine Liebe zu den östlichen Gebirgen geweckt: Hohe und Niedrige Tatra, Beskiden etc. Ansonsten fahr ich zum Wandern gern nach Norwegen, Irland und Schottland. An den Wochenenden genieß ich, was die Alpen in Deutschland, Österreich und Südtirol zu bieten haben.