Der „Kini“, also der bayerische König Ludwig II hat in Bayern seine Spuren hinterlassen wie kein zweiter: Schloss Neuschwanstein, Herrenchiemsee, Schloss Linderhof, das Schachenschlösschen…
Trotz der leicht wahnsinnigen Züge, eigentlich war er ein genialer, wenn auch verkannnter Touristiker: An Orten mit einmaliger Aussicht hat er sich recht exklusive Häuschen bauen lassen und dafür gesorgt, dass unzählige ausländische Touristen Bayern dem hohen Norden vorziehen.
Auch auf Bergtour in den bayerischen Alpen trifft man immer wieder auf den Kini. Hier unsere drei liebsten Wanderungen auf Spuren des Märchenkönigs:
Zum Schachenhaus von Garmisch-Partenkirchen
Das Schachenschlösschen oberhalb von Garmisch-Partenkirchen ist wie die meisten Schlösser König Ludwigs ein Unikum: Der Holzbau inmitten des Hochgebirges beinhaltet auf fast 2.000 Meter Seehöhe im Obergeschoss einen osmanischen Badetempel, von der genialen Aussicht auf Garmisch und das umliegende Oberland, ins Karwendel und hinüber zur Zugspitze ganz zu schweigen.
Leider führt auch ein recht einfach zu befahrender/zu begehender Fahrweg von Schloss Ellmau hinauf zum Schachen, die schönste Route für uns führt jedoch über das Oberreintal. Hierfür parkt man in Garmisch an der Skisprungschanze und folgt dem Weg durch die Partnachklamm und weiter in Richtung Knorrhütte. Anstatt in Richtung Zugspitze geht es für uns nach wenigen Kilometern steil in Serpentinen hinauf ins Oberreintal und fast bis zur gleichnamigen Selbstversorgerhütte.
Seilversichert schlängelt sich hier ein Weg unterhalb idealer Klettergebiete hinauf auf den Schachen und zu seinem kleinen Aussichtspavillon mit wunderbarem Ausblick auf die Zugspitze.
Nach Besichtigung des Schachenschlösschens und Einkehr im Schachenhaus nebenan geht es für uns über den Kälbersteig wieder hinab zur Partnachklamm. Aufgrund der Höhenmeter, Länge der Tour, Seilversicherungen und des doch etwas rabiaten Abstiegs über den Kälbersteig eine fordernde Tageswanderung und keine Familientour. Wer die Tour noch verlängern will, steigt vom Schachenhaus hinauf zur Meilerhütte. Eine schöne Überschreitung im Wetterstein wird’s, wenn man von er Meilerhütte dann nach über das Bergleintal oder den Söllerpass nach Leutasch absteigt.
2. Zum Soiernhaus von Krün
Auch das Karwendel wurde von König Ludwigs Fantasien nicht verschont, für einen Aussichtspavillion wurde hier kurzerhand der Gipfel der Schöttelkarspitze gesprengt und eingeebnet. Von hier hat man dennoch einen wunderbaren Ausblick in Richtung Wetterstein, Zugspitze, hinunter auf den Walchensee und zum Sylvensteinspeicher. Vom Pavillon ist aber außer ein paar Beton-Fundamenten leider nichts mehr übrig geblieben.
Die Wanderung hinauf beginnt man in Krün und steigt nach der Isar-Brücke direkt steil hinauf über den Schwarzkopf zum Seinskopf. Von hier öffnet sich der Blick auf den steilen und felsigen Weg hinüber zur Schöttelkarspitze. Ab hier sollte man trittsicher und schwindelfrei sein. Nun gilt es aber zuerst einmal durchzuschnnaufen und die Aussicht zu genießen. Schließlich hat man schon rund 4 Stunden Aufstieg in den Beinen.
In rund 20 Minuten ist man dann unten beim Soiernhaus. Bei unserem Besuch passt hier alles perfekt zusammen: Geniales Wetter mit blauem Himmel, leckeres Bier und eine super Brotzeit und nebenan die Damen und Herren von der „Musik Krün“, die mit Tuba, Trompeten und Klarinetten aufspielen. Aus der geplanten halben Stunde Pause werden so dann doch gleich mal zwei :-)
Kein Wunder, dass es auch dem Ludwig hier gefallen hat. Ob man sich dann wie er des nachtens mit einem Schwanenboot im Schein der Fackeln und untermalt durch Wagner über den Soiernsee paddeln lassen muss… naja, ich eher nicht…
Bergab hat man dann die Qual der Wahl: Entweder über den teilweise seilversicherten Lakaiensteig oder über den einfache Versorgungsweg hinab. Rund drei Stunden zieht sich der Abstieg dann ab der Hütte doch noch bis hinunter zurück zum Parkplatz.
Soiernhaus, Schöttelkarspitze und Soiernspitze sind auch beliebte Bike & Hike-Touren. Da man sich dann den langen Hatsch hinunter ins Tal spart.
3. Schloss Neuschwanstein über den Tegelberg
Während der kurze Aufstieg von Hohenschwangau auf das Schloss Neuschwanstein einer Völkerwanderung gleicht, ist die Annäherung an das berühmteste Bauwerk Deutschland über den Tegelberg eine durchwegs andere: Mit der Familie schwebt man mit der Tegelbergbahn ruhig hinauf und kann schon erste Blicke auf das Schloss und den dahinter liegenden See werfen. (Sportlichere erklimmen den Tegelberg vom Tal aus in rund zwei Stunden).
Nach einem kurzen Intermezzo mit der Besteigung des Branderschrofen (seilversichert, mit Kletter-Kindern ab ca. 7 Jahren machbar) und dem Genuss des Rundumblicks ins Allgäuer Alpenvorland, geht es zurück zur Bahn und vorbei an der Tegelberghütte. Bevor die Skipiste sich nach rechts wendet, folgen wir der Beschilderung in Richtung Klettersteig, halten uns jedoch immer links in Richtung Schwangau.
Der Weg zieht mit kurzen Zwischensteigungen durch den Bergwald und mündet schließlich in Serpentinen, die sich steil hinunter ziehen und immer wieder den Blick auf das Märchenschloss freigeben. Nach rund zwei Stunden steht man dann recht unvermittelt vor bzw. auf der Marienbrücke. Diese erklärt auch die wenigen Japaner und Chinesen, die sich die letzten paar hundert Meter in Flipflops den Weg hinauf gequält haben.
Vom Tegelberg kommend betritt man die Marienbrücke wie der junge König selbst: Recht exklusiv gehören einem die ersten Meter der Brücke fast allein, während sich am anderen Ende der Brücke die Touristen fast um ein Bild und ein Stück Aussicht prügeln. Nach ein paar Pflichtbildern hinüber zum Schloss oberhalb der Pöllatschlucht quetschen wir uns durch die Massen und wandern die nächsten Minuten an wartenden Touris entlang. Rund 400 Personen warten hier auf die Besteigung der Brücke…
Nur wenigen hundert Meter später steht man vor dem Schloss und kann auch ohne Eintrittskarte durch das Tor wandern und an den auf den Tourbeginn wartenden Touristen vorbei hinauf gehen um den Innenhof des Schlosses zu besichtigen.
Nach der kurzen Besichtigungstour rund um die Burg folgen wir dem Fahrweg hinab und besuchen noch den Alpsee, der jedem Vergleich mit dem Eibsee standhalten würde. Zurück zur Tegelbergbahn dannn entweder zu Fuß oder mit dem Linienbus.
Egal für welche Tour ihr euch entscheidet, Sie ist die Mühen wert.
Der „Kini“ wusste halt, was schön ist.
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