Zur Heßhütte, einer der ältesten und größten Hütte im Nationalpark Gesäuse, gibt es mehrere Wege: Klassisch von Jonsbach, durch den wildromantischen Hartlsgraben – oder über den ausgesetzten und seilversicherten Wasserfallweg vom Gstatterboden.
Nach unserer kleinen Klettersteigtour auf den Hexenturm oberhalb des Admonter Hauses wollen wir heute den über den Wasserfallweg aufsteigen. Als Ziel für morgen steht eigentlich das Hochtor an, aber das Wetter ist recht durchwachsen vorhergesagt, also brauchen wir wohl einen Alternativplan. Der wird sich unterwegs schon finden, denken wir und starten wenige Kilometer hinter dem Nationalparkzentrum am Gstatterboden am Parkplatz Kummerbrücke unseren Aufstieg.
Über den Wasserfallwegweg zur Hesshütte
Zuerst geht es oberhalb der Enns-Staustufe durch den Wald querend hinüber bevor recht zügig der steile Anstieg beginnt. Zuerst über Felsen und manchen umgestürzten Baum, geht es bald entlang des Felsabbruchs. Schon imposant, wenn man von vornherein sieht, wie weit es am Wasserfall hinauf geht. Schließlich geht es bei der Wandern noch weit über den Wasserfall hinauf.
Unterhalb des Wasserfalls füllen wir nochmal unsere Flaschen, machen eine kurze Brotzeit… dann geht es nach rechts unterhalb der Felsen entlang und in Serpentinen hinauf. Hier beginnt dann auch der eigentliche Wasserfallweg mit einer ersten langen Leiter.
Nach der Leiter geht es zuerst noch auf einem Wanderweg weiter, bevor die nächsten seilversicherten Stücke auf uns warten. Immer wieder geht es in kleinen Serpentinen den Fels entlang hinauf. Nie wirklich schwierig, teilweise aber schon ausgesetzt. Mit Kindern eher nicht zu empfehlen. Und für Ungeübte macht ein Klettersteigset vielleicht auch Sinn, wer viel Klettersteig geht, wird hier aber eher auf das Anseilen verzichten.
Wirklich spannend ist den nochmal die letzte lange Leiter, an deren Ende sich ein guter Rastplatz für eine Pause anbietet.
Danach geht es noch ein gutes Stück durch den Bergwald und ein Hochmoor. Hier wechselt die Farbe der Landschaft dann nochmal vom Grau der Felsen in ein wunderbares Grün. Ein kleiner Bachlauf durchfließt hier die Senke und versorgt die Pflanzen mit ausreichend Wasser.
Am Ende der Senke geht es nochmal steiler hinauf. Es folgt der Abzweig in Richtung Planspitze, die sich hier gut in rund einer Stunde bewingen ließe und ein alternativer Weg in Richtung Hesshütte wäre. Allerdings fängt es an zu regnen: Das Gewitter kommt wohl doch schon etwas früher und so wählen wir den direkten Weg hinüber zur Hütte. Diese sieht man jetzt schon bald auf einem Sattel Drohnen, es sind aber doch nochmal rund 150 Höhenmeter Aufstieg, die im jetzt strömenden Regen vor uns liegen.
Auf der Hesshütte ist einiges los. Sie ist ja auch die größte und älteste Hütte im Gesäuse. Wir ziehen uns um, lagern unsere nassen Sachen im Trockenraum ein und machen es uns gemütlich. Wir haben heute mit dem 850 Höhenmeter Abstieg vom Admonter Haus und 1.100 Höhenmeter Aufstieg über den Wasserfallweg eigentlich unser Tagespensum auch schon erledigt. So manche Gruppe zieht noch im Regen hinauf auf’s Hochzinödl, dessen Gipfel man in Rund einer Stunde erreicht. Mangels Aussicht und der Aussicht auf 2 Stunden im Regen für uns heute keine Option mehr… wir lassen den Tag lieber bei einem steirischen Wein und leckerem Hirschgulasch ausklingen. Ab und an werfen wir noch einen Blick hinaus, wenn es ganz besonders stark blitzt und donnert und freuen uns über das Hüttendach über unseren Köpfen…
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Auf das Hochzinödl
Der nächste Morgen bringt Sonne, aber auch schon Wolken mit sich. Der Hüttenwirt prophzeit „heute gibt’s auf jeden Fall Regen“ und so planen wir um: Statt über den teilweise seilversicherten Josefinensteig auf das Hochtor und dem Abstieg hinunter nach Johnsbach -wo wir mit dem Nationalparktaxi für 9,50€ je Person zurück zum Gstatterboden fahren müssten-, besteigen wir den Hausberg der Hesshütte -das Hochzinödl- und gehen anschließend steil hinab ins Sulzkar und durch den Hartlsgraben zurück ins Ennstal, wo ja auch unser Auto steht.
Der Weg auf’s Hochzinödl startet in den Latschen. In Serpentinen geht es hier gleich zügig steil bergauf. Die letzten rund 200 Höhenmeter geht es dann oberhalb der Latschen nach Norden querend bis hinauf zum Gipfelkreuz. Hier hat man eine wunderbare Aussicht auf die gesamte Gesäuse-Prominenz wie das dominante Hochtor, die Planspitze und den Großen Buchstien gegenüber. Aber auch der Große und kleine Priel und der Dachstein geben sich die Ehre.
Abstieg durch das Sulzkar und den Hartelsgraben
Für den Abstieg wählen wir den Steilen Steig hinab ins Sulzkar. Zuerst queren wir aber noch die Hochfläche des Hochzinödls auf aussichtsreichem Pfad: Immer leicht bergab schlängelt sich der Pfad hier über eine schöne, teilweise mit Latschen bewachsene Hochebene. Nach 20 Minuten geht es einen steilen, teils recht ausgewaschen Pfad hinab in Richtung Sulzkaralm. Hier ist Vorsicht geboten!
Ab dem Sulzkar folgt man nun bis zur unbewirtschafteten Hartelsgrabenhütte dem breiten Fahrweg hinab. Nicht besonders schön, aber man kommt zumindest voran… Ab der Jagdhütte geht es dann links auf einem steilen Weg hinunter durch den Hartelsgraben.
Der Weg wurde bereits vor über 100 Jahren angelegt, um das Holz aus dem Almgebiet unterhalb des Lugauers abzutransportieren. Beim Abstieg kommt man immer wieder an Hinweistafeln und Relikten aus der alten Zeit vorbei. So überquert man den Bach mehrmals auf den alten Brücken. Die Bausubstanz stammt immer noch aus der ersten Bauzeit, nur die Holzbalken mussten bereits mehrfach ersetzt werden.
Man quert immer wieder den in die Enns fließenden Bach, der sich immer wieder gurgelnd durch die Felsen schlängelt. Einige Gumpen laden hier zum Baden ein und so werfen wir uns auch ins erfrischende Nass. Zum Glück, denn eigentlich wollten wir noch ein Bad in der Enns nehmen, die präsentiert sich jedoch aufgrund der Regenfälle der letzten Tage als graubraune Suppe…
Auch zum Fotografieren wären hier genügen Motive geboten. Mit Stativ, ND-Filter und langer Belichtungszeit (oder entsprechender Handy-App und Mini-Stativ) könnte man hier viele schöne Bilder machen. Nur: Wir haben weder eine vernünftige Kamera, noch ein Stativ dabei und so müssen ein paar Bilder von der Handykamera genügen.
Am Ausgang des Hartelsgraben endet leider der schöne Wanderweg und wir müssen noch in etwa drei Kilometer entlang der Strasse zurück zu unserem Parkplatz an der Kummerbrücke. Auch durch einen Tunnel müssen wir, zum Glück ist dieser aber gut beleuchtet und hat einen vernünftigen Gehweg. So kommen wir nach rund fünf Stunden Gehzeit ab der Hesshütte wieder trockenen Fußes am Auto an.
Als wir das Gesäuse hinter uns lassen und in Richtung Autobahn fahren, zieht das schlechte Wetter heran: bereits in Admont ist vom Hochtor, Planspitze, Buchstein & Co. nichts mehr zu sehen und alles verschwindet aus einem Schleier aus Wolken, Nebel und Regen.
Infos:
Karte:
Ausgangs- und Zielpunkt:
Parkplatz Kummerbrücke, ca. 3km östlich von Gsatterboden
Liegt im:
Gesäuse, Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen
Route:
Parkplatz Kummerbrücke – Wasserfallweg – Hesshütte – Hochzinädl – Sulzkar – Hartelsgraben – Parkplatz Hartelsgraben – Parkplatz Kummerbrücke
Alternativrouten:
- Abstieg von der Hesshütte nach Johnsbach.
- Über den Josefinensteig auf das Hochtor und Abstieg durch das Schneeloch nach Johnsbach.
- Von der Haindlkarhütte über den Peternpfad (alpine Route, kein Klettersteig) zur Hesshütte, Abstieg über Wasserfallweg.
Literatur/Reiseführer:
Gesäuse: mit Haller Mauern und Eisenerzer Alpen. 51 Touren. Mit GPS-Tracks (Rother Wanderführer)
Strecke Gesamt
7h, 1.700hm Auf- und Abstieg, 16km
Einkehr & Übernachtung
Hesshütte, Gaststätten am Gstatterboden öder in Johnsbach.
Packliste
- Bergwanderausrüstung (Softshell-Hose & Jacke, Regenjacke, Funktionsunterwäsche, Wandersocken, Wechselklamotten,…)
- Bergwanderschuh Kategorie B/C oder Zustiegsschuh mit fester Sohle
- Hüttenschlafsack, Alpenvereinsausweis bei Übernachtung in der Hesshütte, Geld, Ausweis
- Biwaksack, Erste-Hilfe-Set
- Für Ungeübte/bei schlechtem Wetter: Klettergurt, Klettersteigset, Steinschlaghelm, evtl. Rastschlinge oder Nachsicherung für Kinder
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