Letztes Jahr Ende Mai lag auch noch etwas Schnee, allerdings bei weitem nicht so viel wie aktuell. Für den Junggesellenabschied meines Schwagers (der hier auch ab und an als „Model“ auftaucht) waren wir auf der Suche nach einer Zweitagestour in den Voralpen mit der Möglichkeit, die Tour etwas mit der Bahn abzukürzen, aber trotzdem etwas Erlebnis auch für die Bergfexe unter uns. Mit der Tutzinger Hütte und der Benediktenwand wurden wir fündig. Aber ein Wort vorab: Für jeden Junggesellenabschied ist die Tour aufgrund der Länge nicht geeignet ;-)
Tag 1: Von Lenggries über das Brauneck zur Tutzinger Hütte
Wir starten unseren Aufstieg am Wanderparkplatz Draxlhang in Wegscheid. Nach rund 800 Höhenmetern und genau zwei Stunden Aufstieg auf einem Güterweg durch das Skigebiet stehen wir oberhalb der Brauneckbahn und des Brauneck Gipfelhauses. Die Sonne, die uns beim Parkplatz noch empfangen hat, hat sich leider schon verzogen und es nieselt. Dafür bekommen wir hier Verstärkung. Der Rest unserer Truppe hat sich die ersten Stunden Aufstieg gespart und die Brauneckbahn für eine Abkürzung genutzt. Der Nieselregen treibt uns erst einmal für ein zweites Frühstück ins Brauneckgipfelhaus.
Gut gestärkt geht es im Anschluss weiter: Auf dem Weg in Richtung Tutzinger Hütte geht es vorbei am Schrödelstein (mit 1.548m heute der Platz für ein Fotoshoot eines deutschen Outdoor-Herstellers), hinauf zum Stangeneck auf 1.646m und weiter zum Latschenkopf (1.712m).
Vom Latschenkopf geht es einige Meter bergab bevor sich die Wege trennen. Entweder man steig hier nach rechts ab und quert vermeintlich einfacher unterhalb der Achselköpfe hinüber zum Rotohrsattel (im Frühling quert man hier einen langen Firnhang) oder man steigt direkt über die Achselköpfe. Auch hier sind einige kleine Firnfelder zu queren, den Höhenverlust und den anschließenden Wieder-Aufstieg wollen wir und aber sparen. Also geht es über den schmalen Steig hinauf auf die Achselköpfe und anschließend steil und abschüssig hinunter zum Rotohrsattel. Etwas Trittsicherheit hilft hier.
Ab dem Rotohrsattel gibt es aber keinen Weg mehr: Ein großes Firnfeld und eine schöne Abfahrt im Firn bis fast zur Tutzinger Hütte warten auf uns, den Gipfel besteigen wir am zweiten Tag nach der Übernachtung auf der Hütte. Bei der Abfahrt im Firn sollte man sich jedoch immer links in Richtung Bergflanke orientieren und nicht zu weit nach rechts unten steuern. Sonst landet man weit unterhalb der Hütte.
Für uns gibt der Nebel endlich den Blick auf die Hütte frei, die unter den imposanten Abbrüchen der Benediktenwand liegt. Nach knapp fünf Stunden Wanderung (11km, 1200hm Auf- und 625hm Abstieg) auf der Hüttenterrasse angekommen meint es der Wettergott auch gut mit uns und schenkt und für den Rest des Tages Sonne. Wir trinken das eine oder andere Bier und spielen bis spät Karten.
Tag 2: Von der Tutzinger Hütte über die Benediktenwand zurück nach Lenggries
Am nächsten Morgen erwartet uns wieder Sonnenschein. Nach dem Frühstück geht es wieder über das Schneefeld hinauf, allerdings nach Westen am Rande der Benediktenwand entlang. Etwas mehr als eine Stunde später haben wir die knapp 500hm für den Aufstieg auf die Benediktenwand hinter uns gebracht. So wild wie die Benediktenwand vor der Tutzinger Hütte aufragt, so einfach ist der Aufstieg von der Südseite. Von der Hütte zum Gipfel eine schöne Familienwanderung. Neben dem Aufstieg von der Tutzinger Hütte und von Lenggries wäre auch der Aufstieg von der Jachenau möglich.
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Für uns geht es aber wieder zurück in Richtung Lenggries: Der Weg zum Rotohrsattel geht immer wieder über steile Passagen und Firnfelder entlang. Vorsicht ist hier angesagt.
Zurück am Rotohrsattel nehmen wir weder den gestrigen Weg über die Achselköpfe, sondern steigen bzw. Fahren über das lange Firnfeld hinab zur Probst-Alm. Einer Selbstversorgerhütte des DAV Plus/Oberland. Eine sehr schöne Hütte, allerdings ist diese aktuell wegen notwendiger Brandschutz- und Renovierungsmaßnahmen geschlossen. Der DAV Plus hofft, die Hütte 2019 wiedereröffnen zu können.
Wir steigen über einen schmalen Steig entlang eines Baches zur Edelweißhütte und in das Längental ab. Ein schönes Hochtal und ein schöner Blick zurück zur Benediktenwand. Kurz nach der Längentalalm geht es rechts in den Wald und anschließend in rund eineinhalb Stunden unterhalb des Braunecks zurück nach Lenggries. Die gesamte Laufzeit für die 12km Wanderung von der Tutzinger Hütte über die Benediktenwand nach Lenggries mit 550hm Auf- und 1.150hm Abstieg liegt bei rund 4,5 Stunden.
Wir kehren noch im „Jägers“ am Parkplatz der Brauneck Talstation ein, bevor wir uns langsam auf den Heimweg machen.
Infos
Karte
Anfahrt
Von München Über die Autobahn A8 München-Salzbburg bis zur Ausfahrt Holzkirchen, über Bad Tölz nach Lenggries.
Einkehr & Unterkunft
Brauneck Gipfelhaus
Tutzinger Hütte
Reiser Alm am Zielhang
Jäger’s Wirtschaft/Biergarten am Parkplatz der Brauneck Talstation
Mehrere bewirtete Almen im Skigebiet
Unterkünfte aller Preisklassen in Lenggries
Camping- und Wohnmobilstellplatz „Lenggrieser Bergcamping“ nur ca. 500m von der Talstation entfernt.
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